Dunkles Begehren
geradewegs in eine Falle gelaufen und
stürzte nun den armen Brice mit sich ins Unglück. Sie hatte sein Leben
zerstört, und nun würde er es durch ihre Unachtsamkeit vielleicht verlieren.
Der Gestank der
Untoten lag in der Luft. Wieder zog Brice sie am Arm, zerrte sie aus dem
Gebüsch ins Freie. Sofort entdeckte Francesca Gabriel in der Ferne. Stark und
mächtig stand er da. Sein langes schwarzes Haar floss ihm über die Schultern,
und er sah überaus entspannt aus.
Von drei Seiten
kamen seine Feinde auf ihn zu, umkreisten ihn mit rhythmischen Schritten, die
dazu gedacht waren, ihn mit einem Bann zu belegen. Zuerst erschienen die drei
Männer hoch gewachsen, schlank und gut aussehend, doch Francesca durchschaute
die Illusion. Als Brice Gabriel entdeckte, blieb er plötzlich verwirrt stehen.
Was hatte er an diesem finsteren Ort zu suchen? Im Vergleich zu den drei
anderen Männern sah Gabriel unüberwindlich aus.
Ehe Brice auch nur
einen Laut herausbrachte, zerrte Francesca ihn ins Gebüsch zurück. Ohne
darüber nachzudenken, übernahm sie die Kontrolle und führte Brice auf einen
anderen Pfad, um eine höher gelegene Stelle zu erreichen. Es waren drei
Vampire, erfüllt von dem Hochgefühl ihres letzten Mordes. Vielleicht würde
Gabriel ihre Hilfe brauchen oder ihr Blut, falls er in der Schlacht verwundet
wurde.
Es war Francesca
ein Bedürfnis, die telepathische Verbindung zu ihm zu suchen. Erwirkte
keineswegs verändert. Ruhig, gelassen, furchtlos. Seine Stärke ließ Francesca
ein wenig leichter atmen. Sie zog Brice mit sich, bis sie sich weit genug von
dem tiefer gelegenen Teil des Friedhofs entfernt hatten. Dann suchte sie sich
eine Stelle, an der sie das Geschehen beobachten konnte. Es war Furcht
erregend. Sie entdeckte eine Gestalt, die in der Nähe eines Grabes am Boden
lag. Es war eine junge Frau, der man die Kehle zerfetzt hatte. Sie lag da wie
eine zerbrochene Puppe, eine Hand nach dem Kreuz auf dem Grabstein
ausgestreckt. Zweifellos hatte Gabriel die Aura von Tod und Gewalt auf dem
Friedhof gespürt, doch die Baumaschinen versperrten seinen Blick auf die Leiche
der jungen Frau. Sofort sandte Francesca ihm die Information, um ihn zu warnen.
Sie hielt einen
Augenblick inne und sprach ein kurzes Gebet für das Opfer und ihre Familie. Wie
sollte sie von Gabriel verlangen, seine Lebensaufgabe zu vernachlässigen? Er war
der Beschützer ihres Volks, der die abscheulichen Ungeheuer auslöschte, die so
sinnlose, grausame Verbrechen begingen. Brice regte sich neben ihr. Er schien
aus dem Trancezustand zu erwachen, in den er gefallen war.
»Was zum Teufel
geht hier vor sich?«, herrschte er Francesca an, während er ihrem Blick folgte.
Deutlich erkannte er die Leiche der jungen Frau, und in der Entfernung
entdeckte er den leblosen Körper eines Mannes, der in der Nähe eines Bulldozers
zusammengebrochen war. »Ich wusste doch, dass Gabriel ein Verbrecher ist. Er
beteiligt sich an Morden.«
Francesca brachte
ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. Sie musste sich ganz auf Gabriel
konzentrieren. Der Vampir zu seiner Linken warf sich plötzlich in die Luft.
Mächtige Schwingen sprossen auf seinem Rücken, seine Hände wurden zu gekrümmten
Krallen, und sein Gesicht verzerrte sich, bis er einen messerscharfen Schnabel
besaß. Doch während er angriff, verwandelte sich auch der zweite Vampir.
Sein Körper wurde
von Fell überzogen, während sich sein Gesicht zu einer langen Schnauze
verformte, in der kräftige Zähne aufblitzten. Während der Vogel von oben
angriff, attackierte der Wolf Gabriel von unten. Der dritte Vampir schimmerte,
wurde durchsichtig und löste sich dann in Nebelschwaden auf, die auf Gabriel
zutrieben.
Entsetzt
beobachtete Francesca, wie sich eine Ranke über den Boden schlängelte, lautlos
und tödlich, bis sie Gabriel erreichte und nach seinem Knöchel zu greifen
schien. Sie schlug sich die Hand vor den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken.
Auf keinen Fall durfte sie ihn jetzt ablenken. Er war erfahren genug, um mit
jeder Bedrohung fertig zu werden, auch wenn ihn alle Vampire gleichzeitig
angriffen.
Geh sofort nach
Hause! Gabriels Stimme hallte durch ihren Geist. Der Befehl war schroff und
trug eine telepathische Verstärkung in sich. Francesca wusste, dass Gabriel im
Augenblick keine Zeit hatte, ihr seinen Willen aufzuzwingen.
Dennoch spürte sie
die Wichtigkeit seines Befehls tief in sich. Seine erste Sorge galt ihrer
Sicherheit, nicht seinem eigenen Leben. Im Augenblick war sie
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