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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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und seine Wut an einem Pferd ausgelassen haben könnte.
    Ich hörte, wie sich die Windmühlenflügel in der Dunkelheit drehten, wie der Chor der Ochsenfrösche im Weiher einsetzte. Ich stand mit dem Rücken zum offenen Scheunentor, und der Wind strich über mich und Beau hinweg, als ob wir in einem Tunnel stünden. Mit einemmal warf er den Kopf zurück, als ich ihm gerade eine Melassekugel hinhielt, schaute mich mit stierem Blick an, blähte die Nüstern und wich zum anderen Ende der Koppel zurück.
    Ich drehte mich um und konnte gerade noch den Arm hochreißen, als mir ein Mann in Stiefeln und ausgebeulter Kleidung ein abgesägtes Poolqueue über den Schädel ziehen wollte. Ich hörte, wie das Holz auf den Knochen traf, dann kam mir der Erdboden entgegen, drückte mir die Luft aus der Lunge, und ich spürte, wie in meinem Ohr etwas schnappte, so als platze da etwas, wie unter Wasser, wenn der Druck so stark wird.
    Ich war wieder auf allen vieren, als er zutrat, mir die runde Stahlkappe seines Stiefels mit voller Wucht in den Bauch rammte.
    »Du stehst doch auf Lassotricks in Bars? Wie schmeckt dir das hier, du Arschgeige?« sagte er.
    Dann trat ein zweiter Mann von der anderen Seite zu, traf mich am Hals, verlor das Gleichgewicht und trat noch einmal zu.
    Mein Stetson lag neben mir am Boden, die Krone umgeknickt wie eine gebrochene Nase. Ich hörte, wie Beau sich gegen das Gatter warf, mit den Hufen auf dem trockenen Mist scharrte.
    Ein dritter Mann war auf dem Hof. Er trug eine Khakihose und Schlangenlederschuhe und hatte ein gebogenes Messer mit gekrümmter Klinge, wie man sie zum Stutzen von Bananenstauden benutzt, in der offenen Hand. Er ließ es neben den Arbeitsstiefeln seines Begleiters zu Boden fallen.
    Der Mann mit den Arbeitsstiefeln hob es mit der rechten Hand auf, packte mich mit der linken an den Haaren und riß meinen Kopf hoch.
    »Wir schneiden dir die Ohren ab, bloß damit du weißt, was los ist«, sagte er.
    Durch das Wasser, das Blut und den Dreck, der mir in den Augen klebte, sah ich für einen kurzen Moment im Mund des Mannes, der das Messer fallen gelassen hatte, etwas golden aufblinken.
    Ich riß die Fäuste zwischen den Schenkeln des Mannes, der mich an den Haaren hielt, nach oben und rammte sie ihm in den Unterleib. Ich sah, wie er sich vornüberkrümmte, die Knie zusammenklemmte, die Schulter einzog, als hätte ihn jemand mit einem Brandeisen erwischt.
    Dann fielen Autoscheinwerfer auf meine Auffahrt, kamen über den Hühnerhof näher und tauchten die Scheune und die Pferdekoppel in gleißendes Licht.
    Die drei Männer blieben reglos stehen, wirkten wie erstarrte Gestalten im Schein einer Leuchtkugel. Ich rollte mich weg, rappelte mich auf und rannte in die Scheune, hielt die Arme über den Kopf, als ich sah, wie einer von ihnen eine Pistole anlegte, eine 22er vermutlich, und drei Schüsse abgab, die wie schwere Nägel irgendwo in der Dunkelheit ins Holz einschlugen.
    Ich dachte, es wäre L. Q. Navarro, dessen Silhouette sich im gleißend grellen Licht abzeichnete – die hoch aufgeschossene Gestalt, der aschgraue, keck angekippte Stetson, der Waffengurt mit dem im Holster steckenden 45er Revolver.
    Im nächsten Moment kauerte Mary Beth Sweeney neben mir, hatte ihre Neun-Millimeter hinten im Hosenbund stecken. Meine Nase war voller Blut, und ich atmete mühsam durch den Mund. Sie fuhr mir mit der Hand über die Haare und wischte mir das Stroh und die Erde aus den Augen. Ich zuckte zurück, als sie mich anfaßte.
    »O Billy Bob«, sagte sie.
    »Wo sind sie?«
    »Sie sind mit einem Geländewagen hinten über deine Felder abgehauen ... Komm, gehen wir rein. Ich ruf in der Zentrale an.«
    »Nein, ruf Marvin Pomroy an.«
    Ich hielt mich an den Brettern von Beaus Box fest und zog mich hoch. Die aufgeblendeten Scheinwerfer ihres Wagens schnitten nach wie vor durch die Scheune. Sie legte mir den Arm um die Taille und führte mich zur Hintertür, während der Wind an den Zweigen des Maulbeerbaums zerrte.

17
    Ich stand ohne Hemd in meinem Schlafzimmer im zweiten Stock, hatte das schnurlose Telefon in der einen Hand und hielt mir mit der anderen ein mit Eis gefülltes Handtuch an den Kopf. Mein Hemd, dessen Kragen voller Blutflecken war, lag am Boden. Ich hatte ein Stechen im Kreuz, das ich nicht los wurde, egal, wie ich mich bewegte.
    »Sie haben sie vorher noch nie gesehen?« fragte Marvin am Telefon.
    »Nein ... ich glaube nicht.«
    »Sind Sie sich etwa nicht sicher?«
    »Der Typ, der zugeschaut

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