Dunkler Spiegel
zuflüstert, und es geht zügig voran mit der Karriere... Wenn Sie es so handhaben, können wir, die niederen Dienstgrade, es doch auch versuchen, oder? Warum soll ich es nicht auf die gleiche Tour probieren?« Und plötzlich dämmerte eine wilde Hoffnung in ihm... aber er blieb vorsichtig. Sein Gesichtsausdruck wurde fast verschlagen. »Ich frage mich, weshalb Sie mich darauf angesprochen haben. Ich will Ihnen gegenüber nicht respektlos sein, Counselor«, fügte Stewart schnell hinzu. Aber der verschlagene Ausdruck wurde stärker. »Sie sind Nummer Eins also überdrüssig geworden?«
Der gefühlsmäßige Unterton seiner Worte klang dermaßen belustigt, und es schwang eine solche Abneigung darin mit – eine leicht laszive Abneigung –, daß Deanna fast errötet wäre, aber eben nur fast. »Und wenn dem so wäre?« fragte sie.
»Dann würde es sich für Sie vielleicht auch lohnen. Ich weiß über Betazoidinnen Bescheid – das ist eins ihrer Probleme, nicht wahr? Manchmal kriegen sie einfach nicht... genug davon. Aber einige von uns würden Sie vielleicht überraschen. Die sind nicht so schnell erschöpft wie« – der Mann sah sich nervös und hektisch um – »Nummer Eins. Er hat in letzter Zeit sowieso so viel zu tun mit...« Und nun schaute Stewart ganz kurz zu Picard hinüber, der sich in Crushers Büro wieder gesetzt hatte und sich bemühte, nicht zu ihnen hinüberzusehen.
»Commander Rikers Pflichten können ihn manchmal ganz schön in Anspruch nehmen«, sagte Deanna neutral.
Stewart stieß ein lautes Gelächter aus, in dem sich Zorn und Erheiterung mischten. »Dann machen wir doch ein Geschäft. Lassen Sie mich den Dienst wieder aufnehmen... beenden Sie diesen Test oder diese Übung – oder was auch immer es ist. Ich bin ein gutes Mannschaftsmitglied. Ich bin loyal. Ich stehe treu zu meinen Vorgesetzten. Ich habe mein Mäntelchen nie nach dem Wind gehängt, habe sie nie hintergangen. Ich bin so gut wie jeder andere Ihrer Männer. Sie könnten mich meinem Vorgesetzten problemlos abkaufen... oder mich einfach nehmen.« Er versuchte, ihr gut zuzureden, doch unter seinem Geschwätz blieben die Furcht und die Verwirrung bestehen. Doch sie nahm auch ein Gefühl der wachsenden Kühnheit wahr: Er schien zu glauben, schon etwas erreicht zu haben, vielleicht nur aufgrund der Tatsache, daß er noch lebte. »Ein Wort, ein Gefallen – Sie haben die Macht auf diesem Schiff. Jeder weiß das. Sogar er.« Sein Blick glitt wieder kurz zu Picard. »Sie wissen ja«, fügte er leise hinzu, »selbst der Captain kann nicht ohne die Zustimmung der Sicherheitschefin handeln.«
Troi mußte unwillkürlich schlucken. »Nur noch eins. Sagen Sie mir noch einmal, was man Ihnen befohlen hat. Man hat Ihnen gesagt, man würde Sie auf ein Schiff wie die Enterprise beamen – aber es sei nicht die Enterprise .«
»Das hat man mir gesagt. War die Ausdrucksweise falsch? Soll ein anderer bestraft werden?« Und unter der Frage hob sich eine schreckliche Freude und Erleichterung. Er verspürte noch immer große Unsicherheit, doch nun glaubte er, ein anderer stecke in Schwierigkeiten, nicht er, und diese Falle gelte einem anderen Mannschaftsmitglied.
»Das war alles?« Troi wollte verzweifelt hinzufügen: Nichts über ein anderes Weltall, über ein Paralleluniversum? Aber sie wollte ihm keine Worte in den Mund legen; das hätte nicht geholfen.
Stewart nickte, atmete tief aus und warf ihr dann einen schiefen Blick zu. »Ich habe mich gewundert. Es ist selten genug, daß ein Offizier sich mehr für einen von uns als für unsere Agoniesimulatoren interessiert.« Seine Hand kroch unwillkürlich zu der Stelle, an der sein Kommunikator sich hätte befinden müssen. »Und was Sie betrifft...« Der Zorn und die Furcht waren in Stewart dermaßen ausgeglichen, daß er alles mögliche hätte sagen können, und Troi hätte solch einen Ausbruch begrüßt, da er wahrscheinlich enthüllender als all seine Wortgefechte gewesen wäre. Komm schon , drängte sie ihn im Geiste, sag mir, was du davon hältst, laß es raus.
Stewart schottete sich wieder ab, drehte sich um und krümmte sich vor Frustration, Gier, Verwirrung und Angst. Troi seufzte. »Halten Sie ihn noch eine Weile hier«, sagte sie zu Ryder und Detaith. »Vielleicht will ich noch mal mit ihm sprechen.« Dann sah sie Stewart einfach an – und jene Welle der Furcht durchlief ihn dermaßen heftig, daß er ihren Blick nicht zu erwidern wagte. Hoffnungslosigkeit, die Angst vor dem unmittelbar
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