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Dunkler Spiegel

Titel: Dunkler Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Duane
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griff hinein, nahm den kleinen Behälter und die Siegelmarke heraus, die daneben lag, steckte beides ein und schloß den Schrank wieder. Als Beverly zurückkam, ging er wieder in der Mitte der Krankenstation auf und ab.
    »Komm, setz dich«, sagte sie. »Ich habe noch mehr zu tun.«
    Er tat wie geheißen. Sie ließ den Protoplaser über sein Kinn gleiten, und er verspürte das übliche Prickeln, als die durchtrennten Nerven wieder zusammengefügt wurden und sich darüber beschwerten. Die Haut wurde miteinander verwoben und wiederhergestellt. Sie drehte sich um, und er rieb sein Kinn in dem üblichen sinnlosen Versuch, das Jucken zu beseitigen, das noch einen oder zwei Tage lang anhalten würde.
    »Du hattest Glück, daß das Messer nicht tiefer eindrang«, sagte sie. »Man hätte dir einen sehr amateurhaften Luftröhrenschnitt verpaßt. Das Messer hat den Ringknorpel des Kehlkopfs gestreift. Wie fühlst du dich sonst?«
    »Die Betäubung?« Er schüttelte den Kopf. »Leichte Kopfschmerzen... die normale Reaktion.«
    »Hier.« Sie griff in einen anderen Schrank und nahm einen Injektor heraus. Seine Paranoia wurde so stark, daß er sich zwingen mußte, ruhig sitzen zu bleiben und sich die Injektion verpassen zu lassen. Er erinnerte sich daran, was aus einem anderen ihrer Injektoren gekommen war, und mußte an den armen Stewart denken, der schwitzend und im Delirium auf dem Diagnosebett lag, während das Gegenstück dieser Frau ihn angesehen und gesagt hatte: »Was für eine Ärztin...«
    »Na also«, sagte sie. »Das ist Aerosal.« Wie üblich ließen die Kopfschmerzen sofort nach.
    »Danke, Doktor«, sagte er und erhob sich.
    Crusher sah ihn schief an und lächelte schwach. »Was sind wir heute förmlich. Wir sehen uns später.«
    Das forderte die Frage heraus, wo sie sich sehen würden, doch er verzichtete darauf. Er nahm an, daß er jetzt auf die Brücke zurückkehren mußte. Es gab wirklich keine Entschuldigung für ihn, sofort wieder sein Quartier aufzusuchen. Beverly hatte ihn »in Ordnung« gebracht, wie sie es ausgedrückt hatte. Er mußte unbedingt den Missionsbericht lesen und sich um die Gegenstände, die in seiner Uniform steckten, kümmern...
    Doch es ließ sich nicht ändern, er mußte sich auf der Brücke zeigen. »Kommen Sie, Mr. Barclay«, sagte er an der Tür der Krankenstation. »Sehen wir mal nach, wie es läuft.«
    Sie gingen den Korridor entlang... und all seine guten Absichten wurden abrupt von einem Schrei zunichte gemacht, der durch den Gang hallte. Er kannte dieses Geräusch; noch vor kurzem hatte er keinen Meter von der Person entfernt gestanden, die es ausgestoßen hatte. Und diesmal war es viel schlimmer.
    »Kommen Sie«, sagte er erneut und eilte den Korridor entlang. Barclay folgte ihm; sein Gesichtsausdruck kündete von unverhohlener Vorfreude.
    Das Geräusch kam aus einem Raum, der sich nicht allzuweit von der Krankenstation entfernt auf den Gang öffnete, hinter einer Biegung des Korridors, ganz in der Nähe des Turbolifts. Zuerst fragte Picard sich, wieso der Raum nicht geschlossen war, wenn regelmäßig solche Geräusche herausdrangen. Doch dann wurde ihm der Grund klar. Man sollte dieses Geräusch hören. Es war zur Abschreckung gedacht. Er fragte sich allerdings, ob es wirklich eine Abschreckung war.
    In der Mitte des Raums befand sich eine erhöhte Plattform, um die ein zylindrisches Kraftfeld schimmerte. Darin hing, wie eine Puppe an unsichtbaren Drähten, Wesley Crusher. Sein Körper zuckte, von Schmerzen gequält, und er schrie, und schrie erneut. Nicht weit von ihm entfernt stand Troi an einer Konsole, mit der man das Gerät bedienen konnte, umgeben von einigen ihrer Sicherheitswächter. Sie drehte sich um, als Picard den Raum betrat, und bedachte ihn mit einem geradezu strahlenden Lächeln.
    »Captain«, sagte sie. »Sie sehen schon viel besser aus.« Sie wandte sich wieder Wesley zu und betrachtete bewundernd und mit lächelnder Gelöstheit, als er sich krümmte wie ein Käfer, in den man eine Nadel gestochen hatte, kreischte und sich erneut krümmte.
    »Die neuen Modelle sind wesentlich besser als die alten«, sagte sie. »Die alten Agoniesimulatoren waren bestenfalls primitive Geräte. Nur eine allgemeine Wirkung des Felds auf die Nerven – keine Raffinesse, keine Genauigkeit im Detail. Es wurde wirklich Zeit, daß man herausfand, wie man eine Feinabstimmung vornimmt und den Simulator auf das jeweils betroffene Nervensystem einstellt. Keine Bewegungs- und

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