Dunkles Fest der Leidenschaft
nicht. Er konnte ihre Gegenwart spüren, ihre Konzentration, die sich auf etwas anderes richtete – ein gutes Zeichen, da Syndil Wellen von Angst gesendet hätte, wenn sie sich gefürchtet hätte.
Er ließ sich im Sturzflug nach unten fallen, wechselte dabei die Gestalt und landete praktisch im Laufschritt auf der Veranda, so eilig hatte er es, zu Syndil zu kommen. Sie war emotional immer noch sehr verletzlich, und in mancher Hinsicht war ihre Beziehung noch etwas unsicher. Manchmal zog Syndil sich sogar vor ihm zurück. Seit dem brutalen Angriff von Savon, einem Angehörigen, dem sie alle vertraut hatten, der aber zum Vampir geworden war, hatte sie Probleme mit Vertrauen und vor allem mit Nähe.
»Syndil!«, rief er während er mit raschen Schritten durch das kleine Blockhaus eilte.
Keine Antwort war zu hören, nur sein eigener Herzschlag, der laut in seinen Ohren dröhnte. Er zog scharf den Atem ein, witterte die beiden Leoparden und ... Barack blieb stehen und rang um seine Beherrschung, bevor er erneut einatmete. Blut. Nicht irgendein Blut – er witterte Syndils Blut.
Als er die Schlafzimmertür aufstieß, sah er die beiden großen Katzen, Sasha und Forest, zusammengerollt auf dem Bett liegen. Beide hoben die Köpfe und bedachten ihn mit einem langen, prüfenden Blick. Sasha zeigte die Zähne, während Forest drohend knurrte. Baracks Herz machte einen Satz. Die Leoparden begleiteten die Band immer auf ihren Reisen und verhielten sich nie aggressiv gegenüber einem Bandmitglied, nicht einmal, wenn sie schlecht gelaunt waren.
Er knurrte zurück, schloss die Tür und fuhr herum, um in die Dunkelheit hinauszulaufen. Wieder atmete er ein und nahm Syndils Geruch wahr – die Richtung, die sie eingeschlagen hatte. Sofort wechselte er im Laufen die Gestalt und stieg in die Luft auf, um schneller voranzukommen. Mit unruhig klopfendem Herzen folgte er ihrer Witterung durch den Wald, bis er zu einer Lichtung kam, deren Boden völlig verbrannt war, Zeugnis eines erbitterten Kampfes. Die Bäume waren gekrümmt und verbogen, die Blätter verdorrt, und der Boden war an etlichen Stellen von der brennenden Säure des schlimmsten aller Wesen – des Untoten – zerfressen worden. Als er Syndil entdeckte, stockte ihm der Atem.
Barack beobachtete die Frau, die mit ausgebreiteten Armen, die Handflächen dicht über dem Boden, auf der geschwärzten Erde kniete. Schnee fiel leise vom Himmel und legte sich auf ihr Haar und ihre Kleider, sodass sie zu glitzern schien. Von dort, wo er stand, konnte er die Konzentration auf ihrem Gesicht sehen, ihre geschlossenen Augen, ihre langen, dichten Wimpern, die zwei dunkle Halbmonde bildeten. Sie wirkte gelöst und friedlich, während sie ihre ganze Energie auf ihre Aufgabe konzentrierte. Sie war schön – eine kleine Fee mit schwarzen Haaren, die unter dem zarten Schleier aus Schnee schimmerten, den Flocken auf ihren langen Wimpern und einem perfekt geformten Mund, der dem verwüsteten Land mit einem leisen, einschmeichelnden Lied Hoffnung und Mut machte.
Barack stand ganz still und schaute sie an. Sein Herz hämmerte in seiner Brust, während der Schock, sie nicht zu Hause vorgefunden zu haben, allmählich von der Liebe überlagert wurde, die sein Herz und seine Seele so sehr erfüllte, dass für kein anderes Gefühl mehr Platz blieb. Syndil. Seine Gefährtin des Lebens. Natürlich konnte sie nicht anders, als die Erde zu heilen. Sie musste gehört haben, wie sie vor Schmerzen stöhnte, wie sich das Böse langsam durch das Erdreich fraß und dabei jedes Lebewesen vergiftete und verbrannte. Sie war die schönste Frau, die er jemals gesehen hatte – die er sich vorstellen konnte. Unter ihren Händen wuchs grünes Gras durch den Schnee, und kleine Sträucher und Bäume drängten an die Oberfläche, als sie mit ihrem leisen Gesang die Pflanzen sprießen ließ.
Desari konnte anderen mit ihrer reinen, unglaublich schönen Stimme Frieden schenken. Mit ebendieser Stimme konnte sie ihr Publikum in Seide und Kerzenlicht tauchen und Erinnerungen an eine alte Liebe und gescheiterte Hoffnungen wecken. Auch Syndils Stimme übte große Macht aus, aber ihre Macht war an die Erde gebunden. Zerstörte und verwüstete Länder riefen nach ihr. Sie konnte diesen Ruf nie ignorieren. Nur wenige konnten die Schreie und das Klagen der Natur so wahrnehmen wie sie, und kaum jemand konnte wie sie die Wunden heilen, die der Erde geschlagen worden waren.
Syndil erstaunte ihn immer wieder mit ihrer Macht. Er
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