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Dunkler Schnee (German Edition)

Dunkler Schnee (German Edition)

Titel: Dunkler Schnee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Klein
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würden ihre Eltern mittragen. Doch schwer wog die Erkenntnis, dass sie nach Hause gehen und verliebte Verlobte spielen musste.

18. Es wird ernst
    Als Marisa ihre Wohnung betrat, klingelte das Telefon. Es war Volker.
    „Hallo, mein Engel!“, sagte er. Marisa kam seine Stimme bemüht unbekümmert vor und meinte fast, die Verlogenheit spränge sie aus dem Telefon heraus an. Dennoch schaffte sie es, einen harmlosen Tonfall an den Tag zu legen: „Oh, Volker, du hast Glück, Laurens ist nicht zu Hause.“
    „Das ist gut“, klang es leiser an ihr Ohr, „ich habe Sehnsucht nach dir.“
    Du Bastard, dachte Marisa, aber mit kecker Stimme erwiderte sie: „Ich bin ja auch ein scharfer Feger, wie du vielleicht bemerkt hast.“ Doch dann schlug sie einen ernsten Ton an und sagte ihm ohne Zögern, als würde sie es von einer Buchseite ablesen: „Volker, wir können uns vorerst nicht mehr sehen. Die Hochzeit ist schon bald. Bitte versuch mich zu verstehen, so sehr es mich auch reizt, dich zu treffen.“
    „Marisa – ich, warte, ich muss es richtig formulieren. Marisa, ich hab mir Gedanken gemacht, wir sollten reden. Warum sagst du die Hochzeit nicht ab? Du liebst ihn doch gar nicht!“
    Was, zum Teufel, sollte das denn? Marisa runzelte die Stirn und war froh, dass Volker sie nicht sehen konnte. Welches Spiel spielte er? Warum klang er plötzlich so ernst? Fast sorgenvoll, fast leidend …?
    „Volker, ich weiß nicht, was ich sagen soll – das mit uns ist doch nur …“
    „Eine Affäre?“
    „Ja, eine Affäre.“
    „Ich liebe dich.“
    Marisa wurde es heiß, sie verstand nichts mehr. „Volker, bitte, ich lege jetzt besser auf.“
    „Marisa, warte! Können wir uns sehen? Bitte!“
    „Nein, ich – ich denke, das ist nicht gut. Bitte, Volker, ich rufe dich wieder an, ja? Ich muss mir über einiges klar werden.“
    „Ich warte darauf, Marisa, ich meine es ernst.“
    Sie legte auf. Das Telefon war nass von ihrem Handschweiß.
    Kurz darauf klingelte es erneut. Marisa zuckte zusammen. Was, wenn es wieder Volker war? Sie fühlte tief in ihrem Inneren die Erleichterung von vorhin schmelzen und verfluchte zum x-ten Male, dass sie kein Telefon mit Rufnummernanzeige hatte. Volker sollte sie in Ruhe lassen! Alle sollten sie in Ruhe lassen! Zögernd griff sie nach dem Hörer. „Ja?“, sagte sie statt ihres Namens.
    „Marisa, ich bin’s, hör zu!“ Laurens! Sie atmete hörbar aus.
    „Was gibt es?“
    „Ich muss noch mit Jörg ins Krankenhaus, er hat sich wahrscheinlich einen Sehnenriss zugezogen. Kann länger dauern. Bis dann.“
    Na das passt ja hervorragend, dachte sie bitter, legte auf, war aber auf der anderen Seite froh, die nächsten Stunden alleine zu bleiben. Das Gespräch mit Volker hallte nach, sie konnte den Klang spüren, aber nicht verstehen. Sie ging in die Küche, öffnete eine Flasche Wein, trank das erste Glas in einem Zug leer, nahm das wieder gefüllte Glas und wollte ins Wohnzimmer gehen, als sie im Flur wie gebannt auf den Boden vor der Wohnungstür blickte. Etwas Weißes lugte unter dem Spalt in den Flur. Ohne überrascht zu sein, bückte sie sich und zog den Brief in die Wohnung. „Da bist du ja“, sagte sie zu dem Papier, „du kleiner Schelm. Mal sehen, was du für Neuigkeiten hast.“ Sie trank auch das zweite Glas auf ex und fühlte sich danach stark genug, ins Wohnzimmer zu gehen. Sie wankte leicht, rülpste laut und kicherte kurz und hysterisch. Den Brief legte sie auf den Couchtisch, stellte ihr Glas daneben, betrachtete beide und überlegte. Das Ergebnis ihrer Überlegung führte sie zunächst wieder in die Küche, wo die angebrochene Flasche Wein stand. Sie nahm sie und wankte zurück zu dem Brief. Unterwegs eckte sie am Türrahmen und am Tisch an. Mit Mühe und äußerster Konzentration füllte sie das Glas ein drittes Mal, ließ sich auf die Couch fallen und starrte den Brief an. So verweilte sie für Minuten, bis sie das Gefühl hatte, ihr Magen habe sich wieder etwas geleert. Das dritte Glas trank sie in kleinen Zügen und brauchte eine halbe Stunde dafür. Dann schlief sie ein.
    Durch das Läuten des Telefons wurde sie wach; draußen war es schon längst dunkel. Ihre Bewegungen passten sich dem faden Geschmack auf der Zunge und dem dumpfen Kopfschmerz an. Kurz bevor sie endlich das Telefon erreichte, hörte das Klingeln auf. „Mist!“, fluchte sie und suchte den Lichtschalter. Das plötzliche Flutlicht auf ihre Pupillen erzeugte einen stechenden Schmerz hinter der Stirn. Sie

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