Dunkles Fest der Leidenschaft
Erde, die wir kriegen können«, sagte Mikhail. »Irgendjemand hat da, wo kürzlich der Kampf gegen die Vampire stattfand, einen Teil des Bodens geheilt. Das Erdreich dort ist dunkel und reich an Mineralstoffen. Holt etwas Erde von da und bringt sie in die Höhle der Heilung. Wenn jemand die Frau mit der Gabe, die Erde zu heilen, ausfindig machen kann, soll sie ebenfalls kommen. Verständigt Gregori und Francesca. Wir treffen uns dort mit ihnen.«
Niemand achtete auf Riordan und den Vampir. Juliette sehnte sich verzweifelt danach, ihm nahe zu sein – ihn geistig zu berühren. Sie konnte ihn nicht mehr sehen, da Rafael bereits mit ihr zu irgendeiner Höhle flog, in der sie nicht sein wollte. Sosehr sie sich auch bemühte, sie fand ihre Stimme nicht wieder, und sie wagte nicht, Riordan abzulenken, indem sie mental mit ihm in Verbindung trat.
Karpatianer trafen aus allen Richtungen ein und scharten sich um sie. Sie alle folgten dem Ruf, einer von ihnen zu helfen. Es war beängstigend, unter so vielen Fremden zu sein – unter so vielen Männern. Das hatte sie selbst verschuldet, und zwar mit ihrer Dickköpfigkeit. Der Vampir hatte ihre schlimmsten Ängste gegen sie verwendet, und sie war blindlings in die Falle getappt. Hatte sie ihre Ängste irgendwie ausgestrahlt? Woher hatte er gewusst, dass sie ein männliches Jaguarwesen sofort verfolgen würde? Und jetzt schwebte Riordan in Lebensgefahr, und niemand schien sich dafür zu interessieren. Juliette stemmte sich gegen Rafael und versuchte, sich aus seinem Griff zu winden, doch ihre Arme waren bleischwer. Wo war ihre Kraft geblieben? Und warum war ihre Sicht so verschwommen? Alles schien undeutlich und weit entfernt zu sein.
»Juliette!« Rafaels Stimme war scharf und gebieterisch.
Sie hatte ihn schon immer für viel zu überheblich gehalten und hätte es ihm jetzt gern gesagt, aber sie schien schwerelos dahinzutreiben und ihm zu entgleiten.
»Juliette!« Er zischte ihren Namen. »Riordan braucht dich. Komm zurück!«
Das brachte sie zu sich. Natürlich würde sie ihrem Gefährten zuliebe durchhalten, aber warum hielt Rafael sie fest, statt sie zu Riordan zu lassen? Nichts ergab einen Sinn, und die Schmerzen waren einfach zu groß. Sie schloss die Augen und wünschte sich, sie könnte einfach loslassen und davonschweben.
»Ich habe sie jetzt.« Das war Riordan. Sie erkannte die Geborgenheit seiner Arme, die Wärme seines Gesichts, die Formen und Konturen jedes seiner Körperteile. Sein langes Haar streifte ihre Wange, als er sich mit einer Berührung über sie beugte, deren Sinnlichkeit ihr so vertraut war. Sie roch sein Blut und fühlte, wie er zusammenzuckte, als sie sich enger an ihn schmiegte.
Du bist schwer angeschlagen. Ich muss deine Wunden versorgen. Sie wisperte es ihm zu, während sie den Kopf wandte, um seine Brust zu begutachten.
Der Heiler ist hier, mein Liebes. Er wird alles tun, was erforderlich ist, um mir zu helfen. Und du bleibst jetzt ganz fest mit mir verbunden. Riordan konnte fühlen, wie ihm Juliettes Geist entglitt. Sie hatte sehr viel Blut verloren, aber Rafael hatte Erde auf die Wunde gelegt, und alle bereiteten sich auf die rituelle Heilungszeremonie vor, doch Riordan ging es nicht schnell genug. Sie war zu blass und zu verwirrt. Sie schien nicht einmal zu merken, dass sie sich innerlich immer weiter von ihm entfernte und von Minute zu Minute schwächer wurde.
»Beeilt euch, wir haben nicht viel Zeit.«
Gregori traf ein, ein großer, breitschultriger Mann mit langem, wallendem Haar und harten, männlichen Zügen, die durch nichts gemildert wurden. Er beugte sich sofort über Juliette und warf der hochgewachsenen, schlanken Frau, die nach ihm die Höhle betreten hatte, einen auffordernden Blick zu. »Beeil dich, Francesca. Sie ist schon weit weg von uns.«
Riordan hätte dies gern bestritten, aber er wusste, dass Gregori recht hatte. Er umklammerte Juliette eisern und hielt ihren Geist fest, der zusammen mit ihrem Blut zu entweichen drohte.
Auf eine Handbewegung des Heilers hin entzündeten sich ringsum aromatisch duftende Kerzen. Riordan setzte sich zwischen die beiden Heiler, bettete Juliette behutsam auf seinen Schoß und sah zu, wie Gregori seine körperliche Hülle aufgab und zu weißem, so grellem Licht wurde, dass Riordan das Gesicht abwenden musste. Francesca machte fast gleichzeitig dasselbe. Er fühlte, wie sie Juliettes Körper betraten, um sich rasch zu ihrer Kehle zu bewegen und die großen Risse in den Venen zu
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