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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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Blick ruhte auf Lucas. Sie wollte ihm seinen Trotz vergeben. War sein Starrsinn doch aus Unwissenheit geboren. Letztlich bekäme sie ihren Willen erfüllt und er eine Lektion erteilt, die ihm das Überleben in Zukunft erleichterte. Lucas spürte, dass sie ihn anstarrte. Nervös drängte er Arweth durch die Tür, die er hastig hinter sich schloss.
    »Sag, was du willst. Sag, sie ist deine Schwester oder sag, dass sie die heilige Königin von Saba ist. Das ist mir egal. Ich werde auf gar keinen Fall zulassen, dass sie die oberste Regel dieses Hauses bricht.«
    Arweths Blick blieb ruhig, doch Lucas spürte deutlich die Erregung des Ältesten, als er antwortete. Seine Stimme klang gepresst, was seine höflichen Worte Lüge strafte. »Ich verstehe dich. Doch ich fürchte, Sappho wird auf ihren Wunsch bestehen.«
    »Wunsch? Dass ich nicht lache. Bisher hat sie nichts Anderes getan, als zu befehlen.«
    »Sie ist unverzichtbar für ...«
    »Jetzt vergiss doch diesen Mist. Da drin sitzt eine verwöhnte Ziege, die noch niemand gewagt hatte, in die Schranken zu weisen. Dabei wäre das genau, was sie dringend bräuchte. So wie sie sich jetzt benimmt, ist sie eher ein Grund, unsere Pläne zu vergessen. Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir zusammenarbeiten und nicht die Befehle einer Diva befolgen. Wovor hast du eigentlich Angst? Dass sie dich in einen Frosch verwandelt?«
    »Hör auf damit. Du klingst ja schon wie dein missratener Sohn«, entrüstete sich Arweth und stürmte durch das Musikzimmer in die Eingangshalle. »Wie lange bist du jetzt einer von uns? Zwanzig, dreißig Jahre? Du hast verdammt wenig begriffen in dieser Zeit«, schimpfte er.
    »Oh, ich habe genug begriffen, Arweth. Zum Beispiel, dass ihr euch an völlig antiquierte Regeln einer selten dämlichen Hierarchie haltet, die dringend überdacht und den Bedingungen angepasst gehört. Du willst Sappho wegen ihrer Macht unbedingt in der Allianz gegen Maratos haben? Gut. Du glaubst, ohne ihre Autorität und ihre Talente haben wir keine Chance gegen ihn. Auch gut. Aber ist das ein Grund, sie so zu verhätscheln?«
    Arweth blieb wie angewurzelt am Fuß der Treppe stehen. Mit zornig glühenden Augen wirbelte er herum. Er schämte sich für den respektlosen Gedanken, doch als er Lucas ansah, musste er an einen wütenden Kobold denken.
    Dieser kleine, drahtige Mann mit den flammend roten Haaren und hellen Augen starrte ihn mit einem Blick an, der bereits Beryl und Eliane in die Schranken gewiesen hatte. Wie eine Stoffpuppe könnte er ihn mit der Wucht eines Grizzlys quer durchs Zimmer schleudern. Ein Gedanke wäre ausreichend. Nur zu gern hätte er ihn Sappho gegenübertreten lassen. Jedem ihrer Talente konnte Lucas zwei entgegensetzen. Doch der Respekt vor seiner Schwester saß einfach zu tief. Blieb er den Jahrtausende alten Ordnungen nicht treu, woran sollten die Hirudo dann noch glauben? Hirudo, die sie für ihre Allianz gegen Maratos brauchten. Jetzt etwas zu ändern, wäre falsch. Unsicherheit entstünde und Verwirrung wäre die direkte Folge. Das musste Lucas begreifen. Sein Einfluss definierte sich über sein Verhalten. Auch über sein Benehmen den Ältesten gegenüber.
    »Ich habe es dir doch schon erklärt. Wir können jetzt nichts ändern, Lucas. Später vielleicht. Nur nicht zu diesem Zeitpunkt.« Erschöpft ließ er sich auf die unterste Treppenstufe fallen. Die müden Augen reibend, murmelte er: »Lass uns einen Kompromiss finden.«
    »Und welchen?«, wollte Lucas wissen.
    »Die Regel, kein Leben zu nehmen, gilt für das Haus der Familie, richtig?«, meinte Arweth. Lucas nickte mit grimmigem Blick. »Sie gilt nicht für den Garten, den umliegenden Wald oder das Gästehaus«, fuhr Arweth fort. Warnend verdunkelten sich Lucas Augen, doch Arweth ignorierte diesen stummen Appell und sprach weiter. »Ich bitte dich jetzt, es für heute Nacht so sein zu lassen.«
    Verbissen starrten sie einander an. Lucas wusste nur zu gut, dass ein Ältester niemals eine Bitte äußerte. Sie befahlen nur. Und wurden ihre Befehle nicht ausgeführt, handelten sie. Handelten sie, bedeutete das den Tod eines Hirudo. Fürchtete Arweth ernsthaft, dass Sappho mich angreift? Dann wäre sie nicht nur arrogant, sondern auch noch dumm, dachte Lucas stirnrunzelnd.
    »Ich werde Seamus bitten, ein passendes Opfer für sie zu suchen und hierher zu bringen. Und Sappho werde ich bitten, dieser Lösung zuzustimmen«, sprach Arweth mit fester Stimme. Er wandte den Blick erst von Lucas ab, als

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