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Dunkler Sturm - Roman

Titel: Dunkler Sturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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die Position des Hohen Bruders einnehmen musste. Er freute sich nicht gerade darauf, weil sie sich offenbar einer Zeit des Krieges näherten.
    »Und die Essenz?«, fragte Julius. Er kannte die Antwort auf die Frage bereits, wollte sich aber nicht damit abfinden.
    »Er hat sie dem Halbling gegeben.« Bruder David deutete auf Fin, der aufgehört hatte zu schluchzen, als er hörte, dass sie über ihn sprachen.
    Julius ließ Davids Gesicht los und ging auf Fin zu. Sein Schwert klatschte gegen sein Bein, als er die Kapelle durchquerte. Dann kniete er sich vor dem Geist hin. »Stimmt das, Finnious?« Seine Stimme klang kälter als ein arktischer Winter. »Hat Angelo dir die Essenz anvertraut?«
    Fin riss die Augen auf und kauerte sich tiefer in den gepolsterten Armsessel. »Ich weiß nicht, was dort passiert ist; ich weiß nur, dass ich nicht darum gebeten habe.«
    »Aber wie kann das sein? Ein Wesen ohne Seele kann die Lebenskraft unseres Ordens nicht in sich tragen.« Davids Stimme klang jetzt etwas selbstbewusster.
    Julius warf seinem Mitbruder einen verächtlichen Blick zu, bevor er sich wieder zu dem nervösen kleinen Geist umdrehte. Als er sprach, waren seine Worte an David gerichtet, sein Blick jedoch durchbohrte Finnious förmlich. »Bist du von deinem Ehrgeiz, der Hohe Bruder zu werden, so erfüllt, dass du die Geschichte eines unserer engsten Freunde aus unserer Kindheit vergessen hast, Bruder David?« Er berührte Fins Wange, und seine Finger fühlten sich wie Eis auf seiner Haut an. In seiner Stimme schwang Zuneigung mit, aber aus seinen Augen sprach Verachtung. »Fin ist die Abnormität unter den Abnormitäten, hab ich recht?« Der Geist sprang hastig auf und stellte sich neben Lydia.
    »Selbst als Erwachsener trägst du noch die Grausamkeit eines Kindes in dir, Julius.« Lydia zog Fin an sich. »Fin«, sie drehte sich zu der Stelle um, wo, wie sie wusste, ihre Gäste standen, »ist keine Abnormität oder Missgeburt, ganz gleich welche Gefühle seine Merkwürdigkeit auch erzeugt haben mag. Er ist ein Segen für den Orden und die Welt, ein Wunder von Leben und Tod.«
    »Passender ausgedrückt, Finnious ist eine Mutation. Das Kind einer lebenspendendenWaldnymphe und der Geißel der Länder der Toten«, sagte Julius.
    »Morbius?«, stieß Redfeather hervor. »Unmöglich! Ein Geist kann sich nicht mit einem lebenden Wesen fortpflanzen; schon genetisch ist das unmöglich.«
    »Finnious ist der Beweis dafür, dass dies sehr wohl geht«, erklärte Julius. »Obwohl seine Mutter niemals verraten hat, was ihr widerfahren ist, sind die Eigenschaften in diesem Kleinen hier offenkundig, und nur Morbius ist mächtig genug, um sowohl das Fleisch als auch den Geist zu beherrschen.«
    »Lügen!«, fauchte Finnious Julius an. Seine ungeklärte Her kunft war dem Orden bekannt, aber seine Mutter hatte die Identität seines Vaters niemals preisgegeben. Sie hatte lediglich gesagt, dass er einer der Geister wäre. Einige spekulierten, dass nur Morbius mächtig genug wäre, um so etwas bewerkstelligen zu können; bewiesen jedoch wurde es niemals.
    »Ganz gleich wer deine Eltern waren, kleiner Bruder, es ändert nichts daran, was du bist«, erklärte Julius. »Die Frage, vor der wir stehen, ist, wie wir dir die Essenz wieder entnehmen können.«
    »Die einzige Möglichkeit, die Essenz und ihren Wirt voneinander zu trennen ist der Tod.« Der Unterton in Bruder Davids Stimme gefiel den anderen ganz und gar nicht.
    »Rührt ihn nicht an!« Lydia stellte sich schützend vor Fin und deutete mit ihrem Stock in Richtung von Bruder David. »Du wirst mit Finnious keine Experimente durchführen, Essenz hin oder her.«
    »Was hat es mit dieser Essenz überhaupt auf sich?«, erkundigte sich Jackson.
    »Dieser Funke oder die Essenz und der Hohe Bruder, der sie in sich trägt, sind das Fundament dieses Hauses. Ohne den Funken würde die Magie verblassen, und dieses Kapitel des Ordens würde untergehen«, beantwortete Redfeather seine Frage.
    »Ihr meint also, dieses Ding, das Angelo Fin eingepflanzt hat, ist das Einzige, was diesen Ort zusammenhält?« De Mona sah sich nervös um, als könnte das Haus jeden Moment über ihr zusammenbrechen.
    »Nicht nur das Haus, Valkrin, sondern die Magie, die uns beschützt«, erklärte Julius. »Selbst in diesem Augenblick wird das Licht in unserer Großen Halle dunkler.« Er deutete auf die flackernden Kerzen, die das Haus erleuchteten.
    Es klopfte leise an die Tür.
    »Das sollte diese Hexenheilerin sein. Sie

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