Dunkles Fest der Leidenschaft
Lucian und ich müssen unserem jüngeren Bruder einen Besuch abstatten«, bemerkte Gabriel. »Sag mir auf jeden Fall Bescheid, wenn du zu ihm gehst, damit ich zur selben Zeit vorbeischauen kann.«
»Das ist richtig gemein«, schalt Francesca ihn lachend. »Und erzählt ihm bloß nicht, dass der Weihnachtsmann rote Strumpfhosen trägt! Allein die Vorstellung, Gregori in solchen Dingern zu sehen, reicht aus, alle in die Flucht zu schlagen.«
»Es hat eben doch seine Vorteile, Prinz zu sein«, stellte Mikhail fest.
Skyler räusperte sich. »Das ist ein Witz, oder?«
Mikhail machte ein selbstgefälliges Gesicht. »Ein guter Witz auf Gregoris Kosten, meine Kleine. Ich muss jetzt gehen, ich habe noch einiges zu erledigen. Dimitri, ich habe an alle anderen die Botschaft übermittelt, dass unsere Frauen und Kinder ständig bewacht werden müssen, insbesondere unsere Skyler.«
Skyler legte den Kopf in den Nacken, um Dimitri anzuschauen. Gegen ihren Willen musste sie zugeben, dass er sehr gut aussah, mit dem Gesicht eines Mannes, nicht eines Jungen. Seine Augen waren so ausdrucksvoll und strahlend blau, dass sie einen gefrieren lassen oder mit ihrer Glut versengen konnten. Als er beide Hände hob und durch sein schimmerndes schwarzes Haar fuhr, zeichnete sich auf seinem Körper das Spiel seiner Muskeln ab. Er stand ein Stück von ihr entfernt, aber sie spürte seine Finger in ihrem Haar und fühlte, wie sie auf eine seltsam intime Art durch die seidige Fülle glitten. Ihr Magen machte einen seltsamen kleinen Satz. In der Ferne hörte sie einen Wolf heulen. Dimitri wandte sofort den Kopf und lauschte.
»Er klingt so traurig – so verloren«, wisperte Skyler, deren Mitleid bei dem klagenden Laut sofort geweckt war. Sie wünschte sehnlichst, sie könnte das Tier finden und es trösten.
»Er ist einsam«, sagte Dimitri. Er löste eine schwarze Kordel, die um seinen Hals hing. »Ich bitte dich, das zu tragen, Skyler. Für mich.«
Skyler wich sofort einen Schritt zurück, aber ihr Blick fiel auf die Halskette, die er ihr hinhielt. Der winzige Wolf war wundervoll gearbeitet, mit dem zurückgeworfenen Kopf, dem schimmernden schwarzen Fell und den tiefblauen Augen, die wie Saphire funkelten. Sie zögerte nur einen Moment, ehe sie langsam ihre Hände ausstreckte, bis Dimitris und ihre Fingerspitzen einander berührten. Hitze breitete sich in ihrem Körper aus und wärmte sie trotz der Kälte.
Statt die Kette in ihre Hand fallen zu lassen, legte Dimitri sie ihr um den Hals, indem er ihr Haar hob und es dann wieder auf ihre Schultern gleiten ließ. Die Kordel war noch warm von seiner Haut, und der kleine Wolf schmiegte sich zwischen ihre Brüste. Dimitri langte hinter sie und hüllte sie in einen weichen roten Umhang, der wie aus dem Nichts auftauchte. Sofort war von der Kälte nichts mehr zu spüren.
»Jetzt siehst du aus wie Rotkäppchen«, murmelte er, während er sich vorbeugte, um die Kapuze über ihr Haar zu ziehen.
Skyler atmete seinen Duft ein, wild und männlich und unerwartet vertraut. Sie spürte seine Lippen auf ihrer Wange, als sie einen feurigen Pfad zu ihrem Mundwinkel zogen. Ihr Körper reagierte mit einem seltsamen Prickeln, einer geschärften Sinneswahrnehmung, sogar mit einer Hinneigung zu ihm. Obwohl sie völlig regungslos in seinen Armen stand, spürte sie, wie sich etwas in ihr regte und auf ihn ansprach. Noch bevor dieses Gefühl freigesetzt werden konnte, wechselte Dimitri seine Gestalt und wurde zu einem Wolf, der mit großen Sätzen tiefer in den Wald hineinlief. Skyler fing mit ihrer Hand das kleine Schmuckstück in Form eines Wolfs ein und hielt es fest.
Sie wollte ihm nachlaufen, ihn zurückrufen. Ihre Lungen pressten sich zusammen, und ihr Herzschlag geriet ins Stocken. Sie wusste, dass sie keinen Karpatianer zum Gefährten wollte. Ihr Leben lang hatte sie gewusst, was Leute wirklich fühlten und dachten, und das meiste davon war nichts Gutes gewesen. Gabriel und Francesca hatten ihr eine sichere Zuflucht geboten und ihr Frieden geschenkt, aber Dimitri würde ihr das alles nehmen. Sie holte tief Luft und wandte sich von dem Weg ab, den er genommen hatte.
»Ich will nach Hause, Francesca«, sagte sie leise, obwohl sie sich dabei wie ein Feigling fühlte. »Bring mich bitte nach Hause.«
»Natürlich, Liebes.« Francesca zog sie mitsamt Cape und allem anderen eng an sich und erhob sich in die Luft, wobei sie es Gabriel überließ, sie vor neugierigen Blicken abzuschirmen.
»Weit weg«, murmelte
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