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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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als fremde Beobachterin und nur in seltenen Momenten als Mitglied. Fünf Jahre, in denen sie versucht hatte, den Respekt und das Vertrauen der Familie zu erlangen. Auch wenn Lucas ihr Vater war, so war sie dennoch keine von ihnen. Sie war eine Sterbliche und so wurde sie auch behandelt.
    Zwar weihten Calman und Denis sie in vieles ein, doch Entscheidendes wurde strikt zurückgehalten. Auch heute Abend war sie sicher, dass die Hirudo etwas vor ihr verbargen. Besonders Arweth, Lucas und Calman, schienen schrecklich bemüht, ihre innere Anspannung zu überspielen.
    Calman und Arweth waren im Abstand von nur zwei Tagen eingetroffen. Das konnte kein Zufall sein. Zwei Hirudo der ersten Generation fanden sich nicht ohne besonderen Anlass im Haus der Familie ein. Diese heimlich warnenden Blicke, ihre hastigen, übertrieben freundlichen Worte waren eine einzige Farce. Und dann Jarout, der seinen beißenden Zynismus nicht ein einziges Mal anbrachte. Das, kombiniert mit dem Besuch der beiden Alten, konnte nur bedeuten, dass die Angelegenheit tatsächlich ernst war. Ernst genug jedenfalls, um ihren arroganten, spitzzüngigen Bruder zum Schweigen zu bringen.
    Bei seinem Anblick schauderte sie. Noch immer verspürte sie in seiner unmittelbaren Gegenwart einen scharfen Stich tief in ihrem Inneren. Ihre Gefühle für Jarout waren gespalten und ließen sich nicht Einklang bringen. Zum einen wollte sie ihm vergeben. Das wäre großherzig und die einzige Möglichkeit, Frieden zu schließen. Frieden, auch und vor allem mit sich selbst. Dann wieder wünschte sie, sie müsste nicht in sein blasiertes Gesicht sehen und sich nicht sein überhebliches Geschwafel anhören.
    Die Familie hatte ihr gegenüber großen Respekt erwiesen, als sie sie in die Entscheidung über Jarouts Rückkehr einbezog. Damals bot sich ihr die Chance, abzulehnen. Sie hätte sagen können, was sie wirklich fühlte. Doch anstatt zuzugeben, dass der Schmerz, den er ihr zugefügt hatte, immer noch lebendig war, zog sie sich feige zurück. Statt zu sagen, dass ihre Angst sie immer noch in ihren Träumen heimsuchte, fühlte sie sich für das Glück anderer verantwortlich. Jarout war Lucas Sohn. Blanche liebte ihn wie ihr eigenes Kind und er war lange vor Karen Teil dieser Familie. Wie konnte sie da wagen, ihrer Bitte Widerstand zu leisten? Und doch hätte sie genau das tun sollen. Dann bräuchte sie jetzt nicht gegen aufsteigende Übelkeit kämpfen.
    Seine Augen glühten bernsteinfarben im Widerschein des Feuers. Die schmalen Lippen zu einem undefinierbaren Lächeln verzogen, blickte er sie stumm an. Schnell wandte sie den Blick ab. Wollte er sie provozieren? Sie an jene Nacht vor fünf Jahren erinnern. Damals schlug sein Plan, Lucas als Familienoberhaupt absetzen, fehl. Gab er Karen die Schuld daran, dass die Familie ihn verbannt hatte? Denkbar wäre das. Obwohl er Lucas und sie angegriffen hatte, was sie beinahe das Leben gekostet hatte. Er war derjenige, der diesen schrecklichen Fehler begangen hatte. Karen war sicher, dass ihr Bruder sich trotz allem keiner Schuld bewusst war und nicht eine seiner Handlungen bereute. Und dennoch zeigte sie sich einverstanden, als die anderen ihn wieder aufnahmen. Sie könnte sich dafür ohrfeigen. Oh, du heile bunte Welt, dachte sie bitter. Was sind wir doch allesamt so hervorragende Schauspieler. Zum Kotzen.
    Blanche reichte Filet, bunte Salatplatten, Kartöffelchen und mit würzigen Beilagen gefüllte Schüsseln. Sie lächelte freundlich in alle Richtungen und versprühte Charme wie ein aufdringliches Parfum. Gib doch bitte weiter, Arweth, nimm dir noch, Denis, du isst so wenig, Calman, sei nicht so bescheiden, kein Fleisch Seam, ach, nimm doch ein kleines Stück, es ist köstlich ...
    Das ist ja zum Heulen, dachte Karen. Sie alle benehmen sich absolut lächerlich.
    Beryl und Elianes Teller waren wie immer aufgelegt und wie immer leer. Und doch blieben sie wie artige Kinder davor sitzen und blinzelten übellaunig in die Runde. Sie weigerten sich, menschliche Nahrung zu sich zu nehmen. Karen vermutete, dass die anderen mittels der Speisen entweder sentimental ihrer eigenen vergangenen Menschlichkeit gedachten oder darin eine willkommene Abwechslung sahen. Angewiesen war, außer Karen, jedenfalls keiner von ihnen auf diese Nahrung. Ja, sie enthielt nicht einmal verwertbare Energie. Die gewannen sie nur aus dem Blut Sterblicher.
    Beitragslos lauschten alle Lucas und Arweths Gespräch. Angeregt diskutierten sie die Vor- und Nachteile

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