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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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durch das Portal und den Gang hinauf. Sie hörte Lucas ihren Namen rufen, ehe sich die schwere Eichentür mit einem Schlag wie von Geisterhand hinter ihr schloss und den heulenden Wind und jeden weiteren Eindringling aussperrte.
    Plötzlich herrschte unwirkliche Stille, in der nur noch Serenas keuchende Atemzüge zu hören waren. Sie klangen wie das Fauchen einer tollen Katze. Zitternd vor Anspannung lauerte sie neben Arweths Doppelgänger und wartete auf sein Wort, das ihr den Angriff befahl.
    Erschrocken verharrte Karen. Was jetzt? dachte sie und blickte sich hilflos um. Wo bist du, Geisterfrau? Sag mir, was ich tun soll! Doch sie erhielt weder eine Antwort, noch erschien ihr das geringste Anzeichen dafür, dass ihre Besucherin in der Nähe war. Entweder konnte sie sie nicht hören, oder ließ sie jetzt einfach im Stich.
    Erschrocken wirbelte sie herum, als sie eine eisige Berührung am Rücken spürte. Ein Schrei blieb ihr in der Kehle stecken. Vor ihr stand die Frau. Sie sah so real aus, dass Karen glaubte, sie berühren zu können und zugleich wirkte sie so unwirklich, dass jede Faser ihrer Gestalt wie aus Licht gemacht schien. In ihrem langen, schwarzen Haar meinte Karen Sterne funkeln zu sehen.
    »Wer bist du?«, fragte Karen leise.
    »Ich bin die, die deine Hilfe braucht«, antwortete die Frau. Karen hörte sie in ihrem Kopf, wie sie Calman hören konnte, wenn er ihr einen Gedanken schickte.
    »Du hast mir all diese Botschaften geschickt, nicht wahr?«, wisperte Karen, woraufhin die Frau nickte. Karen fiel auf, dass vollkommene Stille herrschte, während sie miteinander sprachen. Das Kampfgeschehen direkt neben ihnen schien weit entfernt und um einiges unwirklicher als die Geisterscheinung vor ihr. Sie sah Calman, der sich wieder aufgerappelt hatte und sich mit wirbelnden Tritten gegen Serenas Angriff zur Wehr setzte. Karen sah Arweth oder Prior, der ihm von hinten in den Rücken sprang und den anderen Arweth, der ihn zurückriss, ehe seine scharfkantigen Fänge Calmans Hals in Fetzen reißen konnte. Doch all das schien zweitrangig, so sehr vereinnahmte sie die Geisterfrau und deren Worte.
    »Ich brauche dich, deine Kraft«, hörte Karen die Stimme in ihren Gedanken.
    »Was kann ich tun?«, fragte sie mit ihren Gedanken.
    »Öffne dich und lass mich ein«, war die Antwort. Verwirrt schüttelte Karen den Kopf. Sie einlassen? Meinte sie damit etwa, sie solle sie in ihrem Körper aufnehmen? Die Frau nickte wieder. Sie lächelte sanft, wie um Karen zu beruhigen und ihr zu versichern, dass sie nichts Übles im Schilde führte und ihr kein Leid zufügen wolle. Aber wie konnte Karen zulassen, dass diese Frau in ihren Körper und ihren Geist eindrang? Wie sollte sie wissen, dass sie ihr vertrauen konnte?
    »Schon einmal hast du es zugelassen, weißt du das nicht mehr? Im Haus der Familie, als ich dir das Bild des Wächters zeigte. Und ich ging, ohne dich zu verletzen. Bitte, ich brauche dich. Es muss ein Ende haben. Dorian Prior muss Einhalt geboten werden ... sonst ... alle werden sterben und sterben und wieder ... immer noch mehr ... Rache ... hört nie auf ...«
    Die Stimme wurde mit jedem Wort schwächer und auch die Erscheinung verblasste, flackerte auf wie eine ersterbende Kerzenflamme, festigte sich wieder, waberte und verschwamm. Karen versuchte nachzudenken, doch Furcht machte jeden klaren Gedanken unmöglich. Sie warf einen verzweifelten Blick auf Calman, der jetzt ebenso wie Jarout, wie leblos auf dem kalten Steinboden lag. Arweth und sein Doppelgänger standen sich vor dem Altar gegenüber. Serena lauerte mit gebleckten Zähnen darauf, angreifen zu können.
    Nein, das darf nicht geschehen, dachte Karen bestürzt. Ihr blieb keine andere Wahl, wollte sie ihrer aller Leben retten. »Also gut, tu, was immer auch notwendig ist«, dachte sie an die Geisterfrau gewandt und schloss die Augen. Sie hoffte nur, dass ihre Entscheidung die richtige war. Doch ihr blieb keine Zeit mehr für Zweifel oder Bedauern. Schon fühlte sie sich wie von unzähligen Regentropfen benetzt. Wie feine Fäden aus purem, warmem Licht drangen sie prickelnd in ihre Haut, glitten tiefer in sie hinein und breiteten sich als sanftes Drängen in ihr aus. Das Gefühl, willenlos zu schweben erfasste sie und sie meinte, in tiefen Schlaf zu gleiten. Dass ihr Körper sich in Bewegung setzte, spürte Karen nicht. Ihr Bewusstsein war weit, weit fort.
    »Du wolltest mich und hier bin ich. Lass es uns zu Ende bringen, Prior«, knurrte Arweth. Seine

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