Dunkles Begehren
kenne deine
Gedanken.«
»Du warst niemals
eine Sterbliche, Liebste. Vielleicht fehlte nicht mehr viel, doch die
Verwandlung war niemals abgeschlossen. Du gehörst zu meiner Welt. Du hast
Dinge vollbracht, die kein anderer je erreicht hat, und dazu beglückwünsche ich
dich. Aber du bist die zweite Hälfte meiner Seele. Glaubst du wirklich, dass
ich dich nicht um deiner selbst willen liebe und respektiere? Dass ich dich
nicht besser kenne als der liebenswerte Doktor Brice Renaldo oder jeder andere
sterbliche oder karpatianische Mann? Ich kann in dein Herz und in deine Seele
blicken. Ich hätte schon vor vielen Jahren bei dir bleiben und dich beschützen
sollen. Wir hätten eine Familie gegründet. Gib mir die Schuld daran, bestrafe
mich, wenn es sein muss. Ich habe es wirklich verdient. Doch du darfst nicht
glauben, dass du nicht um deiner selbst willen geliebt wirst.«
Die Aufrichtigkeit
seiner Worte brach ihr das Herz. Francesca mied die telepathische Verbindung
zu ihm, um nicht völlig aus der Fassung zu geraten. Sie hatte so viel
durchmachen müssen - die Entdeckung, dass Gabriel noch am Leben war, den
Blutaustausch, der ihr für alle Zeit das Sonnenlicht genommen hatte, den
leidenschaftlichen Liebesakt, die schrecklichen Qualen der beiden kleinen
Patienten im Krankenhaus. Brice. Thompson.
Mit schnellen,
anmutigen Bewegungen kam Gabriel auf sie zu. Er schien nur aus Kraft und
Selbstbeherrschung zu bestehen, so schön, dass es Francesca den Atem
verschlug. Er bewegte sich wie ein Raubtier, ein großer Wolf, der sich an
seine Beute heranschlich. Francesca schloss die Augen, als Gabriel ihr sanft
die Hand in den Nacken legte. Zärtlich. Besitz ergreifend. »Ich versuche
nicht, dein Leben zu übernehmen, sondern möchte es mit dir teilen. Ich bitte
dich um eine Chance. Um nichts weiter. Eine Chance. Du hattest nicht die
Absicht, dein Leben sofort zu beenden. Verbringe diese letzten Jahre mit mir,
damit ich versuchen kann, einiges wieder gutzumachen.«
»Du brauchst mich
nicht zu bemitleiden, Gabriel, das könnte ich nicht ertragen. Ich habe ein
schönes Leben geführt, sogar ein sehr außergewöhnliches für eine Frau unseres
Volkes.« Sie wich vor ihm zurück.
Gabriel umfasste
ihren Nacken fester. »Du bist eine schöne Frau, Francesca, mit vielen Talenten.
Du brauchst kein Mitleid. Außerdem müssen wir uns ja auch nicht jetzt über
diese Angelegenheit unterhalten. In letzter Zeit musstest du schon zu viele
schwierige Situation durchstehen. Da sollst du dich nicht auch noch fragen
müssen, was ein fremder Mann für dich empfindet und was du ihm vielleicht
schuldig bist.« Zärtlich liebkoste Gabriel ihr seidiges Haar. »Ich weiß, dass
ich im Augenblick nichts weiter als ein Fremder für dich bin. Doch ich würde
mich freuen, wenn du mir die Chance geben würdest, dein Freund zu sein.«
Seine Berührung
entfachte ein Feuer in ihr. Gabriel erkannte an, dass sie ihren Freiraum
brauchte, und wollte ihn ihr zugestehen. »Das ist eine gute Idee«, antwortete
sie. In ihrem Innern schienen Alarmglocken zu läuten. Gabriel war zu attraktiv,
zu charmant. Vielleicht würde es ihm gelingen, ihr doch das Herz zu stehlen.
Francesca war müde und wollte nach Hause gehen.
Gabriel
unterdrückte ein Triumphgefühl, dessen er sich schämte. Er schenkte Francesca
ein Lächeln, das seine markanten Züge weicher werden ließ. »Du brauchst mir
keine Antwort zu geben. Gilt unsere Wette?«
Francesca nickte,
um endlich das Thema zu wechseln. »Gut. Ich gehe die Wette ein, aber nur, weil
du überhaupt nichts von wirklicher Frauenpower verstehst.« Als Francesca sich
diesmal von ihm zurückzog, ließ Gabriel sie gehen. Sorgsam mied sie seinen
Blick und konzentrierte sich auf den See und ihren Stein. Mit einem lockeren
Wurf aus dem Handgelenk ließ sie den Stein über den See hüpfen. Genau zehn Mal.
Triumphierend
lächelte sie Gabriel an. Er ließ sich viel Zeit dabei, den perfekten Stein zu
finden. Dann verbarg er ihn in seiner Hand. »Also muss ich es elf Mal schaffen,
um zu gewinnen?«
Francesca nickte
ernsthaft. »So ist es.«
Gabriel lächelte.
Diesmal war es eindeutig das Lächeln eines Raubtiers. Raffiniert. Und viel zu
verführerisch. Entschlossen hob sie das Kinn und zwang sich dazu, den Blick von
Gabriels vollkommenem Körper abzuwenden Und den See zu betrachten. Warum
musste er nur so männlich aussehen? Sein Körper war athletisch und viel zu wohl
geformt.
»Ich warte«, sagte
sie. Sie war sich seiner Nähe nur allzu
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