Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis
Blackout.
»Ich muss Sie kurz allein lassen, John. Bitte bleiben Sie ganz ruhig liegen. Ich bin gleich wieder mit einem Kollegen zurück, ja?«
Turner nickte. Klar, auf so einen Doktor wartete er gern. »Den Teufel wirst du tun, Turner«, schnauzte ihn sein Begleiter an. »Wenn die Kuh weg ist, setzt du gefälligst deinen Arsch in Bewegung und machst, dass du wegkommst, klar.«
Aber warum sollte er das tun? Er fühlte sich wohl hier. Und dann war da noch Dr. Harris. Und wo sie herkam, waren bestimmt noch mehr von ihrer Sorte.
»Ach halt doch die Klappe, Trottel. Glaubst du, ich habe dir deine neuen Talente demonstriert, damit du dich hier faul ausruhen kannst. Los jetzt, auf! Beweg dich!«
Ein heftiges Zucken erfasste seine Beine und zwang ihn, sich aufzurichten.
»Zieh die Dinger raus! Mach schon!«
Damit war ganz offensichtlich die Kanüle in seinem rechten Handrücken und der gelbe Schlauch in seinem Penis gemeint.
»Aber ...«, versuchte er zu protestieren.
»Nun mach endlich, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!«
Die Nadel war mit einem Ruck draußen. Der Schlauch in seiner Blase erwies sich als hartnäckiger.
»Zeig ein bisschen Dankbarkeit! Schließlich hab ich dir deinen Arsch gerettet. Ohne mich wär' dein Brustkorb nicht mal mehr als Wurmgehege zu gebrauchen.«
Letztendlich jedoch flutschte der Schlauch, gefolgt von einer Blutfontäne aus der Harnröhre. Klatschend landete er auf dem fleckigen Krankenhauslinoleum.
»Gut, und hör gefälligst auf zu winseln. Du bist wirklich ein Jammerlappen.«
Warum war sein Freund nur so gemein zu ihm. Tat er nicht alles, was er von ihm verlangte?
»Schon gut, du machst deine Sache wirklich sehr gut. Und jetzt komm! Ich kenne den Weg. Du brauchst mir nur zu folgen.«
So wie gestern? Die Ärztin sagte was von einem Unfall. Und gestern hast du mich doch auch geführt, dachte Turner.
»Aber natürlich, du Dummerchen«, lachte die Stimme. »Das war auch nötig. Sonst hättest du nie bemerkt, wie besonders du bist.«
Besonders? fragte Turner.
»Unsterblich«, antwortete die Stimme und dirigierte ihn energisch in Richtung Tür.
~ 2. Kapitel ~
In dem eine weite Reise notwendig wird
Jarout antwortete nicht auf sein Rufen. Besorgt lauschte Calman in die Wohnung hinein. Nicht das leiseste Geräusch war zu hören. Im Hausflur flüsterte Karens Atem und Herzschlag. Von ihrem Bruder jedoch konnte Calman nicht das geringste Lebenszeichen wahrnehmen. Da stimmte doch etwas nicht.
»Ah«, schrie er laut, als er eine Berührung an der Schulter spürte. Erschrocken wirbelte er herum. Hinter ihm stand Jarout und grinste ihm frech ins Gesicht.
»Buh«, machte der junge Hirudo und lachte.
»Verflucht, du Idiot, was soll das?«, schimpfte Calman. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Vor Schreck war er außer Atem.
»Krieg dich wieder ein. Hier!« Jarout ließ ein Stück Papier vor Calmans Gesicht flattern. »Schau mal, was ich gefunden habe.«
»Was ist das?« Calman wollte ihm den Zettel aus der Hand reißen, doch Jarout zog ihn schnell zurück.
»Das, mein lieber Suchender, ist, wonach dich verlangt. Nicht der Heilige Gral, aber nahe dran.« Jarout ließ seine weißen Fänge blitzen. Er sah so triumphierend aus wie eine Katze, die einen Vogel im Flug gefangen hatte.
»Gib schon her!«, schnauzte Calman ungeduldig und diesmal überließ Jarout ihm das Blatt.
Flugbestätigung Dorian Prior Donnerstag 14. Januar
23:55 von Heathrow nach Köln – zurückrufen!!!
Er konnte kaum glauben, was er las. Eine Flugbestätigung für Dorian. Vom Vierzehnten. Das war gestern Nacht. Nach Köln. Und keine Frage, wer Dorian Prior war. Er war der Hirudo, dessen Wächter Turner war.
»Na, und was habt ihr inzwischen gemacht?«, fragte Jarout erwartungsvoll.
»Wo hast du den Zettel gefunden?«
»Gleich neben dem Telefon. Das übrigens nicht funktioniert, falls dich das interessiert.«
»Kein Problem. Ich werde Arweth und Lucas von der Telefonzelle aus anrufen. Wie ich Arweth kenne, wird er gleich hinter diesem Mistkerl herwollen.« Jarout nickte.
»He, wo ist Karen?«, fragte er, als Calman sich zum Gehen wandte.
»Sie wartet draußen.«
»Kommt sie auch mit?«
»Das werden wir sehen, wenn ich telefoniert habe. Aber die Chancen stehen nicht schlecht, dass Karen uns begleiten wird. Oder willst du ihr beibringen, dass wir sie ins Haus ihrer Mutter bringen?«
Jarout hob abwehrend beide Hände und schüttelte ernst den Kopf. »Bloß nicht. Halt mich da raus! Sie ist
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