Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis
vor Anstrengung und Genuss keuchend, immer wieder hart in sie hineinglitt.
Den Mund in ihre Kehle vergraben suchte sein Blick den Mond. Den wollte er sehen, wenn ... Er biss zu, einem reißenden Wolf gleich rammte er seine Zähne in ihre Kehle, um den erstickten Aufschrei zu unterdrücken, als er kam.
Ihr köstliches Blut floss in pulsierenden Strömen. Oh ja, es war mehr als gewöhnlich. Doch allmählich, wie um es seiner nachlassenden Lust gleichzutun, stockte ihr Herzschlag. Ihre Haut wurde dünn wie Pergament, und ihr Körper fiel in sich zusammen. In der Hoffnung, noch einen Rest ihres warmen Blutes hervorzubringen, schob er seine Hüften noch einige Male vor. Doch sie war ausgesaugt. Bis auf den letzten Tropfen geleert. Angewidert stieß er sie fort.
Sie hatte ihre Jugend verloren. Anstatt des ihn um den Verstand bringenden jungen Mädchens lag eine in sich zusammengefallene und ausgetrocknete Leiche in einer schmierigen Pfütze aus Regenwasser und Abfallsud.
So war es immer. Waren sie erst einmal blutleer, widerten sie ihn an. Aber ihr Blut schenkte ihm Leben und ihr Leben wurde Teil von seinem.
Sein Vater, Lucas, lehrte ihn trinken. Doch ohne nennenswerten Erfolg. Lucas tötete niemals auf seine Art. Das Blut der Menschen zu nehmen war für Lucas eine unangenehme Notwendigkeit, und die berauschende Lust, die er an seinen Opfern fand, bereute er, sobald er fertig war und sich satt abwandte.
Auch tötete Lucas nicht und wenn, dann höchstens aus Versehen. Zu allem Überfluss ließ er sich auch noch von seinem schlechten Gewissen quälen. Seit Jarout ohne seinen Vater auf die Jagd ging, war niemanden mehr da, der versuchte, ihn zurückzuhalten oder zu belehren. Im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern seiner Familie befreite er sich völlig von Lucas, der trotz seines verweichlichten Benehmens von allen übrigen Hirudo als Oberhaupt respektiert wurde. Sie achteten ihn. Vor allem wegen seines Vaters, Golan von Byzanz. Doch damit war bald schon Schluss. Durch einen banalen Zufall war Jarout auf eine Spur gestoßen, die ihn zunächst stutzen ließ, aber auch seine Neugierde weckte.
Das war vor zwei Monaten gewesen. Da lauschte er zum ersten Mal, in der Spiegelfläche eines Kerzenhalters verborgen, dem Gespräch zweier Menschen.
Sie saßen sich an einem Tisch gegenüber und hingen schweigend ihren Gedanken nach.
Ein Mann mit schütterem Haar und dem knochigen Gesicht eines vorzeitig gealterten Mittvierzigers. Auf der anderen Seite ein junges Mädchen mit auffallend großen, dunklen Augen und dickem, rotem Haar, das ihr kleines Gesicht, mit den für die Inseln so typisch keltischen Zügen, umschmeichelte. Zunächst erschienen ihm die beiden uninteressant. Er war nicht in der Stimmung, sich mit ihnen zu amüsieren. Doch gerade, als er weiterziehen wollte, sagte das Mädchen etwas, was ihn aufhorchen ließ. Sie sprach Lucas Namen aus, Lucas Vale.
Alles Weitere, über das sie redete, war verwirrend und von ihm nicht nachvollziehbar. Doch was er heraushörte war, dass ihre Mutter Lucas kannte und sie seine Tochter war. Das war unglaublich! Sprach sie von demselben Lucas Vale, den auch er als seinen Vater kannte? Nach wenigen Minuten und einigen weiteren Sätzen war ihm klar, dass dem tatsächlich so war. Doch sie erzählte das Leben eines anderen.
Immer wieder berichtete der Lucas, den er kannte, von seiner Kindheit und erzählte ihnen Geschichten aus seinem mehr als 1300 Jahre währenden Leben.
Ihre Worte reduzierten seine Zeit auf vierzig Jahre, denn als Hirudo konnte er keine Kinder gezeugt haben. Er musste als Mensch ihre Mutter geschwängert haben, und das machte seine Abstammung mehr als ungewiss. Vielleicht war er nur ein gewöhnliches Halbblut und hatte den Alten namens Golan nie gekannt, aber selbst das war jetzt irrelevant. Sein Betrug war unglaublich! Das war schlichtweg die Krönung ihres ohnehin nicht sonderlich guten Verhältnisses.
Endlich, und wie durch Fügung des Schicksals war Jarout damit das Instrument zu Lucas Vernichtung in die Hände gefallen. Er brauchte etwa zwei Wochen, um gründlich nachzudenken und das, was anfänglich nicht mehr als eine schwammige Idee war, zu einem Plan reifen zu lassen, bevor er zu dem Mädchen zurückkehrte.
Sie war ganz ohne Zweifel die Tochter seines Vaters. Durch ihr Äußeres und ihre Talente unverkennbar sein Kind. Sein verlassenes Kind. Sein enttäuschtes, verzweifeltes Kind, das sich Nacht für Nacht in der Stadt herumtrieb und nach dem Vater
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