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Dunkler Spiegel

Titel: Dunkler Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Duane
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des Empire in den Grenzen von vor einhundert Jahren«, sagte er zum Computer. »Nein«, verbesserte er sich sofort. »Im Jahr von Spocks Tod.«
    Der Bildschirm wurde dunkel und zeigte ihm dann eine große, unregelmäßig geformte Raumausdehnung, die die anmutigen Kurven der äußeren Spiralarme der Galaxis überlagerte. Im Vergleich zu der Galaxis im ganzen war sie klein, entsprach höchstens sechs oder acht Prozent davon. Doch sie hatte trotzdem noch einen sehr, sehr großen Rauminhalt. Die Erde befand sich nur annähernd in ihrem Mittelpunkt: die Hauptachsen der Forschung – oder in diesem Fall Ausbeutung – folgten den breiten Sternenströmungen in diesem Arm, und die unregelmäßige Amöbenform zeigte keine oder nur wenig Ähnlich keit mit der Föderation, wie sie zu dieser Zeit in seinem Universum ausgesehen hatte.
    »Zehn Jahre später«, sagte Picard. Der Fleck wurde größer, Protuberanzen stachen unregelmäßig über die gesamte Oberfläche hinaus. Die räumliche Ausdehnung des Empire war um etwa zehn Prozent größer geworden.
    »Weitere zehn Jahre vorwärts.« Eine weitere Zunahme, diesmal etwas mehr; erneut griff sie über den galaktischen Arm hinaus, hin zu den weiter voneinander entfernt befindlichen Sternen, zwei Drittel des Weges bis zum Rand hinaus.
    »Fahre in Zehnjahressprüngen fort bis zur Gegenwart.«
    Auf dem Monitor erschienen leuchtende, übereinander gesetzte, amorphe Formen. Jedesmal war die prozentuale Ausdehnung größer geworden. Die in den letzten zehn Jahren war die größte überhaupt, das Wachstum entsprach einem Gebiet, das fast so groß war, wie das gesamte Empire es achtzig Jahre zuvor gewesen war.
    Aber es gab ein Problem. Der Sagittarius-Arm, jener Spiralarm der Galaxis, in dem die Erde und – in seinem Universum – die Föderation, das Klingonische Imperium, das Romulanische Reich und, mit Ausnahme der Borg, alle anderen bekannten Spezies angesiedelt waren, war lediglich durch Schwerkraft mit dem galaktischen Kern verbunden. Wie es in der Vergangenheit mit anderen Armen der Galaxis geschehen war, war er durch die Hauptmasse des gekrümmten, sich drehenden größeren Arms »zerstreut« worden, wie ein Tröpfchen vom Hauptstrahl eines Wasserfalls weggeschleudert wurde. Der Arm würde später wieder mit dem Hauptstrom des galaktischen Strudels verschmelzen, oder in zwei Hälften auseinanderbrechen, und die Teile würden sich dann mit benachbarten Armen vereinigen, aber das würde noch Hunderttausende, vielleicht Millionen von Jahren dauern.
    Im Augenblick war der Sagittarius-Arm eigenständig. Seine Größe war so gewaltig, daß es in Begriffen der Lebensspanne der meisten intelligenten Spezies keine große Rolle spielte, ob er mit irgend etwas verbunden war oder nicht. Für Imperien, die eine Expansion in bescheidenem Rahmen betrieben, stellte sich dieses Problem wirklich nicht.
    Aber das Ausmaß der Expansion dieses Empire hatte wirklich nichts mehr mit Bescheidenheit zu tun. In jedem Jahrzehnt war das Ausmaß des erforschten Raums größer geworden. Nicht der Erforschung aus Vergnügen oder Wissensdrang oder auch nur Abenteuerlust, sondern um des Überlebens und des Betreibens willen, einer Politik, die mittlerweile Hunderte von Jahren alt und denen, die sie betrieben, zu tief in Fleisch und Blut übergegangen war, als daß sie jetzt noch irgendeinen Ausweg sahen.
    Jetzt, dachte Picard zum erstenmal mit einem Anflug von Mitleid, verstehe ich, warum die Raumschiffe in diesem Universum über so starke Triebwerke verfügen. Wenn man nichts anderes kannte, als neue Welten zum Erobern zu suchen und sie zu erobern, brauchte man Geschwindigkeit und Energie dringender als alles andere. Und Langlebigkeit. Der Himmel allein mochte wissen, wie lange die Missionen einiger dieser Schiffe tatsächlich dauerten. Diejenigen, die am weitesten ins Unbekannte hinausflogen, mußten, wenn er sich nicht völlig verrechnete, etwa... er schüttelte den Kopf. Dreißig Jahre lang unterwegs sein? Vierzig? Er fragte sich, ob in solchen Fällen der Mord an vorgesetzten Offizieren vielleicht nicht sogar verständlich war. Entweder weil man sie einfach nicht mehr sehen und Jahr für Jahr ihr Verhalten ertragen konnte, oder weil es keine andere Möglichkeit gab, befördert zu werden.
    Nun erkannte er die Natur der Falle, in die das Empire gestürzt war. Er hatte zwar nur wenig über dessen Geschichte gelesen, doch ihm war einigermaßen klar, was geschehen war. Sie hatten sich in der Galaxis so weit

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