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Dunkler Schnee (German Edition)

Dunkler Schnee (German Edition)

Titel: Dunkler Schnee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Klein
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kann als meine Dankbarkeit. Was für eine seltsame Situation!

    Auf dem Heimweg piepst ihr Handy erneut. Schlagartig ist das mulmige Gefühl im Magen wieder da. Marisa sieht Adam, der am Steuer sitzt, verängstigt an. „Sieh nach!“, sagt er nur und konzentriert sich auf die Straße.

    „Wo bist du? Du kannst dich vielleicht kurzfristig verstecken, aber letztendlich finde ich dich doch!
    Du hast mein Leben zerstört und dafür wirst du bezahlen!“

    Die Entspannung der letzten Stunden ist dahin; Marisa steckt das Telefon weg und drückt sich ganz tief ins Autopolster.
    „Das kriegen wir schon hin“, murmelt Adam.
    Doch die Übernahme von Adams Zuversicht hält nicht lange vor, sie dringt nicht bis in den Schlaf. Marisa wälzt sich in der Nacht hin und her, steht auf, holt sich ein Wasser, schlüpft zurück unter ihre Decke auf Adams Gästesofa und grübelt, inwiefern Georg sie an seinem, wie auch immer gearteten, Unglück verantwortlich machen kann. Was war denn passiert, woran sie Schuld hatte?

    Adam begrüßt sie am Morgen mit einer Tasse Kaffee und einem strahlenden Lächeln. Er ist schon in Anzug und Krawatte gekleidet, bereit für die Arbeit. „Hier, das ist diese Nacht angekommen!“ Er wedelt mit einem Papier vor ihrer Nase her.
    „Was ist das?“, fragt Marisa müde. Sie hat einen bruchstückhaften Schlaf hinter sich und lechzt nach einem starken Kaffee.
    „Ein Fax. Mehr weiß ich auch nicht; es scheint auf Deutsch zu sein. Kann ich nicht lesen.“
    „Oh mein Gott! Das ist von Elke!“ Marisa ist hellwach und nimmt das Papier an sich.
    „Das ist also des Pudels Kern“, murmelt Marisa, nachdem sie das Fax gelesen hat, und merkt gar nicht, dass sie wieder in ihre Muttersprache verfallen ist.
    „Was ist es?“, fragt Adam freundlich, aber nicht geduldig.
    „Das ist meine unbeschwerte Zukunft!“
    Vorsichtig macht sich ein Lächeln in Marisas Gesicht breit.

28. Konsequenz
    Volker war nach ihrer gemeinsamen Nacht wie vom Erdboden verschluckt. Kein Anruf erreichte sein Ziel, kein Druck auf den Klingelknopf seiner Wohnung wurde mit einem Türöffnen belohnt. Marisa wartete zwei Wochen vergeblich auf ein Lebenszeichen. Sie war wieder kurz davor, den Glauben an alles, was Ruhe, Sicherheit und Angstfreiheit versprach, zu verlieren. Zwischen Verzweiflung und Panik, nicht mehr auf ihre innere Stimme hören zu können, versuchte sie herauszufinden, was geschehen war.
    Im Hundeclub hatte Volker sich nicht angemeldet, sondern schien nur dort gewesen zu sein, um mit Marisa ins Gespräch zu kommen, ohne dass sie eine Szene machen würde. Vermutlich gab es gar keinen Hund in seinem Besitz. Marisa war ratlos. Sie fühlte sich schon wieder benutzt. Sie fühlte sich beschmutzt. Aber wieso tat er so etwas? Musste er sein Ego aufmöbeln? War er doch so eine schwache Nummer, die nur vom Zuspruch der anderen lebte? Warum nur hatte er von seinen tiefen Gefühlen für Marisa geradezu geschwärmt? Ging es ihm nur darum, sie ins Bett zu bekommen? Das durfte doch alles nicht wahr sein! Bestand ihr Leben nur noch aus billigen Klischees?

    Mehrere Male blieb sie im Supermarkt vor dem Weinregal stehen, um die bunten Etiketten der Flaschen zu lesen; einmal ergriff sie eine Flasche Riesling, fühlte das kühle Glas, wog den vermeintlichen Trost lange in der Hand, bis sich die Flasche nicht mehr kühl anfühlte und eine Angestellte des Marktes sie kritisch beäugte. Langsam stellte sie die Flasche zurück ins Regal.
    X-mal wählte sie Volkers Nummer. Doch nicht einmal eine automatische Mailbox war vorgeschaltet, um ihr Begehren zu registrieren. Auf ihrem eigenen Anrufbeantworter fand sie regelmäßig die Kontrollanrufe ihrer Eltern und die besorgten Nachfragen Yvonnes. Marisa hatte keine Lust, die lästigen Fragen zu beantworten, obwohl sie ihrer Freundin gegenüber Andeutungen über eine Beziehung zu Volker gemacht hatte. Könnte sie freudestrahlend von einer funktionierenden Verbindung zwischen sich und dem Mann berichten, wäre es leicht, sich zu öffnen. Aber nur Schaden und Scheitern und Frust zuzugeben, war wie ihr persönliches Waterloo. Dass ihr Rückzug eine Lawine von Sorgen und Fragen lostreten würde, war ihr sonnenklar. Sie musste sich umgehend melden, wollte sie vermeiden, dass sich ein Suchtrupp zu ihrer Wohnung aufmachte. Mit vorbereiteten Sätzen präpariert telefonierte sie am Abend und gab vor, neue Klienten zu haben und vom Hund stark in Anspruch genommen zu sein.
    Von Volker kam keine Silbe. Sie wartete noch

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