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Dunkler Wahn

Dunkler Wahn

Titel: Dunkler Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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sie aus einer der Vasen am Kircheneingang entwendet hatte –, und das Verlangen nach Jans Nähe war nahezu überwältigend gewesen.
    Sie hatte sich vorgestellt, wie es sein würde, wenn sie zusammen waren – endlich richtig zusammen, nicht nur in
der anderen Welt, in der es nichts Physisches gab – und es war eine wundervolle Vorstellung gewesen.
    Doch andererseits hatte sie sich auch vor dieser Begegnung gefürchtet. Besonders vor Jans Reaktion, wenn er sie sah. Wenn er sie erkannte .
    Aber gerade, als sie sich dazu entschlossen hatte, nicht zu kneifen, und es nur noch eine allerletzte Überwindung gekostet hätte, weiterzugehen und an seiner Tür zu klingeln, war sie gekommen.
    Sie!
    Das Miststück!
    Diese dreckige Schlampe!
    Ja, sie hatte genau gesehen, was diese Nutte getan hatte. Sie hatte ihn geküsst , und vor allem hatte sie ihn angefasst . Noch dazu an einer Stelle, die unrein war!
    Mit Genugtuung hatte Jana gesehen, dass es ihm nicht recht gewesen war. Nein, mehr noch, er musste es förmlich gehasst haben. Er hatte sich davor geekelt , so wie sie.
    Du bist einfach zu gut für diese Welt, mein Liebling. Statt nur vor ihr zurückzuweichen, hättest du sie anschreien sollen. Du hättest diesem verdorbenen Weibsstück in ihr verfluchtes Nuttengesicht schlagen sollen!
    Es hatte so wehgetan, das ansehen zu müssen. Vor allem jetzt, wo er ihr sogar in der realen Welt seine Liebe gestanden hatte. Für Jana war es gewesen, als habe man ihr das Herz bei vollem Bewusstsein aus dem Leib gerissen. Ein Schmerz, den sie mit jeder Faser ihres Körpers spürte.
    Leise weinend hatte sie beobachtet, wie das Miststück zurück zu ihrem Wagen gegangen und gleich darauf an ihr vorbeigefahren war. Diese Hure hatte sie nicht einmal wahrgenommen, und Jana hatte ihr nachgesehen und dabei die Tulpen mit beiden Händen zerdrückt, bis nur noch
ein undefinierbares Knäuel aus Blättern, Blüten und Stängeln in ihren Fäusten zurückblieb.
    »Nein«, flüsterte sie. »Nein, nein, nein.«

44
    »Nein, Bobby.«
    »Ey, was soll das?«
    »Ich hab Nein gesagt, okay? Also pack das wieder weg.«
    Er sah sie an und seufzte. Das hatte er fast schon befürchtet.
    Sandra Straub war mit Sicherheit das schärfste Mädchen, das jemals auf seinem Beifahrersitz gesessen hatte, und Bobby, der mit richtigem Namen Robert Hennings hieß, kannte eine Menge Typen, die viel für ein Date mit ihr gegeben hätten.
    Nur leider konnte sie auch ziemlich launisch sein. Und jetzt war es wohl mal wieder so weit. Gott, hätte sie nicht so wahnsinnig scharf ausgesehen, hätte er sie jetzt zum Teufel gejagt.
    »Aber vorhin wolltest du doch noch?«, protestierte er.
    So schnell würde er jetzt nicht aufgeben. Alles passte. Sie waren allein in seinem Wagen, die Chili Peppers spielten, und niemand sonst war auf dem Waldparkplatz.
    »Na und? Jetzt will ich nicht mehr.«
    »Warum denn nicht?«
    »Ich hab’s mir eben anders überlegt.«
    »Ey, komm«, seufzte er. »Jetzt zick doch nicht rum.«
    »Ich zick nicht rum«, fuhr sie ihn an.
    »Dann sag mir wenigstens, warum du auf einmal nicht mehr willst.«

    »Es ist eklig und schmeckt widerlich.«
    »Woher willst du das denn wissen? Du hast es doch noch gar nicht probiert.«
    »Mir reicht die Vorstellung, okay?«
    Er sah sie von unten herauf an, genau auf die Art, auf die er bisher die meisten Mädchen herumbekommen hatte. Sein Verführerblick. »Jetzt komm schon, Sandy. Wirst sehen, das ist voll der Fun.«
    »Bobby, ich hab Nein gesagt, und dabei bleibt’s.«
    »Mann, ich glaub’s ja nicht«, stöhnte er. »Ich hab gedacht, wir chillen hier ein bisschen?«
    »Das geht doch auch anders, oder?«
    Sie wandte den Kopf ab und rieb die beschlagene Seitenscheibe frei.
    »Hast wohl Angst, dass Mama und Papa was davon mitbekommen ? Wären bestimmt ganz schön angefressen, wenn sie rauskriegen, dass das brave Töchterchen kifft , was?«
    »Du kannst manchmal echt ein Arschloch sein.«
    »Warum? Ich hab doch Recht, oder? Was würde denn der Herr Professor sagen, dass du hier mit mir abhängst, hm? Streicht er dir dann die Kohle fürs Studium?«
    Sie funkelte ihn zornig an. »Leck mich, Bob! Ich hab echt keinen Bock mehr. Wenn du ein Nein nicht akzeptieren kannst, dann fahr mich jetzt heim.«
    Er machte eine abwehrende Geste. »Ey, so war das nicht gemeint. Ich …«
    Plötzlich fuhr sie herum und sah durch die regennasse Scheibe in die Dunkelheit hinaus.
    »Was war das?«
    »Was war was?«
    »Da hat doch gerade jemand

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