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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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beobachtet und imitiert hatte. Dabei lernte er zu lächeln wie er, sich zu bewegen wie er, zu sprechen wie er und schließlich auch exakt so zu denken.
    Niemand, nicht einmal die dumme Buhle, deren Besuch er erwartete, könnte jetzt noch einen Unterschied feststellen. Das Einzige, was ihn von Arweth unterschied, war das kleine, runde Silberamulett, das Dorian Prior an einem Lederband um den Hals trug. Jenes Amulett, das Prior Arweth einst entrissen hatte und das er nun dazu verwandte, diese Scharade inszenieren.
     Die Maskerade, die Wandlung, wie er das Talent nannte, das er bei seinem Eintritt in die Welt der Dämonen erhalten hatte, war virtuos. Dazu benötigte er lediglich einen Gegenstand aus dem persönlichen Besitz desjenigen, in den er sich zu wandeln wünschte, und konnte dann daraus die Energie und das Bildnis ziehen. Er vermutete, dass sein Können derart vollendet war, dass selbst Arweth ihn für sein eigenes Spiegelbild halten würde, stünde er ihm gegenüber.
    Doch nun musste er sich beeilen. Serena, Arweths heilige Hure konnte jeden Augenblick eintreffen. Schnell schob er die Truhe in den Schatten unter der Werkbank. Danach eilte er in den Ausstellungsraum, in dem die Dochte hunderter Kerzen auf Befehl seiner Gedanken aufflammten. Zufrieden blickte er in die Runde. Nun konnte sie kommen. Er war bereit. Er wartete.

~ 3. Kapitel ~
     
    In dem man zu Abend isst
    und Belangloses berichtet wird
     
    Das Abendessen zu Calmans Begrüßung fand im Salon des Hauses statt. Im Kamin neben dem Esstisch prasselte ein hell loderndes Feuer und rief vorschriftsmäßig ein Gefühl von Heimeligkeit hervor. Acht Lampen vergossen pastellfarbenes Licht auf die überladene Einrichtung des weitläufigen Zimmers. Blanche hatte wie immer ein üppiges Essen vorbereitet und bot die perfekte Darstellung der virtuosen Gastgeberin. Darin war sie unschlagbar. Doch die drückende Spannung, die über der festlich gedeckten Tafel lag, war nur allzu deutlich spürbar. Karen fühlte sich wie statisch aufgeladen. Unbehagen lag in den oberflächlichen Gesten und Worten der anwesenden Hirudo. Gehaltloses, kaum zu ertragendes Geschwätz war die Folge.
    Vorsichtig ließ Karen ihre Gedanken von einem zum anderen wandern. Verstohlen tastete sie nach unverhüllten Worten und Blicken, doch sie alle waren entweder zu bedacht oder ebenso unwissend wie sie selber.
    Am Kopf der Tafel saß Lucas, das Oberhaupt der Familie, zu der sich acht Vampire der Rasse Hirudo zusammengeschlossen hatten.
    Rechts von Lucas saß Blanche, seine Gefährtin. Die Ähnlichkeit zwischen der Frau an Lucas Seite und Karens leiblicher Mutter Aimee, die starb, als Karen neunzehn Jahre alt war, war verblüffend.
    Doch sämtliche Ähnlichkeit beschränkte sich auf reine Äußerlichkeit. Sie besaß dieselben dunklen Augen wie Karens Mutter und ebenfalls das schwarze, lockige Haar, welches sie sorgfältig in einer kunstvollen Hochfrisur zähmte. Doch im Gegensatz zu Aimee verströmte Blanche offene Warmherzigkeit. Dafür war Karens Mutter viel zu verbittert. Sie misstraute den Menschen und noch mehr dem Glück. Auch fehlte ihr Blanches laszive Eleganz, mit der jene überzeugend ihren Rang als Hausherrin bestätigte. Im Gegensatz zu ihr war Aimees südländische Erscheinung nichts weiter als hübsch. Blanche jedoch war hinreißend schön.
    Blanche gegenüber saß Denis, ihr Sohn. Die blonden Haare trug er zu einem losen Zopf gebunden. Seine opalblauen Augen hinter gesenkten Lidern verborgen, schien er mit angezogenen Schultern im Polster seines Stuhls verschwinden zu wollen. Ein beinahe dreihundert Jahre alter Hirudo mit dem Gemüt eines sanften Kindes. Auch er schien sich heute Abend alles andere als wohlzufühlen. Was jedoch nicht zwangsläufig etwas Ungewöhnliches bedeuten musste. Denis fühlte sich grundsätzlich unbehaglich in Gesellschaft.
    Denis und Blanche bewohnten das Haus lange Zeit, bevor Lucas das Erbe seines Erzeugers Golan antrat. Mit ihnen zusammen lebten hier Seamus und dessen Frau Galina.
    Seamus war zuvor schon Golans Vertrauter und unterwies später Karens Vater in allem, was ihm half, in seiner neuen Existenz zu überleben. Karen fiel auf, dass der grauhaarige, schmalgliedrige Hirudo seinen angestammten Platz am Fußende der Tafel Arweth überlassen hatte. Nach allem, was sie über Arweth, den groß gewachsenen Mann mit den roten Augen und schneeweißen Haaren wusste, genoss er immense Autorität unter den Hirudo. Seamus Zugeständnis zollte offenbar

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