Dunkler Zauber
Gegenstände in Brand setzten konnte? Sie musste sich darauf beschränken, im Dunkeln sehen zu können und vielleicht würde sie es ja auch schaffen, einen Lichtstrahl zu erzeugen, der den Weg zum Ausgang beleuchten könnte.
Doch als sie gerade ihre Augen auf die größte der Doppeltüren gerichtet hatte, packte sie jemand am Arm. Shane hatte sie erwischt. Adrenalin schoss durch sie hindurch und setzte übermenschliche Kräfte in ihr frei, sie riss sich los und entkam. In diesem Moment erblickte sie Beth: Mit wilden Bewegungen, das Kleid vollkommen durchnässt, beugte sich das Mädchen hinunter und als sie sich wieder aufrichtete, hatte sie Bree in ihren Armen - und sie davor gerettet, zertrampelt zu werden. Cam schoss auf die beiden zu. Als sie Sukaris Schärpe sah, die in dem nunmehr kniehohen Wasser trieb, wurde ihr zunächst ganz schlecht, doch dann hörte sie Sukaris ruhige und sichere Stimme. »Kristen! Amanda! Bleibt in meiner Nähe! Haltet euch fest!«
Er ergriff sie von hinten. Cam fühlte einen Arm, der sich dicht um ihre Taille schloss. »Jetzt hab ich dich endlich gefunden!«
»Niemals! Du wirst mich niemals kriegen!«, kreischte sie. Ohne nachzudenken beugte sie sich vor und schlug ihre Zähne in seinen Arm. Erst als er aufschrie: »Aua! Was machst du denn da?«, wurde Cam bewusst, dass sie keineswegs einen angreifenden Hexer besiegt, sondern stattdessen ihren Retter gebissen hatte. Die Wunde über Jasons Handgelenk blutete. »Oh nein! Jason! Das tut mir unendlich Leid!«
»Was ist denn mit dir los? Komm, wir verschwinden!« Er packte sie, warf sie über seine Schulter und schob sich durch die Tür. Hinaus in die Freiheit.
»Es war Fredo! Der Eidechsen-Mann!«
Erst Stunden nachdem Cam geduscht und sich die Haare ge-waschen hatte, war ihr schwesterlicher, unkonventioneller Klon ins Zimmer geschlendert. Mit Schallgeschwindigkeit raste Cam durch die Geschehnisse des schrecklichen Abends. Und es war Alex, die zusätzlich beschleunigte - von Unglauben über Erstaunen bis zu Empörung. »Der Fiesling ist also wieder da - um zu Ende zu führen, was er begonnen hat!«
»Und diesmal hat sich die schuppige Kröte einen Freund mitgebracht. Einen gut aussehenden.«
Alex war wütend auf sich selbst, kaute an ihren Nägeln und fuhr sich mit den wunden Fingern durch ihre abgesäbelten Haare. »Ich hätte da sein müssen«, wiederholte sie ein ums andere Mal.
Stattdessen hatte sie den Großteil des Abends in ihrem Zimmer verbracht, eingehüllt in eines von Saras abgewetzten alten Flanellhemden. Sie hatte an der Gitarre herumgezupft und sich schließlich vor Cams Computer gepflanzt und ein Lied komponiert, in der Hoffnung, sich so von den Gedanken an den schmierigen Isaac Fielding ablenken zu können. - Das allerdings war ihr letztlich doch nicht gelungen. Alex wusste, auch wenn Fielding sie verlassen hatte, war es gut möglich, dass er einen rechtlichen Anspruch auf sie hatte, einen, gegen den nicht einmal der rechtschaffene Anwalt David Barnes angehen konnte. Sie hatte ihre alte Freundin Lucinda angerufen, die ihr bestätigen konnte, dass Ike in Crow Creek gesichtet worden war, irgendjemand hatte ihn an Saras Grab gesehen. Völlig verzweifelt hatte Alex Mrs Bass, der Biblio-thekarin von Crow Creek, eine E-Mail geschickt. Vielleicht konnte die Kindheitsfreundin ihrer Mutter ihr im bevorstehenden Gerichtsverfahren mit einer Aussage oder so etwas helfen. Dann war Alex aus lauter Unruhe zu einem Spaziergang aufgebrochen. Die Nacht war kühl und half ihr, den Kopf klar zu kriegen.
Sie war überhaupt nicht darauf vorbereitet gewesen, Cams Gedanken in ihrem Kopf vorzufinden, als sie wieder um die Ecke in die Straße der Barnes eingebogen war - es war, als hätten die Hilferufe Cams auf Alex geradezu »gewartet«, als hätten sie auf dem Bordstein »gesessen«, weil sie es nicht weiter »geschafft« hatten. Wo steckst du?, schrie Cam telepathisch. Beweg dich endlich gen Heimat! SOS, Schwester!!
Die ganze Zeit über, gestand Alex sich ein, hatte Cam mit ihren unheilvollen Ahnungen goldrichtig gelegen. Sie schwebten in Gefahr und nicht nur wegen eines hinterhältigen Diebes. Ich war trotzig und selbstsüchtig, machte Alex sich Selbstvorwürfe, zu sehr damit beschäftigt, mein Ehrenabzeichen für Außenseiter zu tragen, um mitzubekommen, was direkt vor meiner Nase ablief.
»Mach das nicht«, sagte Cam jetzt, die zerstreut Alex' Gedanken gelesen hatte. »Was soll ich nicht machen?«
»Alles so drehen, dass es nur
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