Dunkles Fest der Leidenschaft
gezwungen werden.« Seine schwarzen Augen funkelten vor Zorn.
»So wie ich?« Francesca durchbohrte ihn mit ihrem Blick.
»Das war etwas ganz anderes.«
»Warum? Weil es um dich ging? Gabriel, du musst Vernunft annehmen. Wir müssen tun, was für beide das Richtige ist. Skyler wird nie imstande sein, ihn zu akzeptieren, wenn du anfängst, wie ein Irrer zu toben, und deine Krallen ausfährst.«
»Gabriel? Francesca? Ist alles in Ordnung?« Skyler kam mit dem Baby im Arm herein. »Tamara ist ganz durcheinander. Sie hat ihren Vater noch nie so aufgebracht erlebt – und ich auch nicht.« Sie sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. »Streitet ihr meinetwegen? Ihr habt doch sonst nie Streit. Nie. Ich mache, was ihr wollt, wirklich.«
Francesca lief sofort zu ihr und legte einen Arm um Skylers Schultern. »Natürlich streiten wir manchmal. Nur nicht so laut. Tut mir leid, dass wir dich aus der Fassung gebracht haben. Erwachsene haben häufig Meinungsverschiedenheiten.«
»Die hätten wir nicht, wenn du mir einfach recht geben würdest«, knurrte Gabriel.
Francesca verdrehte die Augen und warf Skyler ein kurzes Lächeln zu. »Beachte ihn gar nicht! Ich habe immer recht, das wissen wir beide. Und im Moment haben wir Dinge zu erledigen, die Spaß machen sollen. Spaß, Gabriel.« Sie warf ihm einen warnenden Blick zu. »Komm, Skyler, hilf mir, diese Pfefferkuchenhäuser für das Abendessen fertig zu machen. Gabriel wird uns helfen.«
Er atmete tief ein, um sich zu beruhigen, und zwang die Luft, durch seine Lungen zu strömen und den brodelnden Zorn zu beseitigen, der in seinen Adern kochte und in seinem Magen brannte. Er atmete ihn einfach weg und versuchte, seine innere Mitte zu finden. Das Letzte, was er wollte, war, dass Skyler sich noch mehr aufregte oder das Baby zu schreien anfing.
»Das ist Erpressung«, beschwerte er sich, zwinkerte Skyler aber zu. Er streckte seine Arme nach dem Baby aus, nahm es ihr ab und beugte sich vor, um Skyler einen Kuss auf den Scheitel zu geben. »Wir haben nicht deinetwegen gestritten, kleines Menschenküken, nur darüber, was für dich am besten ist. Und es war kein Streit, nur eine hitzige Debatte. Wir sind uns völlig einig. Kein Mann wird je gut genug für dich sein, und du musst für immer bei uns bleiben.«
Skylers bekümmerte Miene verschwand, und sie brach in Gelächter aus. »Für immer? Ich glaube, wenn ich erst einmal achthundert Jahre alt bin, schmeißt ihr mich bestimmt raus.«
»Niemals, Kleines«, versicherte Francesca ihr und strich ein paar Haarsträhnen aus Skylers Gesicht, wobei sie eine der halbmondförmigen Narben berührte, die trotz des karpatianischen Blutes nicht verheilen wollten. Und Skylers schlimmste Narben waren jene, die niemand je sah. »Du wirst immer unsere geliebte Tochter sein.«
»Du willst die Schüssel mit Zuckerguss auslecken, statt sie mir zu geben, was?«, zog Skyler sie auf.
»Zu viel Zucker für dich«, sagte Francesca lachend. »Komm schon, wir haben nicht mehr viel Zeit zum Zusammensetzen. Hoffentlich ist die Anleitung einfach. Ich habe noch nie ein Pfefferkuchenhaus zusammengebaut, und Raven möchte ein paar von ihnen als Dekoration auf den Tisch stellen.«
»Und schon fängt der Stress an«, scherzte Gabriel. Er küsste Tamara und zwinkerte. »Mal sehen, wie sich die weiblichen Mitglieder unseres Haushalts anstellen.«
»Glaub bloß nicht, du könntest dich drücken«, meinte Skyler und packte ihn am Arm. »Wenn ich schon dabei bin, kann ich eigentlich dein Gesicht mit Zuckerguss bestreichen. Tamara wäre begeistert, stimmt's, Kleine?«
Der Zorn war verflogen, aber Sorge um die Zukunft war an seine Stelle getreten. Gabriel tat so, als sträubte er sich, als seine Gefährtin und seine Tochter ihn in die Küche zerrten. Ihr Lachen half ein wenig, die Furcht, sie zu verlieren, zu vertreiben.
Als Skyler die Küche betrat, wehte ihr der Duft von Pfefferkuchen entgegen. Die einzelnen Teile waren bereits zu Wänden und Dächern geformt und mussten nur noch zusammengesetzt werden.
Es gab nicht die geringste Vorwarnung. Als Skyler die in verschiedenen Farben gefärbte Zuckergussmasse aus dem Kühlschrank nahm, traf sie auf einmal ein Kummer, der so stark war, dass sie beinahe in die Knie ging. Sie ließ die Kühlschranktür offen stehen, um zu verhindern, dass Francesca und Gabriel die Tränen sahen, die ihr in die Augen gestiegen waren. Das Leid, das sie fühlte, war scharf und schmerzhaft wie ein Messer, das sich in ihr
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