Dunkles Feuer
verstehen, dass sie sich weiter zurückziehen sollten.
Geduckt hasteten sie auf eine Gruppe Dünen zu. Das Panzerfeuer erstarb, das konnte nur bedeuten, dass im Schutz der anrückenden Tanks feindliche Soldaten auf ihre Stellung zuhielten.
Bald würde es vorbei sein.
Die Luft flirrte über der Wüste, und die steigenden Temperaturen brachten die Soldaten zum Schwitzen. Kein Lufthauch bewegte den Sand.
Lieutenant Steve Sanders stand auf einer Anhöhe und beobachtete die Umgebung. Er erwartete nicht, etwas zu sehen.
Seine Männer lagen unter den Tarnzelten neben ihren Panzern und dösten. Ihre Einheit, bestehend aus sechs M1-Abrahams Kampfpanzern, wurde als vorgeschobener Beobachtungsposten eingesetzt, der die gegnerischen Stellungen im Auge behalten sollte, aber niemand rechnete ernsthaft mit einer Gegenoffensive. Die Tage vergingen in ermüdender Langweile. Außer den täglichen Wartungsaufgaben gab es für seine Untergebenen nichts zu tun. Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt.
Steve Sanders wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als er Sergeant Murphy hektisch winken sah. Mit weiten Schritten ging Sanders die Düne hinunter. Seine Stiefel versanken bis über die Knöchel im Sand, und er hatte das Gefühl, durch eine Sumpflandschaft zu waten. Als er Murphy erreichte, glänzte dessen von der Sonne gerötetes Gesicht noch mehr als üblich.
„Was gibt’s, Sergeant?“, fragte er.
„Sir, wir haben den Funkspruch einer Einheit aufgefangen, die verzweifelt versucht, das Air Force Kommando in Riad zu erreichen.“
„Um was geht es in dem Funkspruch?“, wollte Sanders wissen.
„Echo, Bravo, Hotel, X-Ray 7 an Basis“, las Murphy vor. „Stehen unter schwerem feindlichem Beschuss. Die Lage ist ernst. Können uns nicht mehr halten. Bitten um sofortige Luftunterstützung.“ Der Sergeant ließ den Zettel sinken. „Danach haben sie ihre Position durchgegeben und die Meldung wiederholt.“
„Hat Riad den Funkspruch bestätigt?“
„Nein, Sir. Im Augenblick werden wir von atmosphärischen Störungen überlagert. Selbst wir hatten Mühe, die Nachricht zu verstehen.“
„Haben Sie geantwortet?“
„Nein. Der Befehl lautet, die eigene Stellung nicht zu verraten. Jeder Funkverkehr ist untersagt.“
„Kommen Sie mit, Murphy“, befahl Sanders. Er hastete zum Kartentisch, der im Schatten des Tarnnetzes stand. „Zeigen Sie mir die Position der Einheit auf der Karte.“
Murphy beugte sich über den Tisch. Sein Zeigefinger fuhr einer unsichtbaren Linie folgend über die zweidimensionale Landschaft. „Wir sind hier, Sir. Die Einheit müsste sich ungefähr dort aufhalten.“
„Wie weit sind sie von unserer Stellung entfernt?“
„Vierzig Meilen. Wahrscheinlich weniger.“
Sanders betrachtete die Karte. Was zum Himmel machte eine Einheit so weit hinter der Kampflinie?
„Wie stehen die Chancen, dass der Funkspruch Riad noch erreicht?“
Sergeant Murphy ahnte, worauf sein Zugführer hinauswollte. Ein flaues Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. Trotzdem antwortete er wahrheitsgemäß. „Bei den Störungen, die wir im Augenblick haben, würde ich sagen - null Chance.“
„Das dachte ich mir“, sagte Sanders entschlossen. Mit seinen nächsten Worten setzte er sich über alle geltenden Befehle hinweg. „Murphy, geben Sie Alarm. Wir rücken aus!“
Das Dröhnen der Motoren hätte eine Unterhaltung im Kampfpanzer ohne Kopfhörer und Bordfunk unmöglich gemacht, aber während das Metall vibrierte, da der Panzer mit Höchstgeschwindigkeit durch die Wüste pflügte, und alle kräftig durchgeschüttelt wurden, hielt sich der Lärm für die Besatzung in Grenzen.
Im Inneren des Panzers herrschte eine stickige Luft, die durch die Dieselabgase noch verstärkt wurde. Allen lief der Schweiß am Körper hinab, rann beißend in die Augen, machte die Uniformen zu feuchten Lappen.
Sergeant Tom Meyers fuhr das schwere Gefährt, als würde er sich mit einem Sportwagen auf dem Highway befinden und summte dabei einen Country-Song, der von der Weite der Prärie handelte.
Sanders grinste. Sein Fahrer ließ sich niemals aus der Ruhe bringen. Auch die Tatsache, dass sie ohne Befehl durch die Wüste rasten und nicht wussten, was sie erwartete, wenn sie auf den Feind trafen, konnte Meyers nicht erschüttern.
„Wie lange noch?“, rief Sanders in das Mikrofon, das an einem Bügel vor seinem Mund befestigt war.
„Wir sind gleich da“, kam aus dem Kopfhörer zurück.
„Richtschütze, bereit machen. Alle Waffen Feuer
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