Dunkler Rausch der Sinne
niemals vergessen würde.
Ihre Zunge strich über seine Brust und verschloss die winzigen Wunden
im selben Moment, als sich sein Leib unter ihren Händen anspannte und ihr
eigener Körper zerbarst. Sie hörte ihre Stimme, den Laut, der aus ihrer Kehle
drang, leise und rau. Sie schmeckte ihn, fühlte, dass der schreckliche Hunger
in ihrem Inneren gestillt war, während ihr Körper erbebte und in Flammen stand,
in die Nacht hinein explodierte und Teil von Raum und Zeit wurde.
Dann starrte sie ihn an, aus großen, schreckensgeweiteten Augen. Sie
konnte nicht glauben, wozu ihr Körper fähig war. Sie konnte nicht glauben, was
sie gerade so bereitwillig getan hatte. Sie wollte, dass ihr Körper diese
Flüssigkeit ablehnte, aber stattdessen genoss sie es, sein Blut auf ihren
Lippen zu schmecken wie berauschenden Nektar. Verbissen stemmte sie sich mit
den Händen gegen seine Brust, wollte nur noch von ihm wegkommen, um klar denken
zu können. Sein Blick verschleierte sich, wurde dunkel und gefährlich und
wanderte langsam über ihr Gesicht. Unverhüllter Hunger lag in seinen Augen,
dunkles Begehren. Er beugte sich vor und ließ seine Zunge über ihren schlanken
Hals streichen. »Ich bin mir nicht sicher, ob das reicht, um meinen Hunger zu
stillen. Ich will dich noch einmal.«
»Das ist nicht möglich!«, keuchte sie, aber er streichelte bereits
ihren Körper und weckte erneut ihr Verlangen.
»Für uns gibt es keine
Einschränkungen«, raunte er ihr ins Ohr. »Du musst noch viel lernen.«
Stunden später kuschelte sich
Jaxon in einen Sessel in Lucians Arbeitszimmer. Ihr Körper war immer noch
köstlich wund und prickelnd von ungezählten Liebesstunden. Lucian war abwechselnd
sanft und wild, zärtlich und ungezähmt gewesen, hatte sie unablässig aus
hungrigen Augen beobachtet. Erst als er erkannte, dass sie erschöpft war,
hatte er sie nach oben ins Badezimmer getragen, unter die Dusche gestellt und
sie mit viel zu liebevollen Händen gewaschen. Im Moment war sie sich nicht
sicher, ob sie je wieder in der Lage sein würde, ihm in die Augen zu schauen.
Um sich möglichst unbefangen zu geben, schlug sie die Zeitung auf und überflog
eher gleichgültig die Schlagzeilen. Plötzlich weiteten sich ihre Augen vor
Überraschung. »Gestern ist Samuel Barnes gestorben!«
Lucian,
der gerade am Computer arbeitete, hielt inne. Er hatte klar erkannt, was in ihr
vorging, und sich Mühe gegeben, ihr etwas Freiraum zu lassen. Seine Jaxon war
ihm gegenüber befangen nach all den Stunden voller Sinnlichkeit, die sie miteinander
verbracht hatten. Er blickte über die Schulter und zog eine Augenbraue hoch.
»Der Banker?«
»Ganz recht, der Banker Mr. Bringt-mich-in-die-Schlagzei- len. Er ist
in seinem Haus gestorben. Ein Angestellter fand ihn und versuchte ihn
wiederzubeleben, schaffte es aber nicht. Ich hatte ihn immer im Verdacht, einer
der Drahtzieher im Drogenhandel unserer Stadt zu sein, konnte ihn aber nie
festnageln.«
»Und
wie ist er gestorben?«
Jaxons Augen sahen ihn über den Rand der Zeitung unverwandt an.
»Anscheinend deutet nichts auf äußere Einflüsse hin.« Ihre Stimme klang
plötzlich misstrauisch. »Du hast Barnes doch nicht gekannt, oder?«
»Jaxon.« Er sagte ihren Namen ganz leise und mit so samtweicher
Stimme, dass ihr Herz einen Schlag aussetzte. »Du willst mich doch wohl nicht
beschuldigen?«
Sie errötete aus keinem anderen Grund außer der Art und Weise, wie er
sie ansah. Lucian war die verkörperte Selbstbeherrschung. Er mochte tödlich
sein, aber er wurde nie laut. Nichts schien ihn zu betreffen, es sei denn, er
schaute sie an. Sie konnte den furchtbaren Hunger sehen, der jedes Mal, wenn
sein dunkler Blick auf ihr ruhte, unter der Oberfläche schwelte. Er war so
sexy, dass es ihr schon den Atem nahm, wenn sie ihn nur anschaute. Aber jetzt
war nicht der richtige Zeitpunkt, um daran zu denken, was zwischen ihnen
vorgefallen war. Sie hatte das Gefühl, dass es ihr im Moment ganz gut gelang,
sich mit den Fingerspitzen an den letzten Rest gesunden Menschenverstandes zu
klammern. Sie schaffte es, die Wahrheit über das, was Lucian mit seiner
»Umwandlung«, bei ihr bewirkt hatte und was sie seither mit ihm gemacht hatte, auszublenden.
Karpatianerinnen mussten geradezu sexbesessen sein, denn die normale Jaxon war
es eindeutig nicht. Sie schüttelte den Kopf, entschlossen, sich nicht von der
Fährte abbringen zu lassen. Konnte Lucian etwas von ihrer Verbindung zu Barnes
gewusst haben? Wie kam sie bloß auf den
Weitere Kostenlose Bücher