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Dunkler Spiegel

Titel: Dunkler Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Duane
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fortschrittlich, aber im Vergleich schwach, verkrüppelt durch Ethik, im Prinzip von Schafen bevölkert, wenn man davon ausgehen konnte, wie die Besatzungsmitglieder des Raumschiffes, die sie gesehen hatten, sich verhalten hatten. Ein noch nicht ausgebeuteter Ort, der jede Menge Gelegenheit für Eroberungen bot – denn nach allem, was die Offiziere, die es auf dieses Schiff verschlagen hatte, beobachtet hatten, waren die Leute da drüben nicht unbedingt auf Eroberungen aus. Sie mußten nur eine Möglichkeit finden, den Wechsel zwischen den Universen, zu dem es zufällig gekommen war, absichtlich herbeizuführen, und ohne daß ein Austausch von identischem Personal oder Ausrüstungsgegenständen erforderlich war.
    Picard seufzte, als er daran dachte, wieviel Verstand, Geld, Zeit und Energie dafür aufgewendet worden sein mußten, die Fragen zu beantworten, die theoretischen Probleme zu lösen und schließlich die technischen Voraussetzungen zu schaffen, die mit diesen großen, sperrigen Behältern unten in der technischen Abteilung identisch sein mußten. Sie hatten das Problem gelöst. Sie hatten durch vorzüglichen (wie er eingestehen mußte) Gebrauch der Informationen, die ihnen in die Hände gefallen waren, eine ganz neue Welt geschaffen, ein Universum mit zahlreichen Welten, die man erobern konnte...
    ... angefangen mit der Enterprise . Das Mitleid und der Schmerz, die nun in ihm emporstiegen, waren genauso stark wie der Zorn über den Angriff auf seine Welt, sein Schiff. Diesen Ort kann man einfach nicht so belassen , dachte er. Die Unschuldigen hier verdienen ein Leben, das sie frei von dieser Tyrannei führen können.
    Aber wie? Wie nur?
    Er war wieder bei dem alten Problem der Massenträgheit. »Einer allein kann die Zukunft nicht ändern«, hatte Spock offensichtlich zu Kirk gesagt. »Aber einer allein kann die Gegenwart bewegen«, hatte Kirk erwidert. Damit hatte er, wie so oft in seiner Laufbahn, recht gehabt. Gebt mir einen Ort, auf den ich mich stellen kann , hatte dieser antike Wissenschaftler gesagt. Aber man brauchte einen Hebel, der lang genug war, und den richtigen Ort, auf den man sich stellen konnte. Und den hatte Spock, so fähig er auch gewesen sein mochte, nicht gehabt.
    Aber da war noch etwas – der Zusammenbruch des Empire, den Spock vorhergesagt hatte, lag nun achtzig Jahre näher als damals. Das ganze System war in sich nun nicht mehr so stabil, anfälliger für Störungen. Mit weniger Aufwand? fragte Picard sich. Aber erst, wenn ich ein paar Antworten mehr habe. Wer ist der Hebel? Wo stehe ich?
    Er schaute lange auf den Bildschirm; dann erklang der Türsummer. Er schaltete das Terminal aus und erhob sich. »Herein«, sagte er.
    Die Tür öffnete sich. Draußen auf dem Gang war die Beleuchtung gedämpft, ob nun wegen der immer wieder auftretenden Energieausfälle oder weil nach der Schiffszeit die Nacht angebrochen war, konnte er nicht genau sagen. Wie dem auch sein mochte, aus dem Halbdunkel trat anmutig eine noch dunklere Gestalt herein. Er sah das Schwingen des glitzernden Stoffes, das Metall des Harnisches, das Funkeln des Messers und, ganz schwach, den Glanz des Lichts der Lampe über seinem Bett, der sich in den dunklen Augen spiegelte. Es war Counselor Troi.

13

    C aptain«, sagte die Counselor. Picard deutete eine Verbeugung an und suchte in seiner Erinnerung nach Liedern und Gedichten – obwohl sie wohl kaum mehr als große Melancholie und Kummer wahrnehmen würde, falls sie jetzt dort stöbern sollte.
    »Sie haben Schwierigkeiten mit dem Einschlafen«, sagte sie. »Ich konnte es bis auf die Brücke hinauf spüren.«
    Ihre Stimme war durchaus sanft, enthielt aber eine – wenn auch freundlich klingende – versteckte Andeutung, die mitten ins Schwarze traf. Er entschloß sich, sie vorerst zu ignorieren, und deutete auf einen Sessel.
    Sie ignorierte die Geste, nahm auf dem Bett Platz, lehnte sich auf die ausgestreckten Arme zurück und sah ihn an. Die dunklen Augen betrachteten ihn nachdenklich.
    »Ein großes Gefühl der Beeinträchtigung«, sagte sie, »der Anspannung. Man hat uns gewarnt, daß es dazu kommen würde. Ein Berufsrisiko in einer solchen Situation, in der wir wissen, daß sich dort draußen unsere anderen... Ichs befinden. Die Neugier läßt sich nur schwer bezähmen.«
    »Der Ansicht bin ich auch«, sagte Picard, »sonst wären Sie ja wohl kaum hier.«
    »Ja, nun... Es ist schließlich meine Aufgabe, die Offiziere im Auge zu behalten. Dafür zu sorgen, daß sie

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