Dunkles Fest der Leidenschaft
erfüllte, den Trost – und sogar ein Gefühl von Frieden. In Hunderten von Jahren hatte er nicht erwartet, sie zu finden. Aus Notwendigkeit war er kalt geworden, sogar brutal, aber die Wärme ihres Körpers, der Klang ihrer Stimme und die Weichheit ihrer Haut weckten Hoffnung, wo es keine mehr gegeben hatte. Er konnte kaum sehen, so grell waren die Farben, die ihn auf einmal umgaben, und kaum denken, so überwältigend war der Ansturm von Gefühlen, die er seit Jahrhunderten nicht mehr erlebt hatte.
Mit einem gewisperten Befehl an Skyler entblößte er seine Brust. Sein Blut würde ersetzen, was sie verloren hatte, die Heilung beschleunigen und das innere Band zwischen ihnen festigen. Obwohl er spürte, dass die anderen schnell näher kamen, schloss er die Augen und überließ sich der Ekstase, die er empfand, als ihr Mund über seine Haut glitt und nahm, was er ihr anbot. Weil ihm nur wenig Zeit blieb, beugte er sich über Skylers Hals und nahm, was ihm rechtmäßig zustand – nicht genug, um sie umzuwandeln, doch genug, um sie immer finden und geistig erreichen zu können.
Als er den Kopf hob, sah er in die Augen von Gabriel Daratrazanoff, schneller, gnadenloser Jäger und lebende Legende unter den Karpatianern.
Kapitel 4
G abriel stieß einen lang gezogenen, zornigen Zischlaut aus. »Wie kannst du es wagen, sie zu berühren? Sie ist noch ein Kind und steht unter meinem Schutz.«
Dimitri verlagerte sein Gewicht und wisperte einen Befehl, damit sein Blut nicht mehr in Skyler floss. Während er seine Gefährtin des Lebens weiter in den Armen hielt, richtete er sich zu seiner vollen Größe auf. »Sie ist kein Kind, sonst wäre sie nicht in der Lage, mir Farben und Gefühle zurückzuschenken. Sie ist meine Gefährtin des Lebens und untersteht den Gesetzen unseres Volkes.«
»Sie ist ein Mensch – ein Teenager, knapp sechzehn«, sagte Francesca. »Es stimmt, dass die Kinder der Menschen schneller reif werden als unsere Kinder, aber sie ist zu jung.« Francesca schob ungeduldig Gabriels Hand weg, mit der er sie zurückhalten wollte, und streckte ihre Arme aus. »Gib sie mir, bevor du sie wieder aus deinem Bann entlässt. Ich möchte nicht, dass sie verängstigt aufwacht.«
Gabriel, dessen schwarze Augen drohend funkelten, trat einen Schritt vor. »Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie du vor vielen langen Jahren als Junge vor uns weggelaufen bist.«
Dimitri wandte den Kopf und schaute den legendären Karpatianer an. Blaue Augen prallten wie scharfe Degen mit schwarzen Augen zusammen. »Ich bin kein Junge mehr, und ich laufe vor nichts und niemandem mehr davon.«
Der Boden bebte und schwankte leicht. »Reiß dich zusammen, Gabriel«, sagte Mikhail scharf, als er gemeinsam mit Aidan auftauchte. »Alexandria liegt irgendwo unter all diesem Blattwerk begraben.« Hektisch suchte er in den Ästen des umgestürzten Baumes nach einem Zeichen von Alexandria.
Aidan zerstörte einfach das Gewirr von Zweigen und Ästen, indem er das Holz zu Staub zerfallen ließ, bis er seine Gefährtin sah. Still und bleich lag sie da; ihr Gesicht war ihm zugewandt, und von ihrer Schläfe lief Blut in ihr blondes Haar.
Aidan blieb beinahe das Herz stehen. Einen Moment lang herrschte Stille, als hätte die Welt selbst aufgehört zu atmen. Bilder von Alexandria gingen ihm durch den Kopf, von ihrem Lächeln, ihrem liebevollen Blick, ihrer neckenden Stimme, ihren Fingern, die ihn jedes Mal berührten, wenn er aufwachte und daran erinnert wurde, wie es gewesen war, bevor sie in sein Leben getreten war.
Wie ein Wahnsinniger brach er durch das Astwerk, als wären es dünne Zweige. Seine Kehle war wie zugeschnürt, und sein Herz hämmerte. Alexandrias Haut war durchscheinend und kalt, ihre Lippen blau, und sie war ganz still, so still, dass er weder einen Atemzug noch einen Herzschlag wahrnehmen konnte. Sie musste tot sein. Aidan hielt abrupt inne und legte eine Hand auf sein Herz. Keine Luft strömte durch seine Lungen. Seine Brust hob und senkte sich nicht. Sein Herzschlag drohte auszusetzen.
Ohne sie konnte er nicht weitermachen. Ohne sie gab es kein Leben. Kein Glück. Nichts als endlose Nächte, die sich zu einer abgrundtiefen schwarzen Leere dehnten. Er konnte es nicht mehr, konnte nicht an den Ort zurückkehren, an dem er gewesen war, bevor er sie getroffen hatte.
»Aidan!« Mikhail packte ihn am Arm und schüttelte ihn leicht. »Du siehst aus, als wärst du in Trance. Wir müssen die schweren Äste wegheben.«
Alexandria
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