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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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verziert waren. In ihnen wiederholten sich die Motive des Schrankes und des Kamins. Die Tapeten schienen aus richtigem Stoff zu sein. Sie schimmerten wie dunkelgrüne Seide und kunstvoll eingewobene Goldfäden versponnen sich zu hauchzarten Mustern.
    Der Prunk dieses Zimmers ließ sie mit offenem Mund staunen. Sie konnte sich absolut nicht vorstellen, dass sie ihr erlaubten, in solch einem Luxus zu wohnen.
    «Du sagst ja gar nichts.» Er wanderte um sie herum. «Falls es dir nicht gefällt, kannst du dir auch ein anderes aussuchen.»
    Nicht gefallen? Er wusste ja nicht, was er redete. Sie war begeistert. Eine bessere Unterkunft konnte sie sich doch gar nicht wünschen. Hier war alles, was sie brauchte. Er konnte froh sein, wenn sie dieses Zimmer überhaupt jemals wieder verließ.
    Und erst das Badezimmer nebenan. Messing und fein gemaserter, roter Marmor und genauso geräumig wie das Schlafzimmer. Kannte der Luxus in diesem Haus denn gar keine Grenzen?
    Jarout ging zum Bett und ließ sich rücklings auf die weiche Bettdecke fallen. Er setzte sich wieder auf und klopfte auffordernd mit der flachen Hand auf den freien Platz neben sich.
    «Hey, das staubt ja gar nicht!», bemerkte er verwundert. «Komm, leg dich zu mir! Ist sehr gemütlich hier», lud er sie ein, legte den Kopf in den Nacken und schaute versonnen zum Baldachin hoch. Unvermittelt sprang er wieder auf. «Warte!», rief er und stürzte zum Schrank. Er riss beide Türen weit auf und enthüllte ein Meer von Kleidern. Die bunten Stoffe quollen zwischen den dunkleren Tönen von Umhängen und pelzbesetzten Mänteln hervor. Weicher Samt raschelte an zarter Seide und geraffte Spitze über weiches Fell, als Jarout mit beiden Händen daran entlang fuhr.
    «Komm, und sieh sie dir an! Das sind die alten Kleider meiner Mutter.» Er zog ein rosafarbenes Rüschenkleid mit weitem Rock, Puffärmeln und einer Taille, die so eng wie für ein zwölfjähriges Kind geschnitten war, hervor.
    «Zu ihrer Zeit der letzte Schrei in Paris. Bei der Farbe frage ich mich nur, wessen Schrei.» Er kicherte albern und stopfte es zurück. «Vermutlich hat sie vergessen, was sie hier aufbewahrte, sonst hätte sie dir bestimmt was Neueres gegeben.»
    Er zerrte an einem weiteren Bügel und förderte ein schlichtgeschnittenes Kleid aus dunkelroter Seide zutage. «Das gefällt mir», flüsterte er und strich behutsam über die vielen, rund um das weite Dekolleté, und in schmaler Linie bis runter zum Saum aufgestickten Glasperlen, die verführerisch funkelten und glitzerten.
    Wollte er etwa, dass sie das anziehen sollte?
    Sie wollte protestieren, doch ehe sie sich wehren konnte, zerrte er sie vor den großen Ankleidespiegel, stellte sich hinter sie, schwang das Kleid nach vorn und drückte den seidigen Stoff gegen ihren Oberkörper. Der glänzende Stoff duftete schwach nach Parfüm und dem Holz des Schrankes, in dem es viel zu lange unbeachtet gehangen hatte.
    «Was ist denn? Das steht dir fantastisch.»
    Das war zu viel. Er brachte sie tatsächlich dazu, sich wie ein kleines Schulmädchen zu fühlen, dessen Prinzessin-, Schloss- und Ballkleidtraum in Erfüllung ging. Das war ja widerlich. Jarout benahm sich, wie auf einer Pyjamaparty oder so was.
    Sie fühlte dieselbe Bedrohung wie jedes Mal, wenn ihre Freundin Sarah ihr sagte, sie solle doch etwas aus sich machen. Nichts liebte Sarah so sehr, wie Make-up und ausgeflippte Kleidung, und jedes Mal verfiel sie in einen wahren Kaufrausch, sobald sie eine Parfümerie auch nur von Weitem sah. Karen zog ihrem Spiegelbild eine Grimasse und versuchte Jarout, der drauf und dran war, sie auszustaffieren wie eine Schaufensterpuppe, unter den Armen davon zu schlüpfen.
    «Nein, nein, nein, hier geblieben! Zieh es bitte an! Für mich, bitte!» Dabei blitzten seine Augen jungenhaft verschmitzt. «Du wirst einfach wunderhübsch darin aussehen - so wie du bist», sagte er, als habe er ihre Gedanken erraten.
    So wie du bist ... ob er das wirklich im Ernst meinte?
    «Bitte, bitte!»
    «Also gut», erwiderte sie mürrisch, «aber dreh dich gefälligst zur Wand, während ich mich umziehe!»
    «Na, was denkst du denn von mir, Karen? Ich bin dein Bruder», grinste er und legte ihr das Kleid in die Arme, «aber wenn du darauf bestehst.»
    Ihr Bruder, Himmel ja, das stimmte wohl! Lucas war ihrer beider Vater. Shit, sie war tatsächlich mit diesem eingebildeten Kerl verwandt.
    Verstohlen linste sie über die Schulter zu ihm. Wenigstens glotzte er nicht. Hastig zog sie

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