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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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gereizter Unterton. War die Situation wirklich so angespannt? Calman verkniff sich eine ironische Bemerkung.
    »Ja, Lucas. Wir wissen jetzt, wo wir Malcolms Mörder aller Wahrscheinlichkeit finden.«
    »Das ist gut, das ist sehr gut. Hör zu, ich habe mit Arweth besprochen, dass dir alle weiteren Entscheidungen in dieser Angelegenheit übertragen werden. Dein Bruder ist im Moment, wie soll ich sagen, zu beschäftigt.«
    »Ich verstehe«, brummte Calman. »Dann sag ihm einen schönen Gruß und dass wir in Köln sind. Karen begleitet uns, wenn du nichts dagegen hast.«
    Ein kurzes Schweigen folgte. In der Stille konnte Calman Lucas leise atmen hören.
    »Nein, ist gut. Aber passt bitte auf sie auf, ja. Besser wäre natürlich, sie bliebe in Aimees Haus, aber ...«
    »Nein, ich glaube kaum, dass wir sie dazu überreden können. Du weißt, sie hat das Haus seit damals nicht mehr betreten.«
    »Ich weiß«, murmelte Lucas.
    Calman wusste, auch Lucas war der Meinung, dass das Haus längst verkauft gehört hätte.
    Seit vier Jahren stand das Gebäude leer und verkam immer mehr. Nach dem Verschwinden ihres Stiefvaters Peter, hatte Karen beim Betreten des Hauses schlimme Visionen. Obwohl sie sie nicht zu deuten vermocht hatte, mussten sie doch so quälend sein, dass sie sich geweigert hatte, zurückzukehren. Sie war davon überzeugt, dass Peter nicht einfach nur verschwunden war. Ihrer Meinung nach musste ihm etwas Schlimmes zugestoßen sein. Karens unheilvolle Ahnung hatte sich bestätigt, als sein stark verwester Leichnam Monate später ans Ufer der Themse getrieben wurde. Noch ein Mal hatte sie versucht, die Atmosphäre im Haus ihrer Kindheit zu ergründen. Ohne Erfolg. Danach hatte sie die Tür ein für alle Mal hinter sich geschlossen und überließ das Haus seinem Schicksal.
    Zu Lucas Verteidigung musste Calman zugeben, dass er seine Tochter damals mit aller Kraft bei ihrer Suche nach ihrem Stiefvater Peter unterstützt hatte. Doch mit dem Auftauchen von Peters Leiche war auch Lucas Interesse an dieser Angelegenheit verschwunden. Seltsamerweise schien für ihn klar, dass das Thema Peter nun erledigt war. Das vergangene Erlebte seiner Tochter war abgeschlossen wie die Tür zum Haus ihrer Mutter. Lucas Vale konnte sich nun endlich wieder seinem Leben als Oberhaupt der Familie zuwenden. Geschäfte warteten darauf, dass er sich ihrer annahm. Reisen mussten unternommen und Verträge abgeschlossen werden. Er bat Calman, sich Karen anzunehmen. Eine unnötige Bitte, da der Älteste bereits die seltsame Verbindung zu dem Geist des Mädchens spürte. Selbst wenn er gewollt hätte, ihm blieb keine andere Wahl als diese Brücke zwischen seinem und ihrem Selbst zu erkunden. Sein Bedauern galt Lucas. Er wusste gar nicht, was er als ihr Vater an Karen versäumte.
    Calman entschied, dass er ihn jetzt besser zu seinem Gespräch zurückgehen ließ. Lucas, in seiner Rolle als Golans Erbe, war mit seinem Kopf und Herzen zurzeit nicht bei seinen Kindern, sondern viel zu sehr bei dem, was in seinem Arbeitszimmer vorging.
    »Ich rufe an, sobald wir etwas Neues herausgefunden haben.«
    »Ja, ist gut. Viel Glück.«
    »Danke.«
    Mit einem Gefühl von Resignation, das Karen vermutlich oft Lucas gegenüber empfand, hängte er den Hörer ein.
    »Wir reisen nach Köln«, rief er Karen und Jarout zu, als er über die Straße zu ihnen eilte.
    Ein breites Lächeln erschien auf beiden Gesichtern. Ausdruck ihrer unschuldigen Freude über dieses unverhoffte Abenteuer. Calman wünschte, diese ungetrübte Begeisterung teilen zu können. Doch er dachte an die Gefahr, die sie am Ziel ihrer Reise erwartete.

~ 3. Kapitel ~
     
    In dem eine Gute - Nacht - Geschichte
    erzählt wird
     
    Leise klirrend zerbrach das sorgfältig geleerte Glasfläschchen auf dem Boden des Blecheimers. Die schwarzen Lederhandschuhe, die ihn vor dem giftigen Inhalt der Phiole schützten, warf Dorian Prior hinterher. Wie tote Fledermäuse klatschten sie auf die Scherben. Jetzt taugten sie nur noch für den Müll.
    Kritisch blickte Dorian Prior sich um. Argwöhnisch betrachtete er sein Werk. Hatte er alles bedacht? Mittelpunkt seiner sorgsam arrangierten Staffage war der niedrige Tischaltar, als Opferstein seiner Rache. Die zwei Eisenstangen, jene Relikte seiner Pein, lagen neben den Vertiefungen auf dem Altar. Sie waren vorbereitet, Arweth genau das anzutun, was er Dorian Prior seinerzeit angetan hatte. An den messerscharf geschliffenen Spitzen trocknete bereits das todbringende Gift.

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