Dunkles Feuer
Durch ein vom Präsidenten zugelassenes Passwort konnte er sich jederzeit in die umfangreichen Datenbanken des CIA, FBI und des NSA einloggen.
Major Holden befahl ihm, Informationen über sämtliche bekannten und in den USA befindlichen chinesischen Geheimdienstagenten abzurufen und nach einem Mann zu suchen, der aus der Region Hubai stammte. Wahrscheinliches Geburtsjahr zwischen 1960 und 1970.
Kevchek sollte sich eine Kopie des Bandes aushändigen lassen, auf dem das Gespräch zwischen John Chen und dem Unbekannten festgehalten war und das Ganze einer Stimmanalyse unterziehen.
Die CIA verfügte über eine ansehnliche Bibliothek von aufgezeichneten Gesprächen, die zum Teil aus der UNO stammten, aber auch aus abgehörten Gesprächen der Botschaften fremder Staaten auf amerikanischem Boden kamen.
Als Kevchek gegangen war, hob Holden den Hörer seines Telefons ab. McIvor musste sofort über die neue Lage informiert werden. Während er auf die Verbindung wartete, schweiften seine Gedanken zurück in die Vergangenheit.
Steve Sanders, dachte er, in was bist du da bloß hineingeraten?
16. Kapitel
Die Vergangenheit, AN NUKHAYB, Irak,
Die Granateinschläge kamen immer näher. Sandfontänen stiegen wie riesige Zeigefinger zum wolkenlosen Wüstenhimmel auf und bedeckten alles mit einem feinen Staub.
Captain Holden hatte hinter einer flachen Düne Schutz gefunden. Um ihn herum gruben sich seine Männer ein. Ihre Gewehre waren in Richtung des herannahenden Feindes ausgerichtet, aber noch war von der gegnerischen Infanterie nichts zu sehen. Die irakischen Panzer beherrschten das Feld.
Holden schob seinen Kopf über den Sand und blickte durch ein Spezialfernglas. Er konnte neun Panzer, zumeist russische T-72 und T-80 ausmachen, die sie von einem Hügel aus unter Feuer nahmen.
Seine Einheit hatte keine panzerbrechenden Waffen dabei. Ein leichtes Maschinengewehr, das Sanchez bediente, sandte den stählernen Kolossen ein spärliches Abwehrfeuer entgegen, konnte aber nichts ausrichten. Holden gab ihm den Befehl, das Feuer einzustellen. Das MG erregte nur die Aufmerksamkeit der irakischen Panzer, die anfingen, sich auf seine Gruppe einzuschießen.
Holden fluchte leise. Der verdammte Sand kitzelte in der Nase und trocknete den Mund aus. Seine Zunge fühlte sich inzwischen wie ein Stück Holz an.
Seit zwei Stunden lagen sie in der prallen Sonne. Es gab keinen Schatten und die Temperaturen hatten jedes erträgliche Maß längst überschritten.
Er und seine Männer waren auf dem Rückweg von einer nächtlichen Aktion hinter den feindlichen Linien gewesen, bei der sie, mit Fallschirmen abgesetzt, in einer Blitzaktion einen gegnerischen Kommandostand ausgehoben hatten. Eigentlich hätte sie ein Hubschrauber abholen sollen, aber sein Trupp war zu spät am Treffpunkt angekommen, und die Maschine drehte im beginnenden Tageslicht bereits ab.
Holden hatte per Funk den Auftrag bekommen, sich zu Fuß auf den Heimweg zu machen. Zwei Stunden lang war alles glattgegangen. Sie glaubten schon es zu schaffen, als sie von einer motorisierten Kompanie Irakis, der auch neun Panzer angehörten, abgefangen worden waren.
Nun saßen sie tief in der Scheiße und Holden wusste, wenn kein Wunder geschah und die Luftunterstützung rechtzeitig eintraf, waren sie erledigt.
Von den ursprünglich vierzig Mitgliedern seiner Truppe waren nur noch sechsundzwanzig Mann am Leben, die anderen waren beim ersten Aufeinandertreffen mit dem Feind gefallen.
Die Namen zogen in seinem Geist vorbei. Es waren Namen, die er gut kannte. Namen von Freunden und Kameraden. Nun waren diese Männer tot, und sie würden es auch bald sein.
„He, Johnson“, rief er über den Gefechtslärm dem Funker der Einheit zu. „Was ist mit der Verbindung?“
„Sieht nicht gut aus, Captain. Ich komme einfach nicht durch.“
„Versuchen Sie es weiter.“
Privat Johnson, dreiundzwanzig Jahre alt, mit dem pickeligen Gesicht eines Teenagers, nickte verbissen. Holden konnte seine Verzweiflung sehen. Es war sein erster Kampfeinsatz. Seine Feuertaufe. Es muss schlimm für ihn sein, dachte er.
Sein Blick wanderte wieder dem Feind entgegen.
Warum stießen die Panzer nicht vor? Wo war die gegnerische Infanterie? Was zur Hölle lief da?
Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende geführt, da wehte der Motorenlärm der Panzer über seine Stellung hinweg.
Sanchez blickte ihn fragend an. Holden schüttelte den Kopf. Kein Abwehrfeuer. Mit einer Handbewegung gab er seinen Männern zu
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