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Dunkler Zwilling

Dunkler Zwilling

Titel: Dunkler Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Bezler
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aber doch alles kein Grund zum Hundevergiften.«
    Max zögerte einen Moment, bevor er weitersprach. Er ahnte, dass er jetzt ein brisantes Thema vorsichtig verpacken musste.
    »Vielleicht bildet er sich auch was ein – wegen Annalena.«
    »Annalena?«, fuhr Chiara auf und Max zuckte zusammen. Er nickte mit gequälter Miene. »Er bewacht sie eifersüchtig und bildet sich ein, ich wolle was von ihr.«
    »Und? Willst du?«, fragte Chiara spitz.
    »Ich sagte doch, er bildet sich das ein«, brummte Max.
    Doch Chiara blieb am Ball.
    »Sarah hat mir erzählt, sie hätte euch in den Ferien in der S-Bahn gesehen. Ihr hättet euch gestritten wie ein altes Ehepaar.«
    »Das war, als sie mir das mit dem Handy erzählt hat. Das weißt du doch.«
    »Warum erzählt sie das, was sie sonst noch keinem erzählt hat, ausgerechnet dir?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich schon. Sarah sagt, Annalena hat ihr gestanden, dass sie total hin und her gerissen ist zwischen Tobias und dir.«
    »Na bitte, da hast du doch das Motiv für den Hundevergifter«, versuchte Max so kühl wie möglich zu sagen und das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
    »Eifersucht!«, zischte Chiara. »Würde gerne wissen, ob er einen Grund dazu hat.«
    Max betrachtete Chiara von der Seite. Ihr Gesicht war nicht nur wegen der Kälte dunkelrot angelaufen. Ihre Augen funkelten kriegslustig. Max musste heimlich grinsen und schaute schnell zur anderen Seite, damit Chiara es nicht bemerkte. In dem kleinen Waldstück war es bereits finster und sie mussten auf den Weg achten. Eine Weile tasteten sie sich schweigend voran.
    »Das ist nicht das Motiv«, sagte Chiara plötzlich.
    »Und warum bist du da so sicher?«
    »Weil dann der Wortlaut des Briefes anders gewesen wäre. Finger weg von Annalena oder so.«
    »Dann hätte ich sofort gewusst, wer der Briefeschreiber ist.«
    »Trotzdem. Was genau hat er noch mal geschrieben?«
    »Dass ich mit der erbärmlichen Show aufhören soll, weil ich nicht Maurice wäre, sondern nur ein verkleideter Emo.«
    »Sagtest du nicht, dass Tobias anfangs positiv auf dich angesprungen ist und dich sogar gefragt hat, ob du ihm wie früher Maurice bei der AG helfen willst?«
    »Ja, hat er. Er sagte zu mir: ›Hey, du siehst aus wie einer, der Geld braucht‹ …«
    »Wie viel bekommst du für die AG?«
    »Fünfzig im Monat für zweimal die Woche je eine Stunde.«
    »Das sind noch nicht mal 6 Euro die Stunde! Ein Hungerlohn!«
    »Es soll ja auch nur eine Aufwandsentschädigung sein. Es geht vor allem um das soziale Engagement, so wurde mir das jedenfalls erklärt.«
    Chiara lachte bitter auf. »Tobias und Maurice als Sozialarbeiter. Das passt nicht. Hier liegt die Leiche im Keller!«
    »Ich versteh dich nicht. Aus welchem Grund soll sich Maurice denn sonst in der AG engagiert haben? Aufs Geld musste er doch noch weniger achten als Tobias.«
    »Da irrst du dich! Du kennst Geros Erziehungsprinzipien nicht. Er hat uns oft sehr knapp gehalten und wollte, dass wir dadurch lernen, mit Geld auszukommen. Gleichzeitig hat er uns verboten, irgendwo Jobs anzunehmen. ›Die Schule ist euer Job‹, hat er immer gesagt. Mir hat mein Geld meistens trotzdem gereicht, weil ich nicht so auf diesen Klamottenzirkus und Labelwahn abfahre. Aber für Maurice war das was anderes, der konnte jeden Euro gebrauchen. Aber dass er sich für 6 Euro die Stunde mit diesen verrückten Kindern abgibt, passt eigentlich nicht zu ihm. Das hat mich schon damals gewundert.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Dass es für Maurice und Tobias noch einen anderen einträglichen Grund gegeben haben muss, warum sie diese AG zusammen gemacht haben. Als du plötzlich aufgetaucht bist, hat Tobias vermutlich gedacht, oh, der wäre ein guter Ersatz für Maurice. Dann musste er feststellen, dass du anders bist, dass du dich nicht auf Sachen einlässt, auf die Maurice sich eingelassen hat. Wahrscheinlich bist du für ihn sogar zur Gefahr geworden, weil du ihm auf die Finger geguckt hast. Also versucht er, dich loszuwerden.«
    »Und was sollen das für Sachen sein? Das klingt irgendwie ziemlich an den Haaren herbeigezogen.«
    »Du hast Maurice nicht gekannt! Es würde zu ihm passen. Maurice war einer, der nach vorne heraus artig funktioniert hat. Ein Vorzeigesohn. Ein bisschen arrogant vielleicht. Aber hintenherum hat er gnadenlos sein Ding gemacht. Also ganz anders als du.«
    »Womit kann man zusätzlich Geld verdienen, wenn man so eine AG macht?«
    »Das müssen wir herausfinden. Vielleicht wissen wir

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