Dunkler Rausch der Sinne
und
den Frieden in den Bergen. Selbst bei dem Unwetter ist es hier oben schön.
Woher kommen Sie? Ist in der Nähe eine Stadt?«
Der Vampir bewegte sich ein wenig und zeigte dabei ein leichtes
Aufblitzen von Stärke. Seine blutunterlaufenen Augen funkelten. »Wo ist Ihr
Beschützer?«
Jaxon zuckte die Achseln. »Er verschwindet oft und bleibt lange weg.
Ein mächtiger Gegner hat ihn herausgefordert und so etwas ignoriert Lucian
nicht.«
Eine elegant geschwungene Augenbraue hob sich. »Lucian? Sie nennen
einen, der seit langem als tot gilt. Das kann nicht sein. Lucian ist ein
Vampir. Alle Karpatianer wissen das.«
»Ich weiß nur, dass er sich Lucian nennt und sagt, dass ich für immer
bei ihm bleiben soll. Er behandelt mich nicht so, wie ich es mir vorgestellt
hatte.«
»Sagen
Sie mir Ihren Namen.«
»Jaxon.« Als er näher kam, wich sie ein Stück zurück. Sie bewegte sich
sehr anmutig, mit weiblichen, sinnlichen Gesten, die die Aufmerksamkeit des
Vampirs fesselten. Ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen, und sie musste
sich dazu zwingen, die Hände locker herunterhängen zu lassen. Sie spürte Lucian
in ihrem Geist, stark und mächtig und völlig von sich überzeugt. Sie konnte gar
nicht anders als genauso selbstbewusst zu sein. Sie waren eins, ein Geist, ein
Herz, eine Seele.
»Wer sind Sie?« Jaxon klang sehr verführerisch. Sie spürte, dass Lucian
zusammenzuckte, und konnte sich nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen.
Wieder verbeugte sich der Vampir höflich. »Ich bin Sir Robert
Townsend.«
Jaxon
machte große Augen. »Sie sind ein Adliger? Echt?«
Über ihnen bebten und zitterten die Äste, und aus den Baumwipfeln
schwebte ein zweites männliches Wesen herab. Dieser hier war ebenso groß und
dünn und bleich, wie der legendäre
Graf Dracula beschrieben worden
war. Als er lächelte, wurden spitze, verfärbte Zähne sichtbar. Seine Augen
waren seicht und kalt und glühten trotzdem in einem feurigen Rot. Sein Blick
ruhte auf dem anderen Vampir. »Guten Abend, Robbie. Ich hoffe, du unterhältst
die junge Dame nicht mit deinen üblichen Lügen oder versuchst sie mit falschen
Titeln zu blenden.«
Ein langsames Zischen drang aus Townsends Kehle, und rote Flammen
tanzten in den Tiefen seiner Augen. »Verschwinde, Phillipe. Du bist hier
unerwünscht. Die Dame und ich unterhalten uns. Such dir eine andere.«
Der Neuankömmling lächelte, aber in dem Lächeln schwang eine
unverhohlene Warnung mit. »Ich habe deine Anwesenheit nur geduldet, Robbie,
weil du mir von Nutzen warst. Aber nachdem ich gefunden habe, was ich suchte,
bist du nur noch ein Ärgernis. Weg mit dir, sage ich.«
Townsend gab ein tiefes Knurren von sich und trat einen Schritt näher
an Jaxon heran. Sie achtete darauf, nicht zwischen die beiden Kontrahenten zu
geraten. Es würde problematisch werden, sich gegen zwei auf einmal zu
verteidigen; ihr war es lieber, sich einen nach dem anderen vorzunehmen. Innerlich
zitterte sie angesichts der Erkenntnis, dass sie es hier tatsächlich mit
Monstern zu tun hatte, nicht mit Menschen. Sie waren durch und durch böse; zwei
umlauerten sie, und ein dritter hielt sich irgendwo in der Nähe verborgen. Sehr
nahe. Sie konnte ihn spüren.
»Die Frau ist hergekommen, um mit mir zusammen zu sein, Phillipe, nicht
mit dir. Ich habe dein lächerliches Ego lange genug ertragen müssen.«
Jaxon warf Sir Robert Townsend ein atemberaubendes Lächeln zu und
senkte die Wimpern. Ihre Zungenspitze kam hervor und fuhr über ihre Unterlippe,
um die Aufmerksamkeit auf ihre üppige Fülle zu lenken.
Phillipe fletschte die Zähne und stürzte sich auf den jüngeren Vampir,
indem er mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die Luft schoss, schneller,
als Jaxon erwartet hätte. Sie kannte zwar Lucians Erinnerungen, aber die
Realität war trotzdem beängstigend. Die beiden Vampire prallten mit krachenden
Fängen und Klauen aufeinander. Es war ein grauenhafter Anblick. Während sie
miteinander kämpften, wechselten sie ständig die Gestalt, verwandelten sich in
ein Tier nach dem anderen und gaben dabei furchtbare, knurrende Laute von sich.
Jaxon stand wie erstarrt, außerstande, den Blick von den zwei
behaarten, sich windenden Körpern zu wenden, die alle erdenklichen Waffen
einsetzten, von spitzen Hörnern bis zu Spießen. Es war wie eine Szene aus
einem Horrorfilm. Blut spritzte in hohem Bogen auf die Erde. Instinktiv wich
sie zurück, denn mit der giftigen Substanz wollte sie keinesfalls in Berührung
kommen. Sie biss
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