Dunkles Fest der Leidenschaft
prickelnde Wärme in ihr ausbreitete. Plötzlich krampfte sich ihr Magen schmerzhaft zusammen, und ihre Kehle brannte. Ein bitterer Geschmack lag in ihrem Mund. Ein Schatten streifte ihr Bewusstsein, etwas Öliges, Schleimiges und Böses. Ihre Seele erschauerte und zog sich sofort zurück.
Entsetzt hob Skyler den Kopf und starrte den Wolf an. Sie sah, wie sich seine Pfote umformte, sein Körper sich wand und verzerrte, die Schnauze länger und zu einem abstoßenden Schädel wurde, der auf einem Körper, halb Mensch, halb Wolf, thronte. Der Mund verzog sich zu der Parodie eines Lächelns und entblößte spitze, fleckige Zähne.
Skyler gefror der Atem in den Lungen. Sie konnte sich nicht rühren, nicht einmal daran denken, Francesca oder Gabriel zu rufen. Sie konnte nur dastehen und auf ihren Tod warten.
In diesem Moment brach ein großer schwarzer Wolf aus den Bäumen, jagte mit gewaltigen Sätzen über den Boden und stieß sie mit der Schulter aus der Reichweite des Vampirs. Eisblaue Augen glühten vor Kälte, als der Wolf mitten im Sprung herumfuhr und seine Zähne in die Kehle des Vampirs schlug, der gerade versuchte, seine Gestalt zu verändern. Mit seinen schweren Muskeln warf der Wolf das Geschöpf um, bevor es Gelegenheit hatte, die eine oder andere Gestalt anzunehmen. Mächtige Kiefer packten die entblößte Kehle und schlugen zu.
Schau nicht hin !
Der Befehl erklang scharf und deutlich in Skylers Kopf. Sie kniff die Augen fest zu, doch das half nicht, das Geräusch auszusperren, das entstand, als Fleisch von den Knochen gerissen wurde, oder die gellenden Schreie und das Knurren und Geifern des Untoten zu dämpfen. Die Stimme traf sie wie ein Peitschenschlag. Sie spürte Tropfen, die wie glühend heiße Funken durch ihre Handschuhe und Haut bis zu ihren Knochen durchdrangen, und konnte einen kurzen Entsetzensschrei nicht unterdrücken.
Das Knurren wurde lauter, das Kreischen schriller und qualvoller. Skyler vergrub ihr Gesicht in den Händen, um nichts zu sehen, konnte aber das morbide Grauen nicht abschütteln, das sie dazu trieb, ihre Finger zu spreizen und hindurchzuspähen. Dimitri war wieder ein Mann – nein, kein Mann. Er war ein karpatianischer Krieger durch und durch. Seine Augen blitzten vor Zorn, und sein Mund war zu einem grausamen, unbarmherzigen Strich zusammengezogen. Muskeln strafften sich auf seinem Rücken und wölbten sich an seinen Armen, als er seine Faust in die Brust des Vampirs hieb und seine Finger um das geschwärzte, verdorrte Herz schlang. Ein grauenhafter schmatzender Laut war zu hören, und das Kreischen wurde noch schriller. Blut spritzte in einem weiten schwarzen Bogen. Skyler hielt schützend die Hände vors Gesicht, doch das Blut tropfte auf ihre Handschuhe und fraß sich sofort durch Stoff und Haut.
Skyler keuchte vor Schmerzen und stieß beide Hände in den Schnee, während sie entsetzt beobachtete, wie Dimitri das Herz des Vampirs aus der Brust riss und es weit von sich schleuderte. Der Untote setzte sich verzweifelt zur Wehr, kratzte und biss und riss tiefe Wunden in Dimitris Haut. Säure verbrannte den Jäger an Hals, Brust und Armen, als er ein Gewitter heraufbeschwor und Blitze über den Himmel zucken ließ.
Skyler, die aus dem Augenwinkel eine Bewegung auffing, wandte sich ab, um den Vampir nicht anschauen zu müssen, sah aber stattdessen, wie das schwarze Herz über den Schnee rollte, um zu seinem Herrn zurückzukehren, und dabei ihren Händen bedrohlich nahe kam. Mit einem Schrei des Entsetzens riss sie ihre Hände aus dem Schnee, wandte sich um und übergab sich.
Ein Blitz schlug in das Herz des Vampirs ein und setzte es in Brand. Im letzten Moment teilte sich der Blitz und bildete zwei Stränge, von denen einer den Vampir, der andere das Herz traf. Ein widerwärtiger Gestank lag in der Luft, und schwarzer Rauch stieg auf, der gleich darauf ebenso wie der grauenhafte Schrei des Untoten verwehte.
In dem Schweigen, das folgte, hörte Skyler ihr Herz überlaut in ihren Ohren hämmern. Sie hob den Kopf und begegnete Dimitris Blick. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Er sah so stark aus – unbesiegbar. Seine blauen Augen waren kalt wie Eis, und doch brannten sie sich durch ihre Haut bis zu den Knochen und versengten sie. Als er sich bewegte, blinzelte sie, und der Bann war gebrochen. Skyler wich unwillkürlich zurück, als sein Zorn sie wie eine Woge überschwemmte, mit einer solchen Wucht, dass sie sich duckte und beinahe in die Knie gegangen wäre. Ein leiser
Weitere Kostenlose Bücher