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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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kennen. Der Geschäftsführer war kahlköpfig und untersetzt, hatte eine dunkle Hose und ein weinrotes Sportsakko an. Links und rechts von ihm standen zwei Wachmänner.
    »Willst du mir etwas weismachen, daß Jack Vanzandts Sohn dahintersteckt?« sagte er.
    »Ja, Sir, ganz genau. Darl hat das alles angerichtet.«
    Der Geschäftsführer hielt Lucas den Finger unter die Nase. »Hör mal zu, du Widerling, wenn du weiterhin solche Lügen verbreitest, laß ich dich einsperren«, sagte er. »Und wenn der Polizeiwagen kommt, läßt du dich heimbringen. Und du verlierst kein Wort über das hier. Und laß dich hier nie wieder blicken.«
    »Es war Darl. Ich erzähl das jedem, dem ich will. Es war Darl, Darl und kein andrer. Wie finden Sie das, Sir?« Lucas konnte kaum geradeaus schauen, und er hatte einen ekelhaften Geschmack im Mund.
    »Schafft ihn raus. Und spritzt die Bank ab«, sagte der Geschäftsführer.
    Bunny berichtete mir das Ganze tags darauf, als wir mittags auf dem Hof hinter seinem Haus standen. Er polierte die Motorhaube seines Wagens, während er mit mir redete, ließ die Muskeln spielen und sprach sachlich und nüchtern, so als sei er nur Augenzeuge gewesen, habe mit der Sache an sich aber nicht das geringste zu tun.
    Danach schwieg er und fuhr mit dem Lappen über die dünne trockene Wachsschicht auf der Haube. Schließlich wandte er den Kopf, so daß ihm die Haare ins Gesicht fielen, und schaute mich an.
    »Hat’s Ihnen die Stimme verschlagen?« fragte er.
    »Er hat zu mir gesagt, daß Sie in Ordnung seien. Ich dachte, das interessiert Sie vielleicht.«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Der Junge, den Sie da hingeschafft haben.«
    Er lief feuerrot an. Ich wandte mich ab und wollte weggehen.
    »Mag ja sein, daß ich ihn da hingelockt habe, aber eins haben Sie mich noch nicht gefragt«, rief er mir hinterher.
    »Und das wäre?«
    »Wieso er überhaupt da hingewollt hat. Weil Darl nämlich die Mädchen beauftragt hat, daß sie ihm sagen sollen, Sie wären dort. Womöglich bin ich also nicht der einzige, wegen dem der Junge in die Scheiße geraten ist.«

21
    Anschließend fuhr ich zu Jack Vanzandts Büro. Seine Sekretärin teilte mir mit, daß er bereits Feierabend gemacht habe. Sie widmete sich wieder ihrer Arbeit, schaute angestrengt auf einen Computerausdruck, als wäre ich nicht mehr da.
    »Was hatte er vor?« fragte ich.
    »Er wollte mit dem Boot raus, glaube ich.«
    »Zum Jachthafen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wissen Sie, ob er Darl mitgenommen hat?« fragte ich.
    Sie starrte nachdenklich vor sich hin. »Davon hat er meines Wissens nichts gesagt«, meinte sie.
    »Ich möchte ein paar Takte mit ihnen reden. Mit beiden. Würden Sie so nett sein und Jack ans Telefon holen?«
    Sie nahm die Brille ab, die an einer blauen Samtkordel um ihren Hals hing.
    »Bitte, Mister Holland. Ich bin bloß die Sekretärin«, sagte sie und warf mir einen flehentlichen Blick zu.
    »Verzeihung«, sagte ich.
    Sie schaute mich lächelnd an.
    Der See, an dem Jack für gewöhnlich sein Boot liegen hatte, zog sich in einer Talsenke zwischen bewaldeten Hügeln dahin, die zum Wasser hin steil abfielen. Die mit dunklen Flechten überwucherten Felsklippen im Westen lagen bereits im Schatten, doch draußen auf dem See, in der Sonne, fuhr ein Boot mit einem riesigen Segel hart am Wind, schnitt durch die tiefblaue Dünung, daß die Gischt wie Kristallnadeln über den Bug spritzte.
    Jack Vanzandt stand mit blanker Brust am Steuer, braungebrannt, muskulös, mit einer stramm sitzenden weißen Hose.
    Ich wartete am Bootsanleger auf ihn, am Holztisch neben einer Grillbude, in der ein Schwarzer Steaks briet. Jack störte sich offenbar nicht daran, daß ich hier war. Genaugenommen schien er überhaupt keine Notiz von mir zu nehmen. Er unterhielt sich mit seinen beiden Gästen, die vor der Kabine saßen und Cocktailgläser mit tropischen Drinks in der Hand hatten, einem mexikanischen Drogenfahnder namens Felix Ringo und einem gewissen Sammy Mace, der aus Houston stammte.
    Jack sprang von seinem Boot, schlang das Tau um einen Poller und kam auf mich zu. Er schaute mich mit ausdrucksloser Miene an, musterte mich aber von Kopf bis Fuß.
    »Wollen Sie hier Rabatz machen?« fragte er.
    »Könnte schon sein.«
    »Lieber nicht.«
    »Ihr Sohn ist ein Feigling und ein Sadist. Aber das wissen Sie wahrscheinlich schon. Ich sollte Ihnen bloß sagen, daß er sich neuerdings mit Garland T. Moon herumtreibt.«
    »Wollen Sie was essen, oder wollen Sie mich weiter

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