Dunkles Fest der Leidenschaft
Männern. Sonst wären sie viel zu sehr im Vorteil, findest du nicht?«
Wieder das Rascheln von Blättern, nur der Hauch eines Geräuschs. Ein Zweig knackte. Alexandria horchte in die Richtung. »Es ist windstill. Irgendjemand oder etwas bewegt sich in den Bäumen links von uns, Skyler. Ich denke, wir sollten lieber fliegen. Mir ist so, als hätte ich durch die Bäume wieder einen kurzen Blick auf einen Wolf erhascht. Er war ziemlich groß und bewegte sich im selben Tempo wie wir, aber vielleicht war es nur Einbildung.«
»Wenn ja, dann bilden wir uns beide dasselbe ein«, meinte Skyler und schob sich näher an Alexandria heran. »Manchmal kann ich mich in Dinge, die in der Nähe sind, hineinversetzen. Soll ich versuchen, ob ...«
»Nein!«, sagte Alexandria scharf. »Du kannst unmöglich wissen, ob es ein Freund ist oder ein Monster. Wenn du deinen Geist öffnest, könntest du ihn direkt zu dir führen. Ich habe Aidan gerufen. Er schickt Gabriel her.« Noch während sie sprach, trat Skyler erneut auf eine vereiste Pfütze. Das Knirschen der Eisfläche war trotz der Schneeflocken laut zu hören, und schlammiges Wasser schoss in einem langen Strahl auf den Boden.
Ein Schatten fiel auf den Schnee, ein dunkler Fleck, der Alexandria nur zu vertraut war. Ein Arm streckte sich aus, verrenkte sich grotesk und dehnte sich, als wäre er aus Gummi. Es war nur ein Schatten, und doch konnte sie sehen, wie er sich wie eine Schlange über die Felsen und durch das Buschwerk wand und nach Skyler langte. Wenn es nicht geschneit hätte, wäre es ihr gar nicht aufgefallen, aber auf dem weißen Untergrund erschienen die Finger der Hand hager und knochig, eine abgezehrte Klaue mit Krallen statt Fingernägeln.
Zu ihrem Entsetzen bewegte sich auch das schmutzige Wasser der Pfütze, indem es sich wie eine dunkle Schlinge um einen hohen Baum legte und sich um den Stamm zusammenzog, als wäre es eine Garotte.
»Skyler!« Alexandria machte einen Satz nach vorn, als Skyler instinktiv zurückwich. Der Baum knackte und knirschte, und die Erde unter ihnen bebte. Alexandria hätte sich in feinen Dunst auflösen können, aber sie dachte nicht daran, das junge Mädchen wehrlos zurückzulassen. Sie warf sich auf Skyler, um sie mit ihrer übernatürlichen Geschwindigkeit zu packen und in Sicherheit zu bringen, doch der schwankende Boden brach auf und riss das Mädchen aus ihren Armen. Das Beste, was ihr einfiel, war, Skyler so weit wie möglich von sich zu stoßen, in der Hoffnung, sie davor zu bewahren, von dem umstürzenden Baum zermalmt zu werden.
Der Stamm knarrte und ächzte, und die Erde wogte auf und ab, und dann war ein schreckliches Geräusch zu hören, als der Baum in der Hälfte durchbrach und seine Krone mit den schweren, großen Ästen auf sie herunterstürzte. Alexandria fühlte den Schlag auf ihrem Kopf, den Ast, der sie getroffen hatte und sie mit erschreckender Gewalt auf den Boden schleuderte. Einen Moment lang glaubte sie, ganz in der Nähe Stimmen in einer fremden Sprache raunen zu hören, aber sie konnte nicht verstehen, was sie sagten. Sie versuchte, den Kopf zu wenden, um nach Skyler zu schauen, doch die Bewegung verursachte ihr Schmerzen und ließ einen Sternennebel entstehen, der verblasste und eine gähnende schwarze Leere zurückließ.
»Alexandria?« Skyler bemühte sich tapfer, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. Gabriel! Francesca! Sie rief nach ihrer Familie, mit einem herzzerreißenden Schrei, der durch die Nacht hallte. Sie kommen. Sie lag unter einem schweren Ast, ihre Beine waren eingeklemmt, und eines tat so weh, dass ihr übel wurde.
Liebes. Wir kommen. Halte durch! Das war Gabriel. Seine starke, ausdrucksvolle Stimme gab ihr sofort Halt.
Du bist verletzt. Francescas Stimme war sanft und beruhigend. Sag mir, wie schlimm es ist.
Die beiden versuchten, sie zu trösten und abzulenken, aber Skyler fühlte die Gefahr, die sie umgab und zu ersticken drohte. Ihr Bein blutete. Hellrotes Blut ergoss sich auf den Schnee. Wenn sie sich bewegte, rieben sich ihre Knochen mit quälenden Schmerzen aneinander, die durch ihren ganzen Körper schossen, bis ihr der Schweiß ausbrach.
In den Büschen ganz dicht bei ihr bewegte sich etwas. Sie konnte sich nicht umdrehen, um zu sehen, was sich da anschlich. Heißer Atem strich über ihren Nacken, und sie stieß einen Schrei aus und versuchte, sich herumzuwerfen. Fell streifte ihr Gesicht, als ein großer Wolf durch das Gewirr von Ästen brach und ihre Wunde
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