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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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seine Anwesenheit jetzt spüren konnte, sobald er noch einmal in ihre Nähe kam.
    Oh, Halt ...! Sein suchender Blick blieb an jenem roten Haarschopf hängen, der ihm schon so vertraut geworden war.
    Mit untergeschlagenen Beinen saß Karen neben dem Eingang eines Nachtclubs am Berwick. Sie saß dort wenige Meter von der Stelle entfernt, an der die beiden Mädchen gesessen hatten, mit dem Rücken an die graue Hauswand gelehnt. Warum hatte er sie vorhin nicht entdeckt? Er war doch erst vor wenigen Minuten hier gewesen.
    Sie wirkte erschöpft. Vermutlich war sie schon den ganzen Abend unterwegs. Die schwüle Nachtluft trieb ihr feine Schweißperlen auf die Stirn, und ihr lockiges Haar ringelte sich in dunklen, feuchten Strähnen auf der Haut, an ihrem Hals und in den Ausschnitt ihres Kleides hinein.
    Ihr Gesicht verriet wie müde sie war, und nun konnte er endlich auch das sehen, worauf er gewartet hatte. Hoffnungslosigkeit - ein Gefühl, das sie bisher erfolgreich unter Kontrolle halten konnte. Frustration, Wut, Getriebensein, all das erlebte er schon bei ihr. Aber echte, lähmende Hoffnungslosigkeit noch nie.
    Ihr anfänglicher Enthusiasmus war nun endgültig verschwunden und äußerst wirkungsvoller, enttäuschter Erwartung gewichen.
    Vermutlich stellte sie sich alles viel einfacher vor. Aber was, in wessen Namen auch immer, erhoffte sie sich denn? Dass Lucas Vale zwanzig Jahre lang an ein und demselben Ort blieb? Oder das, wenn sie durch Zufall an einen von seiner Art geriet, derjenige ihr dann auch noch verriet, wo sie ihn finden konnte?
    Sie mochte zwar über diverse Talente verfügen, aber offensichtlich war sie auch völlig unfähig. Ohne seine Hilfe kam sie keinen Schritt weiter, stellte er zufrieden fest und schlüpfte schnell in eine kleinere Spiegelfläche, die verborgen neben einem Hauseingang lag. Von dort aus konnte er in aller Ruhe nach einem geeigneten Kandidaten für die kleine Inszenierung, die er für sie plante, Ausschau halten.
    Groß musste er sein, und hässlich - in beiden Kriterien ihn bei Weitem übertreffen. Ersteres war schwierig, aber hässlich waren sie alle.
    Also los. Er glitt aus dem Spiegel heraus und ging festen Schrittes auf eine Gruppe von drei Männern in schwerer Lederkluft zu. Dem Größten von ihnen tippte er energisch auf die Schulter. Der aufdringliche Schweiß- und Ledergestank, der von der Gruppe ausging, bereitete ihm Übelkeit, und er hielt einen wohlbedachten Abstand. Der Widerling drehte sein bärtiges Gesicht zu ihm und glotzte ihn von oben herab an. Perfekt! Groß und eklig.
    «Was?», brummte der Kerl.
    Na, wir sind aber übel drauf, was? dachte Jarout und brachte vorsichtshalber noch einen weiteren halben Meter zwischen sich und den Herrn der Fliegen, wie er dieses abstoßende Exemplar spontan taufte.
    «Ein Geschäft», erwiderte er knapp, wohl wissend, dass Höflichkeit hier nicht gefragt war, und zog drei Geldscheine aus seiner Hosentasche. «Interessiert?»
    Zusammengekniffene Augen und ein gierig vorgereckter Hals verrieten unbedingtes Interesse.
    «Siehst du das Mädchen dort drüben?» Jarout wies mit einem Nicken auf Karen.
    «Meinst die Rothaarige?»
    Jarout nickte leichthin. «Ich bin ihr Freund, und sie fand was Besseres. Meint sie jedenfalls, und ich glaube, du kannst mir helfen, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Du machst sie an, und ich rette sie. Ich will ihr ein wenig imponieren.»
    Seine Kumpane stießen sich mit den Ellenbogen an und grinsten anzüglich. Widerlich fand Jarout. Doch einmal angefangen wollte er die Sache nun auch beenden.
    «Für zehn Pfund sollte es doch möglich sein, dass du sie ein wenig belästigst? Darin bist du bestimmt gut, nicht wahr? Und dann komme ich und spiele den Beschützer, klar?»
    Der Typ stierte das Geld an, und Jarout zückte zähneknirschend zwei weitere Scheine, die er ihm zusammen mit den anderen mit spitzen Fingern in die speckige Jackentasche steckte. «Nun, was meinst du?», fragte Jarout. Der Kerl nickte. Ein feuchtes, ausgesprochen dämliches Grinsen, teilte seinen Bartwuchs und zeigte die Folgen des jahrelang viel zu sparsamen Einsatzes von Zahncreme.
    «Du machst nicht viel Worte, he?», meinte Jarout.
    «Mann, du dafür um so mehr!», antwortete der Bärtige und stapfte schnurstracks auf Karen zu.
    Abwartend schlich Jarout ein Stück hinterher und gab vor, unbeteiligt ein Filmplakat zu studieren.
    Die Stimmen der Leute zwischen ihnen waren zu laut, als dass er den Wortwechsel der beiden verstehen konnte.

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