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Dunkler Zauber

Dunkler Zauber

Titel: Dunkler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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wütend auf Karsh und Ileana war, weil sie nicht auftauchten.
    Oder vielleicht, überlegte Alex weiter, während sie Cams besorgtes aber hoffnungsvolles Gesicht betrachtete, hatte sie ihrer Schwester einfach nur helfen wollen, ob sie nun mit Cam einer Meinung war oder nicht. Was auch immer. Alex hatte beschlossen, sich die Webb vorzuknöpfen. Auf ihre Art.
    Das bedeutete, dass sie sich heute Morgen in die Lehrertoilette geschlichen, ein AUSSER-BETRIEB-Schild an einer der Klotüren befestigt, sich dann dort mit hochgezogenen Füßen aufs Klo gesetzt, eingeschlossen und gewartet hatte. Es dauerte nicht lange, bis ihr Plan aufging.
    Sie berichtete Cam: »Es stellte sich also heraus, dass Cecilia Webb ein Handy besitzt, und entweder ist der Empfang auf den Toiletten besonders gut oder die Wahrscheinlichkeit, dass sie dort während der ersten Stunde gestört wird, sehr gering. Na, jedenfalls klingelte ihr Telefon schon, als sie durch die Tür kam. Nur dass sie offenbar nicht schnell genug drangegangen ist, denn sie musste zurückrufen.«
    »Mit wem hat sie denn gesprochen?«, fragte Cam grinsend. Alex zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
    Cams Lächeln verschwand. »Aber sie hat irgendwas total Belastendes gesagt, oder wie ?«
    »Wenn du >Ich vermisse dich< und >Mach dir keine Sorgen, Schatz, du kannst dich auf mich verlassen< als belastend ansiehst ...«
    Cam verschränkte die Arme vor der Brust. »Also hat sie offenbar einen Freund, den sie länger nicht gesehen hat - und das war's ? Das ist dein Treffer ?«
    »Das und ... äh, noch ein kleiner Leckerbissen: Er sitzt im Knast!«
    Cam fiel vor Staunen fast die Kinnlade runter. »Er sitzt ...? Woher weißt du ...?«
    Alex' Augen funkelten. »Es wurde mir zu langweilig, darauf zu warten, dass sie endlich was Interessanteres sagt. Also beschloss ich, mal nachzusehen, ob nicht die Nummer des ersten Anrufers vielleicht noch auf dem Display steht.« Aha, dachte Cam, das Anti-Handy-Mädchen Alex hatte inzwischen was über moderne Technologie gelernt. Sie wollte ihre Schwester schon beglückwünschen, als ihr noch einfiel: »Aber wie konntest du das denn durch die Wand hindurch sehen?«
    »Konnte ich doch gar nicht«, erklärte Alex. »Supersicht ist deine Sache. Aber meine Sache ist es, das Telefon irgendwohin fallen zu lassen, wo ich es sehen kann. Und das ist mir gelungen. Es lag genau unter der Trennwand zur Nachbarkabine; du weißt ja, die Wände haben einen handbreit offenen Spalt über dem Boden.«
    Beeindruckt fragte Cam: »Und was stand dann da? Staatsgefängnis Massachusetts?«
    »Aber gewiss doch ... Liebe Cam, das wäre ja wohl ein bisschen zu leicht gewesen! Ich hatte gerade mal Zeit, die richtigen Knöpfchen zu drücken. Und dann erschien da eine Telefonnummer ...«
    »Die«, unterbrach Cam, »du dir gemerkt hast.«
    »Justizvollzugsanstalt, meine Liebe.«
    Die Tatsache, dass die Webb mit jemandem telefonierte -wahrscheinlich mit ihrem Freund -, der im Knast saß, war wirklich ein saftiger Leckerbissen und möglicherweise ein Hinweis. Doch dieses Wissen allein genügte nicht, um sie festzunageln.
    »Na, dann suchen wir noch mal ein bisschen weiter!«, beschloss Cam.
     
    Leider war das Angebot an schlagenden Anti-Webb-Beweisen in dieser Woche etwas mager, ebenso wie in der darauf folgenden. Nicht, dass sie sich nicht bemüht hätten. Cam organisierte irgendwoher den Lehrer-Stundenplan, sodass die Zwillinge ihr »zufällig« über den Weg laufen konnten und Alex nah genug an sie herankam, um ihre Gedanken lesen zu können. Sie begegneten ihr im Gang oder im Treppenhaus. Einmal lungerten sie in der Nähe herum, als Amanda sie angehalten hatte, um ihr eine Frage zu stellen. An jenem Tag, an dem die Webb Aufsicht in der Cafeteria hatte, brachte Alex das größte Opfer von allen und aß ihr Mittagessen dort.
    Doch zu keinem Zeitpunkt gelang es Alex, auch nur für den Bruchteil einer Sekunde in die Gedanken der Frau einzudringen.
    Während einer der Mittagspausen, als die Webb in der Cafeteria auf und ab ging, schlich sich Cam aus dem Gebäude und ging zum Lehrerparkplatz hinüber. Vielleicht lag ja im Auto der Lehrerin irgendwelches Beweismaterial, das Cam mit ihren superscharfen Augen entdecken konnte. Möglichst unauffällig strich Cam um den schwarzen Wagen herum, an dessen Stoßstange ein Aufkleber von Helfende-Hände angebracht war, und sah konzentriert durch die Scheiben. Die Webb hatte es offenbar nicht so mit der Ordnung. Auf dem Beifahrersitz lagen

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