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Dunkles Erwachen

Dunkles Erwachen

Titel: Dunkles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Knip
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›Hi‹ zu.
    »Und Miss Verhooven, unsere Umweltbeauftragte aus dem schönen Südafrika«, fuhr er dann fort.
    Der Mann, der mit nicht mehr als einem Lendenschurz bekleidet war, richtete sich mit katzengleicher Gewandtheit auf und hielt für einige Sekunden inne. Aus kühlen Augen musterte er Janet und neigte den Kopf zur Seite. Seine Nasenflügel blähten sich. Die blonde Frau hatte unwillkürlich das Gefühl, von einem wilden Tier gemustert zu werden.
    Sie schluckte und versuchte ihre Unruhe zu überspielen. Forsch streckte sie ihm die Hand entgegen. »›Janet‹ für meine Freunde«, lautete ihre Antwort. »Was treibt Sie in diese Gegend, Mister -?«
    Der Fremde betrachtete sie mit unverhohlenem Misstrauen. Erst nach langen Augenblicken des Schweigens entspannte sich sein Körper. Dennoch schlug er nicht in ihre Hand ein, sondern sank auf das provisorische Lager zurück.
    »Ich bin Talon«, antwortete er knapp und schien die Menschen um sich herum nicht mehr wahrzunehmen. Seine Augen richteten sich auf die karge Landschaft, als sammelten sie die Bruchstücke von Erinnerungen ein, die zwischen den Ruinen verloren gegangen waren. Keiner der anderen wagte etwas zu sagen.
    »Ich?«, wandte er sich plötzlich wieder an Janet, als habe er erst jetzt den Sinn ihrer Frage verstanden. »Ich lebe hier. Aber, Sie, was -?«
    Mit einer schnellen Bewegung, der die drei Menschen um ihn herum kaum folgen konnten, erhob er sich. Der Boden schwankte unter Talons Füßen. Er stöhnte auf und taumelte zur Seite. Alice Struuten war mit einem Schritt bei ihm und hielt ihn am linken Unterarm fest.
    »Vorsicht!«, rief sie und hatte alle Mühe, den athletischen Körper des Mannes zu stützen, der sie um gut einen Kopf überragte. Talon lehnte sich mit dem Rücken gegen den Stumpf einer zerfallenen Säule und nahm das Glas Wasser, das ihm Alice reichte, mit einem stummen Nicken an. Janet wartete, bis er sich wieder erholt hatte.
    »Wir sind für Vanderbuildt Industries unterwegs«, eröffnete sie ihm. Als sie keine Reaktion bei Talon feststellte, fügte sie erklärend hinzu, »ein südafrikanisches Unternehmen, das in ganz Afrika zahlreiche Niederlassungen hat und sich im Naturschutz engagiert.«
    Sie behielt den Mann genau im Auge, denn seine heftige Reaktion vorhin bereitete ihr Unbehagen. »Wir sollen uns einen Überblick über den Artenbestand und die aktuellen Umweltbedingungen machen und einen Bericht darüber verfassen. Und dabei haben wir von dem ›Exodus‹ der Löwen gehört!«
    In Talons Augen blitzte es auf. Ohne ein Zeichen von Schwäche fuhr er hoch.
    »Die Löwen!«, schrie er auf. »T'cha! Ich muss ihnen nach!«
    Der Südafrikanerin wurde bewusst, dass Talon sie in diesem Augenblick völlig vergessen hatte. Er machte auf sie nicht den Eindruck eines Mannes, den sie so einfach davon überzeugen konnte, sich ihr anzuvertrauen.
    Seine Gedanken schienen nur noch von dem Schicksal der Löwen beseelt zu sein. Sie wusste nicht, wie gut Mauris im Zweikampf war, aber sie räumte ihm keine großen Chancen in einem direkten Vergleich mit dem ›Wilden‹ ein, sollte sie von ihm verlangen, ihn aufzuhalten. Stattdessen trat sie an Talon heran und legte ihm ihre Hand auf die Schulter, um ihn zurückzuhalten.
    »Alleine?«, setzte sie mit einem besorgten Blick an. »In Ihrem Zustand? Lassen Sie sich von uns helfen!«
    Sofort war Alice an ihrer Seite und unterstützte sie.
    »Natürlich! Vielleicht springt eine Geschichte für mich dabei raus!« Sie schenkte Talon ein gewinnendes Lächeln und zwinkerte ihm zu. »Ein wenig Pep kann dem Bericht nicht schaden. Wer will schon ständig Wasserbüffel sehen?« Alice befürchtete kurz, Janet könnte sie als Leiterin des Projekts für diese Worte zurechtweisen, doch mit einem Seitenblick erkannte sie, dass die blonde Frau nichts gegen ihr Vorhaben einzuwenden hatte.
    Talon hielt in seiner Bewegung inne und blickte geistesabwesend zu Boden. Mehrere Augenblicke verstrichen, in denen er die beiden Frauen nur stumm musterte.
    »Ich – sehe ein, dass es keinen Sinn macht, alleine weiterzuziehen. Ich bin noch zu schwach und ich weiß nicht einmal, wie viel Vorsprung sie haben. Wenn Sie mir helfen wollen, gut. Machen wir uns auf den Weg«, stimmte er zögernd zu.
    Eugène Mauris hatte inzwischen das provisorische Lager abgebaut und auf der Ladefläche des Rovers verstaut. Er lehnte sich gegen einen Überrollbügel und klopfte sich den Staub von den Schuhen. Die beiden Frauen setzten sich wie

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