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Dunkles Erwachen

Dunkles Erwachen

Titel: Dunkles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Knip
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also näher, als die Suche dort zu beginnen? , dachte sich Janet.
    »Miss Verhooven?«, unterbrach sie eine kräftige Stimme in ihren Gedanken.
    Eugène Mauris, ihr ortskundiger Fahrer, kam mit weiten Schritten auf sie zu. Er war Belgier und saß seit den Unruhen in den 90er Jahren in Zaire, wie es damals noch hieß, als arbeitsloser Söldner in Afrika fest. Irgendwie war es ihm gelungen, zu überleben und sich bis nach Kenia durchzuschlagen. Seine kernige Art und sein trockener Humor hatten schnell dazu beigetragen, dass sie ihm vertraute.
    Er war Ende vierzig, mit kurzem schwarzen Haar, das strähnig zur Seite stand. Ganz im Gegensatz zu seinem schmalen Schnurrbart, der mit seinen akkurat geschnittenen Spitzen die Mundwinkel einrahmte. Janet blickte zu ihm hoch.
    »Ich glaube, er kommt zu sich«, erklärte er ihr.
    Die junge Frau nickte knapp und erhob sich aus ihrer Haltung. Mit kurzen Schlägen klopfte sie den Staub von ihrem olivgrünen Hosenanzug. Sie folgte dem Fahrer zu dem kleinen Lager. Die wenigen Schritte strengten sie mehr an, als sie es sich eingestehen wollte. Unbewusst griff sie nach ihrer Wasserflasche und trank in hastigen Zügen. Das Wasser brannte in ihrem ausgedörrten Hals.
    Sie sah Alice zu, die die Stirn des Wilden mit einem feuchten Tuch abtupfte. Missmutig stellte Janet fest, dass die Fotografin keine Probleme mit der sengenden Hitze zu haben schien. Sie ging in die Hocke und genoss den Schatten, den die Plane warf. Interessiert betrachtete sie den Mann, der sich unruhig auf der Decke wälzte.
    »Wahnsinn, was der Junge ausgehalten haben muss!«, stellte Eugène fest. »Normalerweise überlebt das kein Mensch länger als ein paar Stunden, in so einer Einöde in der Sonne zu schmoren!«
    »Urwaldhelden sind eben aus besonderem Holz geschnitzt«, entgegnete Janet ihm lakonisch und warf Alice einen Blick zu. Diese lächelte vielsagend zurück.
    »Es gibt nur leider viel zu wenige davon.« Die Fotografin tunkte den kleinen Waschlappen aus Frottee in eine Schale mit Wasser und drückte ihn aus. Dann widmete sie sich mit dem Tuch wieder der Pflege des Fremden.
    So wenig Janet die junge Frau leiden konnte, musste sie der Fotografin Recht geben. Ihre Augen wanderten über den fast nackten Körper. Der Kerl besaß Muskeln, die einen Bodybuilder neidisch werden lassen konnten. Doch seine strahlten eine sehnige Stärke aus. Sie waren keine Folge künstlicher Proteinpräparate. Zu schade, dass Vanderbuildt bereits seine Pläne mit ihm hatte.
    Ein Stöhnen des staubbedeckten Mannes ließ sie fast schuldbewusst zusammenzucken. Sie warf einen Blick zur Seite und strich sich über den verschwitzten Nacken. Sein breiter Brustkorb hob und senkte sich unter den kräftigen Atemzügen. Übergangslos öffnete er die hellblauen Augen. Es wirkte fast so, als wisse er instinktiv, was um ihn herum geschah.
    »Hallo«, begrüßte ihn Janet mit einem Lächeln und schob ihr Gesicht in sein Blickfeld. »Wie geht es Ihnen? Comment êtes-vous?«
    Sie versuchte es mit einer Mischung aus Englisch und Französisch und hoffte, dass er einer der beiden Sprachen noch mächtig war. Ihren letzten Johnny Weissmuller-»Tarzan« hatte sie zu Schulzeiten gesehen, und sie war nicht darauf aus, sich in einem unbekannten Affendialekt verständigen zu müssen. Seine Antwort kam in Englisch mit amerikanischem Akzent. Doch die holprige Art, mit der er die Worte aussprach, legte nahe, dass er sich schon länger nicht mehr in der Sprache unterhalten hatte.
    Er stöhnte unterdrückt auf und versuchte sich aufzurichten. »Nicht so gut«, brachte er schwerfällig hervor. »Kann ich etwas Wasser haben?«
    Alice Struuten robbte aus ihrer sitzenden Haltung etwas zur Seite und goss aus einem der Wasserkanister ein wenig in ein Glas ein. Sie hielt es dem Fremden an die Lippen und kippte es leicht an. Dieser nippte in kleinen Schlucken an dem Glas und ließ dann seinen Kopf zurücksinken.
    »Danke«, entfuhr es ihm rau.
    »Mmmh, ich danke!«, erwiderte Alice mit leuchtenden Augen und stellte das Glas beiseite. Janet machte sich in Gedanken eine Notiz, die Fotografin bei der nächsten Gelegenheit in der Wüste auszusetzen.
    »B'jour« übernahm Eugène die Initiative. Alle drei hatten sich inzwischen in einem Halbkreis um den Fremden versammelt. »Mein Name ist Eugène Mauris. Ich bin der Fahrer der Gruppe.«
    Er deutete dann auf Alice. »Meine Kollegin hier vor Ort, Alice Struuten, Fotografin.« Sie strahlte den Wilden an und warf ihm ein kurzes

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