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Dunkles Blut: Thriller (German Edition)

Dunkles Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Dunkles Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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umhüllte. Dann hustete er und räusperte sich. » Also, meine Freunde nennen mich Ian, und –«
    » Nicht so schüchtern, Mr. Haffenden.«
    Nachdem die Erde und der Lehm entfernt waren, konnte man schon mehr von der Leiche sehen. Rund ein Viertel von Steve Polmont schaute aus dem Beton heraus: das linke Bein vom Knie abwärts, der rechte Arm vom Ellbogen an, eine Hüfte, ein Stück Schulter und eine Seite des Gesichts. Die Haut war von den Leichenflecken dunkelviolett verfärbt, bis auf die Stellen, wo sie auf Dr. Framptons kostbare Erde gedrückt worden war. Hier war sie von einem blassen Wachsgelb, mit Abdrücken von Erde und Steinchen darin.
    Haffenden trat von einem Fuß auf den anderen.
    Isobel legte ihm die Hand auf die Schulter und steuerte ihn auf die Leiche zu. » Wir warten nur noch auf Sie.«
    Der kleine Mann blickte zu ihr auf. » Es ist nur … normalerweise hat Archäologie nicht so viel mit …« Der Blick ging wieder zur Leiche. » Ich meine, wir haben es meistens nur mit Fossilien und Knochen zu tun.«
    Sie neigte den Kopf zur Seite und starrte ihn an.
    Logan trat vor. » Stellen Sie sich einfach vor, es wäre eine von diesen Moorleichen, die durch die ganzen Tannine oder was auch immer so gut erhalten sind.«
    » Ja … in Ordnung. Ein Torfmoor.« Haffenden stellte seinen Werkzeugkasten auf dem Rand des Betonblocks ab und entnahm ihm einen Satz Miniaturmeißel. » Mit sehr hartem Torf …«
    Grellweißes Licht flimmerte über die Folienwände des Reinraums – der Blitz des Fotografen der Spurensicherung, der festhielt, wie der nervöse Archäologe den Beton um die Leiche herum mit dem Meißel lockerte.
    Er hatte den Block in Quadrate von acht Zentimetern Seitenlänge eingeteilt und sammelte die Betonbruchstücke jeder Sektion in einem eigenen Beweismittelbeutel. Der ganze Vorgang wurde minuziös mit Video- und Digitalkameras dokumentiert.
    Nach einer halben Stunde wirkte Haffenden schon wesentlich selbstsicherer, als er sich mit seinem Meißel an den Konturen von Schultern und Kopf entlang- und um die Enden der Haarsträhnen herumarbeitete. Je mehr er wegmeißelte, desto übler wurde der Gestank.
    Dann legte der Archäologe sein Werkzeug hin. » Der Kopf liegt frei.«
    Logan folgte Isobel, als sie an den Betonblock herantrat.
    Polmonts Kopf lag in einem unnatürlichen Winkel, und auch mit der Form schien etwas nicht zu stimmen – er sah leicht abgeplattet aus. Die Seite, die im Beton gelegen hatte, war runzlig und geschwärzt; an der aufgesprungenen Haut klebten noch kleine graue Sprenkel, und aus der Nase rann eine gelblich-grüne Flüssigkeit.
    » Pfui Teufel …« Logan hielt sich die Hand vor die Gesichtsmaske, deren Stoff vom Kondenswasser schon ganz feucht war. » Die Kälte hätte ihn doch eigentlich konservieren müssen, oder nicht?«
    Isobel beugte sich vor, legte behutsam die Hand auf Polmonts verformte Wange und drehte seinen Kopf, bis die toten Augen sie direkt anstarrten. Die Nase war gebrochen, ein Ohr abgerissen, der offene Mund mit einer festen grauen Masse ausgefüllt, die noch nicht entfernt worden war. Aber es war eindeutig Steve Polmont.
    Isobel tastete den Hinterkopf ab. » Manche Betonsorten sind exotherm – sie erzeugen beim Abbinden Wärme. Eine Masse von der Ausdehnung und Dicke dieses Fundaments war vermutlich noch tagelang warm. Er ist quasi auf der einen Seite gegrillt und auf der anderen tiefgefroren worden … Das Gewicht des Betons hat seinen Kopf verformt. Ob die Schädelverletzungen vor oder nach dem Tod entstanden sind, kann ich erst sagen, wenn ich die Leiche geöffnet habe.«
    Sie fuhr mit dem behandschuhten Finger an dem verdrehten Hals der Leiche abwärts. Unmittelbar oberhalb des Schlüsselbeins war ein Kreis aus punktförmigen schwarzen Verletzungen zu erkennen. » Das sind Bisswunden.«
    Isobel betrachtete stirnrunzelnd den freigelegten Arm mit dem dunkelbraun verfärbten Hemdsärmel. Sie knöpfte die Manschette auf, schlug den Stoff zurück und deckte eine weitere Bisswunde auf.
    » Ich konnte die Haare natürlich nicht komplett freilegen.« Der Archäologe deutete auf die Strähnen, die noch im Beton eingebettet waren. » Und mit der Oberbekleidung dürfte es ziemlich schwierig werden.« Er sah Logan an und zuckte mit den Achseln. » Der Beton hat das Gewebe getränkt und ist dann fest geworden. Das macht es allerdings sehr wahrscheinlich leichter, die Leiche selbst herauszulösen – so ähnlich wie einen Falter aus einem Kokon.«
    Haffenden griff

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