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Dunkler Spiegel

Titel: Dunkler Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Duane
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Schluß, daß das Leben süßer als die Ehre ist. Indem sie sich ergaben, dachten sie, konnten sie zumindest das Leben der Zivilisten auf der klingonischen Heimatwelt retten. Vielleicht redeten sie sich ein, daß sie ihren Widerstand später erneut aufnehmen und ihre Ehre wiederherstellen konnten: Ihre Nachkommen sollten leben, um eines Tages zu kämpfen. Aber sie haben sich einer Täuschung hingegeben. Ihre Nachkommen kennen jetzt seit drei Generationen nichts anderes als das Empire. Mittlerweile bezweifle ich, daß es ›eines Tages‹ noch zu einem Kampf kommen wird.« Er sah Picard an. »Sie haben sich an ihre Position gewöhnt... und vielleicht war das sogar klug. Denn wer kann dem Empire widerstehen? Nicht, daß es noch viele versuchen könnten. Warum wären wir sonst hier?«
    Picards Gedanken bewegten sich in kleinen Kreisen. Die Klingonen waren hier keine Verbündeten, sondern eine unterworfene Rasse? So etwas konnte man sich kaum vorstellen. Was für eine Macht hatte das Empire, wenn es sie zu Sklaven machen konnte? Und dann die noch schrecklicheren Worte: Nicht, daß es noch viele versuchen könnten. Warum wären wir sonst hier?
    Picard hätte dazu gern hundert Fragen gestellt, wagte es im Augenblick aber nicht. »Mr. Worf, das alles ist sehr alte Geschichte. Wie beeinträchtigt sie hier und jetzt Ihre Ehre?«
    »Captain, das spielt kaum eine Rolle. Mein ganzer Planet wurde vor fast einem Jahrhundert ›verurteilt‹, als die Erdflotte unsere eigene Flotte zuerst auf unser Territorium zurücktrieb, uns dann von allen verbündeten Welten abschnitt und sie vernichtete. Das war das letzte Mal, daß unser Schicksal in unseren eigenen Händen lag, und wir haben es fortgeworfen.« Worf schaute schrecklich resigniert drein: Es war das Gesicht eines Mannes, der über etwas sprach, das schon lange vor seiner Geburt verloren war und wahrscheinlich nie zurückkommen würde. »Es spielt jetzt kaum eine Rolle.«
    »Es spielt eine sehr große Rolle«, sagte Picard. »Besonders insofern, als daß es Ihre... Effizienz betrifft.«
    Worf betrachtete ihn mit einem ziemlich seltsamen Blick. »Ich diene und bin damit zufrieden. Und größtenteils läßt man mich in Ruhe, und damit bin ich auch zufrieden.« Erneut die Resignation und der Schmerz... Picard konnte es fast nicht mehr ertragen. »Aber ich danke Ihnen, daß Sie mir Ihr Mitgefühl gezeigt haben, Captain. Das ist sehr« – er stolperte fast über das Wort, als hätte er nie in Betracht gezogen, es einmal zu dem Mann zu sagen, mit dem er jetzt sprach – »freundlich von Ihnen.«
    »Nur eine Frage der Effizienz, Mr. Worf«, sagte Picard, so scharf er konnte. Aber er log, und er erkannte an dem Ausdruck auf Worfs Gesicht, daß der Klingone dies wußte – und daß etwas in dem Captain vorging, was bislang noch nicht vorhanden gewesen war. »Sie dürfen wegtreten.«
    »Danke, Captain«, sagte Worf und meinte es eindeutig auch so. Er wandte sich um und ging zum Turbolift.
    Picard sah ihm nach und schluckte mühsam. In ihm wuchs die Entschlossenheit, irgend etwas zu tun, irgend etwas ... um die Sache in Ordnung zu bringen.
    Aber was?

9

    M r. Barclay«, sagte Picard, als sie vor dem Turbolift standen, »ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist, aber bei Mordversuchen gerate ich immer ins Schwitzen. Ich hätte nichts dagegen, mich zu duschen und umzuziehen.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Barclay, als sie in den Lift traten. »Deck elf.«
    Die Kabine setzte sich in Bewegung. Barclay betrachtete den Kratzer auf Picards Kinn. »Sie haben Glück gehabt, so gut weggekommen zu sein, Sir. Bitte seien Sie in Zukunft vorsichtiger.«
    Picards Stimmung war nicht besonders zuversichtlich. »Ist das rein berufliche Besorgnis? Gibt es jemanden auf diesem Schiff, der meinen Tod wirklich bedauern würde?«
    »Wir würden Sie nicht gern verlieren, Captain.«
    »Ja, aber für Sie zahlt es sich aus, mich zu beschützen. Oder etwa nicht?«
    »Captain, Sie waren immer sehr großzügig. Einige behaupten sogar, großzügiger, als Sie sein müßten.«
    Endlich eine Tugend? dachte Picard verdrossen. Oder sorgt mein Gegenstück nur dafür, daß es für sein Geld auch etwas bekommt?
    »Und dann ist da natürlich noch Dr. Crusher«, sagte Barclay, als sie aus dem Lift traten.
    Picard nickte. Wie auch auf seiner Enterprise sprachen sich alte Familienverbindungen und alte Tragödien hier schnell herum. Wenn diese beiden Schiffe eines gemeinsam hatten, dann Klatsch und Tratsch. »Ja, natürlich. Na ja, schon

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