Dunkles Fest der Leidenschaft
Kontinent, in einer Welt, die uns fremd war. Ich konnte mich kaum an meine Heimat erinnern, nur an den Krieg und das Massaker. Die Angst vor diesen Bergen gab ich unbewusst an die anderen weiter, und daher mieden wir diese Gegend völlig.«
Mikhail nickte. »Das ist verständlich, aber vielleicht ist dir nicht klar, welches Wunder du gewirkt hast. Die größten Köpfe, unsere begabtesten Heiler sind nicht imstande, das zu tun, was du geschafft hast. Damit unsere Spezies überlebt, müssen wir die Antwort auf die Frage finden, warum unsere Frauen immer wieder Fehlgeburten erleiden und so viele ihrer Kinder in ihrem ersten Lebensjahr sterben. Und warum so viel mehr Jungen als Mädchen zur Welt kommen.«
Tempest schnappte nach Luft und wurde kreidebleich. »Darius?« Sie legte ihre Hände an sein Gesicht und zwang ihn, ihrem entsetzten Blick standzuhalten. »Ist das wahr? Hast du das gewusst?«
»Ja.« Gefährten des Lebens belogen einander nicht.
»Fehlgeburten? Das Kind stirbt im ersten Jahr?« Sie wandte nicht den Blick von ihm ab, ließ nicht zu, dass er wegschaute. »Das alles hast du die ganze Zeit gewusst?«
»Unsere Art ist im Aussterben begriffen«, antwortete Darius. »Wir haben zu wenig Frauen und noch weniger Kinder.«
»Aber du hast gesagt... « Sie brach ab und zog ihre Hände ruckartig zurück, als hätte sie sich an seiner Haut verbrannt. »Das hättest du mir sofort sagen müssen!«
»Welchen Sinn hätte das gehabt? Die Entscheidung ist uns abgenommen worden. Unser Kind wächst in dir heran. Wir haben bereits neues Leben geschaffen. Für mich gibt es keine Alternative, als dafür zu sorgen, dass unser Kind überlebt. Ich weigere mich, eine andere Möglichkeit in Betracht zu ziehen.« Seine Stimme war sanft, sein Gesicht wie aus Stein gemeißelt, und seine tiefschwarzen Augen ruhten unverwandt auf ihr.
»Du hättest es mir sagen müssen«, wiederholte sie.
»Mehrere unserer Frauen haben ihre Kinder ausgetragen«, erklärte Mikhail und stand auf. »Es gibt immer Hoffnung. Gerade jetzt. Ich werde noch weiter mit dir darüber sprechen müssen, Darius«, fügte er hinzu.
Darius sah nach wie vor Tempest an. »Ja, natürlich. Ich stehe zu deiner Verfügung.« Er wartete, bis der Prinz gegangen war, bevor er seine Hand in die Fülle roter Haare tauchte. »Wir werden unser Kind nicht verlieren?«
»Weil du es beschließt?«
»Falls das erforderlich ist, ja. Mein Wille ist unbeugsam. Ich habe Desari nicht verloren und ebenso wenig Syndil oder Barack oder Dayan. Sie leben, weil ich es so beschlossen hatte – weil ich um ihr Leben gekämpft und alles an Willenskraft und Fähigkeiten eingesetzt habe, um ihr Überleben zu sichern. Glaube nicht, ich würde für mein eigenes Kind -unser Kind – weniger tun.«
»Deshalb haben sie alle so viel Vertrauen zu dir – deshalb erwarten sie so viel von dir. Ohne dich wären sie alle gestorben.«
Es war die schlichte Wahrheit. Er war erst sechs Jahre alt, aber schon damals war das Blut der Daratrazanoffs sehr stark in ihm gewesen, und seine Willenskraft hatte ständig zugenommen, bis er sich weigerte, auch nur an eine Niederlage zu denken, so schlecht die Chancen auch stehen mochten.
»Ich dachte, ich will gar kein Baby, Darius, aber wenn ich jetzt daran denke, dass ich es verlieren könnte, weiß ich, dass ich es mir verzweifelt wünsche. Shea muss furchtbare Angst haben. Sie ist kurz vor der Niederkunft. An ihrer Stelle würde ich dem Baby nicht erlauben, den Schutz meines Körpers zu verlassen.«
»Sie hat Jacques, der auf sie beide aufpasst, Tempest. Du hast mich.«
Tempest rutschte auf seinen Schoß und legte ihren Kopf an seine Brust. »Dann werde ich mir keine Sorgen mehr machen.«
Er küsste sie zärtlich und sehr liebevoll. »Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.«
»Dafür darfst du die Kuchen backen.«
»Kuchen?«
»Das klebrige lila Zeug. Du hast gesagt, du würdest alles für mich tun, und ich brauche diese Kuchen.«
»Du glaubst, dass ich das nicht schaffe.«
»Ich glaube, es wird viel Spaß machen, dir dabei zuzuschauen.« Lachen sprudelte in ihr hoch, als sie sich an ihn schmiegte, um sich noch einmal küssen zu lassen.
Kapitel 7
B arack kreiste in der Gestalt einer Eule über dem Haus, das er mit Syndil bewohnte. Es schien nichts Ungewöhnliches vorzuliegen, aber er war trotzdem beunruhigt. Irgendetwas fühlte sich nicht richtig an. Er wandte sich auf ihrem persönlichen, sehr intimen telepathischen Weg an Syndil, doch sie antwortete
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