Dunkler Sturm - Roman
dass du dich ganz schön mies benehmen kannst. Ich habe dir nie etwas getan, Vince, aber du gibst dir wirklich alle Mühe, mir das Leben schwer zu machen.«
»Das mache ich, weil ich es kann.« Vince rammte ihm einen Finger in die Brust.
Gabriel zuckte nicht einmal zusammen. »Ehrlich gesagt glaube ich, dass du dich so mies benimmst, weil du mich beneidest.«
Vince lachte höhnisch. »Gabriel, du bist ein schwuler Spargeltarzan, der lieber ein Buch als eine Frau anfasst; worum also sollte ich dich beneiden?«
»Weil ich etwas Besonderes aus meinem Leben machen werde und du nur im Durchschnitt untergehst. Vince, wir wissen doch beide, dass du Schnapsläden ausrauben wirst, um dir Geld für Drogen zu besorgen, wenn aus deiner Basketballkarriere nichts wird.«
»Du Arschloch, du hast wohl Todessehnsucht.« Vince packte Gabriel am Hemd und holte mit der Faust aus, aber erneut zuckte Gabriel nicht mit der Wimper.
»Was denn, du willst mich schlagen?«, fragte Gabriel herausfordernd. Er hörte den Sturm in seinen Ohren, konnte ihn jedoch unterdrücken, was ihn einige Mühe kostete. »Vince, du kannst mich vor all diesen Leuten verprügeln, aber das wird nichts ändern. Also, wenn du die Sache klären willst, dann lass es uns hinter uns bringen, denn ich habe dein mieses Benehmen ein für alle Mal satt.«
Vince starrte Gabriel an, als wäre er verrückt geworden. Normalerweise scheute Gabriel bei der Androhung von Gewalt zurück, aber heute Abend war er anders, auf eine Art und Weise, die Vince nervös machte. »Mann, lass mich in Ruhe, bevor ich zur Vernunft komme und dich zusammenschlage.« Vince stieß ihn von sich.
»Du wirst nichts dergleichen mit mir machen, Vince. Genau genommen wirst du dich von jetzt an von mir fernhalten«, versicherte ihm Gabriel, bevor er auf dem Absatz kehrtmachte. Die Leute, die diese kleine Auseinandersetzung mitverfolgt hatten, sahen Gabriel verblüfft nach, als er sich durch die Menge drängte.
Als er Vince hinter sich gelassen hatte, begriff Gabriel erst, was er soeben riskiert hatte, und seine Beine wurden weich. Er wusste, dass Vince mit ihm vermutlich den Boden hätte wischen können, wenn er es auf einen Streit angelegt hätte, aber er wusste auch, dass das auf keinen Fall an diesem Abend passieren würde – dafür würde der Nimrod schon sorgen. Aber Gabriel war nicht bereit, sein Glück ein zweites Mal auf die Probe zu stellen. Das Beste war, Carter zu finden und den überfüllten Club so schnell wie möglich zu verlassen.
Als er durch den Korridor ging, nahm er erneut den vertrauten Geruch war, den er schon beim Verlassen der U-Bahn gerochen hatte. Hier im Club war der Geruch stärker und überlagerte den Gestank von Rauch und Schweiß. Er folgte dem süßen Duft zu denWaschräumen, woher er zu kommen schien. DieWaschräume, die für beide Geschlechter eingerichtet waren, waren fast so voll wie der Hauptraum des Clubs, aber Gabriel schenkte den anderen Gästen kaum einen Blick, während er dem Geruch folgte. Er erfüllte Nase und Mund wieWasser den Schlund eines Ertrinkenden. Je mehr er den Duft inhalierte, desto vertrauter erschien er ihm. Er kannte ihn von irgendwoher, kam aber einfach nicht darauf, was es war. Mit der Nase in der Luft folgte er dem Geruch zu einer halb geöffneten Kabine, hinter deren Tür er ein schwaches Stöhnen hörte. Normalerweise hätte Gabriel die Personen in der Kabine nicht gestört, aber irgendetwas veranlasste ihn, einen Blick hineinzuwerfen. Carter stand da und hielt sich am oberen Rand der Kabine fest, während er langsam seine Hüfte bewegte. Offenbar hatte er Ga briel hinter sich bemerkt, denn er drehte sich um. In diesem Moment sah Gabriel das Objekt seiner Herzensbegierde. Sie saß auf der Toilettenschüssel, und ihr Lippenstift war vollkommen verschmiert.
Wegen der blitzenden Lichter und der lauten Musik bemerkte niemand, dass sich die Schatten in der Ecke neben der Garderobe plötzlich von alleine zu bewegen schienen. Sie waberten und nahmen allmählich die Gestalt eines Mannes an. Als sie sich nicht mehr bewegten, stand Rogue an ihrer Stelle da.
Er brauchte eine Weile, um sich zu sammeln. Rogue besaß nicht nur die Augen des Dämons, sondern damit auch die Fähigkeit, mit seiner Schattenmagie die eigene zu verstärken, aber eine körperliche Transformation – wie zum Beispiel Schattengehen – strengte seinen Körper sehr an. Diese Mühe war einer der Gründe, warum Rogue es hasste, die Schatten anzuzapfen, aber größere
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