Dunkles Fest der Leidenschaft
Gleichgewicht. Tut mir leid, dass ich dich gestört habe. Seine Stimme klang sanft und zärtlich und barg eine Welt von Gefühlen in sich, als er die Liebe seines Lebens betrachtete. Etwas in ihm wurde ruhig und dämpfte das Brüllen des Dämons, der sich in ihm erhob – die inbrünstige Wut, die ihn nie ganz losließ, sosehr er sich auch bemühte, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen. Er würde sich in der Gesellschaft von Menschen nie so unbefangen fühlen wie sein Bruder, und er fand, dass dieses Eindringen in anderer Leute Privatsphäre kein zu hoher Preis für seinen Seelenfrieden und sein Bedürfnis war, seine Gefährtin bis in alle Ewigkeit zu beschützen.
»Du siehst richtig niedlich aus«, stellte sie fest.
Jacques blinzelte und wich dem Blick seines Bruders aus. »Karpatianer sind nicht niedlich, Shea. Wir sind gefährlich. Ich sehe immer gefährlich aus.«
»Nein, mein Schatz«, widersprach Shea, während sie hereinkam und an Mikhail vorbeirauschte. »Du siehst so niedlich aus, dass ich wünschte, ich könnte ein Bild von dir machen und allen anderen zeigen, wie süß du in Wirklichkeit bist.«
Jacques drehte sich zu ihr um, nahm sie in seine Arme, bevor sie protestieren konnte, und zog sie so stürmisch an sich, dass Mehl auf sie hinunterrieselte, ihre Kleider und ihr Kinn bestäubte und sich wie Schnee auf ihr Haar legte. Er vergrub sein Gesicht an ihrem Hals und rieb sich bewusst an ihr, während er mit seinen Lippen über ihre warme Haut strich und spielerisch mit seinen Zähnen an ihr knabberte.
Shea legte lachend einen Arm um seinen Kopf und protestierte, obwohl sie ihn zärtlich an sich zog. Jacques' wesentlich größere Gestalt erdrückte sie förmlich, und sein langes Haar, das im Nacken von einem Lederband zusammengehalten wurde, fiel in einer wilden Mähne über seinen Rücken, in der sie ihre Finger vergrub, um ihn noch enger an sich zu ziehen.
Mikhail spürte eine Woge von Emotionen in seinem Inneren aufsteigen. Zuneigung, aufrichtiger Respekt und Liebe überfluteten ihn, und er teilte diesen kurzen Moment mit Raven. Shea O'Halloran hatte nicht nur seinem Bruder das Leben gerettet und ihn vor dem Wahnsinn bewahrt, sondern auch Raven und ihr Kind gerettet. Shea wirkte mit ihren zarten Gesichtszügen und dem gerundeten Bauch sehr zerbrechlich, aber er kannte den Kern grenzenloser Tapferkeit und Hingabe und den eisernen Willen, der sich hinter ihrem Äußeren verbarg. Als Mensch war sie eine bekannte Chirurgin und eine brillante Wissenschafterin gewesen, und jetzt als Karpatianerin setzte sie all ihr Wissen ein, um ihre Spezies vor dem Aussterben zu bewahren.
»Ganz ehrlich, Jacques, das Mehl und die Schürze beeinträchtigen das Image des gefährlichen Raubtiers tatsächlich«, sagte Mikhail, um seinen jüngeren Bruder ein bisschen aufzuziehen, obwohl Lachen und Scherze in letzter Zeit bei ihnen selten geworden waren.
Jacques drehte sich zu ihm um, und zwar weit entspannter, als er es noch vor wenigen Sekunden gewesen war. Sheas besänftigender Einfluss hatte die winzigen roten Flammen in seinen Augen gelöscht und den grausamen Zug um seine Lippen verschwinden lassen. »Ermutige sie nicht noch«, protestierte er.
Mikhail zwinkerte Shea zu. Sie schmiegte sich in die Arme seines Bruders und legte ihren Kopf an dessen Brust, ohne sich von dem Mehl, das sie beide bedeckte, abschrecken zu lassen. »Ich glaube nicht, dass sie Ermutigung nötig hat«, bemerkte Mikhail. »Ich überlasse euch jetzt euren Backkünsten. Ich muss mit Aidan und Julian sprechen.«
Du willst die Frau überprüfen, die behauptet, mit Shea verwandt zu sein.
Mikhail neigte kaum merklich den Kopf. »Julian war früher mit Dimitri befreundet, nicht wahr?«
»Vor einigen hundert Jahren«, antwortete Jacques, dessen Augen plötzlich sehr wachsam waren. »Warum fragst du?«
Mikhail zuckte die Schultern. »Ich habe Dimitri seit Jahrzehnten nicht mehr in seiner wahren Gestalt gesehen. Falls er hier ist, dann sicher in der Gestalt eines Wolfs. Viele Jäger schlüpfen in den Körper eines Tieres, wenn sie knapp davor sind, auf die dunkle Seite überzuwechseln.«
Er beunruhigt dich, stellte Jacques fest, während er einen sanften Kuss auf Sheas pochende Pulsader an ihrem Hals hauchte.
Ein wenig. Ich bin bloß vorsichtig. Wir sind durch dieses ungewöhnliche Treffen alle ein bisschen verunsichert. Zu viele unserer Frauen und Kinder an einem Ort geben mir das Gefühl, dass sie alle verwundbar sind. Julian soll Kontakt
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