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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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jetzt über den Hügeln, und die Lichterketten über dem Parkplatz summten wie ein Schwarm aufgescheuchter Insekten.
    Er ging zur Toilette, doch die Metalltür, die knallrot gestrichen war, war von innen verriegelt. Er schaute zu den geparkten Autos, auf die schwarzen und mexikanischen Köche, die er durch das Küchenfenster sehen konnte, auf die Bedienungen, die Metalltabletts voller Speisen und eisgekühlter Getränke herumtrugen. Sie wirkten alle so tüchtig, so gut organisiert, daß er sich vorkam wie ein Außenseiter, wie ein Clown, der durch eine gläserne Wand glotzt. Sein Gesicht prickelte, fühlte sich aber zugleich wie taub an. So betrunken, nein, so total abgefüllt war er seit der Nacht, in der Roseanne Hazlitt überfallen worden war, nicht mehr gewesen. Beim bloßen Gedanken daran brach ihm erneut der Schweiß aus.
    Schließlich hatte er keine Lust mehr, noch länger darauf zu warten, daß jemand aus der abgeschlossenen Toilette kam, und ging zurück zu Bunnys Wagen, würdigte Darl und seine Freunde keines Blickes. Der Chevy und der Ford, beide mit Angeberauspuffrohren bestückt, tuckerten im Leerlauf vor sich hin.
    »Hey, wie läuft’s, Mann?« fragte Darl.
    »Hi, Darl«, sagte Lucas.
    »Willst du mit uns fahren?«
    »Bunny nimmt mich mit. Trotzdem besten Dank.«
    »Klasse Klamotten, Mann. Auf so was stehn die«, sagte Darl. Auf dem Rücksitz lachte jemand und warf dann ein angebissenes Fischsandwich aus dem schmalen Fensterschlitz.
    Darl grinste Lucas an, als er vom Parkplatz losfuhr. Sobald er auf dem Highway war, drückte er aufs Gas, so daß sich das Heck des Ford ein Stück absenkte und die Reifen qualmend durchdrehten.
    Lucas wollte die hintere Tür des Chevy aufmachen. Bunny drehte sich um und schaute ihn an, biß sich auf die Unterlippe.
    »Du mußt das nicht machen, Kleiner. Die meisten Leute, die im Country Club verkehren, sind eh Pfeifen. Vielleicht sollten wir die Sache einfach abblasen«, sagte Bunny.
    Die Mädchen saßen mit ausdrucksloser Miene da, starrten auf ihre Zigaretten, warteten, so als wüßten sie nicht recht, auf wessen Seite sie sich schlagen sollten.
    »Mir fehlt nichts. Ich besorg mir da draußen einen Kaffee. Is ja kein großes Konzert, bloß ein, zwei Sets«, sagte Lucas. Er ließ sich in die wulstigen weißen Lederpolster sinken und versuchte den metallischen Geschmack in seinem Mund mit dem letzten Schluck aus einer Flasche Lone Star wegzuspülen, die ihm eins der Mädchen reichte.
    Bunny saß eine ganze Weile reglos da und biß ein Stück Haut von seiner Daumenkuppe ab. Dann legte er den Gang ein und fuhr von dem hell erleuchteten Parkplatz auf den dunklen Highway.
    Als sie beim Country Club eintrafen, waren Lucas’ Haare klatschnaß vor Schweiß; seine Zunge kam ihm viel zu groß vor, und seine Hände fühlten sich an wie zwei Bratpfannen.
    Er sah die von Säulen gesäumte Veranda am hinteren Fenster von Bunnys Chevy vorbeihuschen, dann den kleeblattförmigen Swimmingpool. Die Stimmen um ihn herum hallten wie ein Höllenchor. Darl Vanzandts Ford und zwei weitere Autos, in denen ebenfalls Kids saßen, standen unter der immergrünen Eiche, knapp außerhalb des Lichtscheins, der von der angestrahlten Terrasse fiel, auf der Leute in Abendkleidung zu Orchestermusik tanzten. Bunny fuhr langsam vor, drehte sich um und schaute Lucas an.
    »Ist dir schlecht?« fragte er.
    Aber Lucas konnte nicht antworten.
    Bunny schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad. »O Mann, wo bin ich da bloß reingeraten?« sagte er.
    Dann stand Darl am Fenster. Seine Freunde waren hinter ihm. Ihre Zigaretten funkelten in der Dunkelheit wie Glühwürmchen. Einer von ihnen hatte einen mit einem Deckel verschlossenen Eimer in der Hand.
    »Wieviel Acid habt ihr ihm gegeben?« fragte der Junge mit dem Eimer.
    »Ich hab ihm gar nix gegeben«, sagte Bunny.
    »Holt ihn raus«, sagte Darl.
    »Laß es sein, Darl. Der ist echt fertig«, sagte Bunny.
    »Smothers is n Pisser. Also kriegt er auch, was n Pisser verdient«, sagte Darl.
    »Komm schon, denk drüber nach. Dein alter Herr macht dir die Hölle heiß«, entgegnete Bunny.
    »Hier sind zwanzig Dollar. Fahr runter nach San Antonio und laß dir einen blasen. Danach geht’s dir besser«, sagte Darl. Er stützte sich jetzt auf die Türkante und strich mit den beiden zusammengefalteten Zehndollarscheinen über Bunnys Kinnlade.
    Bunny schob seine Hand weg.
    »Ich mach da nicht mit«, sagte er.
    »Das fällt dir aber reichlich spät ein, Bunny«, sagte der Junge

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