Dunkles Feuer
Aufstieg für einen verschwiegenen Jungen, der seine Kindheit auf einer Farm in Virginia verbracht hatte ...
Zwei Stunden hatten Holden und Sanders sich unterhalten, gemeinsam gelacht, dann hatte er Abschied von dem Mann genommen, dem er sein Leben verdankte.
Sie waren sich nicht wieder begegnet, aber Tausende von Meilen entfernt, kreuzten sich nun ihre Wege erneut.
17. Kapitel
Als es an der Tür des Apartments leise klopfte, dachte Eve zuerst, Richard habe seinen Schlüssel vergessen, aber als sie ihren Rollstuhl durch die Wohnung schob, erinnerte sie sich, dass ihr Mann die Angewohnheit besaß, zweimal kurz hintereinander zu klopfen, diesmal gab es aber nur ein kurzes Pochen gegen das Holz. Vorsichtig rollte sie zur Tür.
„Wer ist da?“
„Steve“, klang es gedämpft zurück.
„Steve?“
„Ja, ich bin es.“
Verwirrt, mit widerstreitenden Gefühlen, drehte sie den Türknopf und ließ ihn herein.
Sein Anblick weckte all die verschütteten Gefühle. Er stand schüchtern im Türrahmen. Seine braunen Augen sahen sanft auf sie herab. Wie fast immer war sein Haar verstrubbelt. Er war sportlich gekleidet, in Jeans und Sweatshirt. Eve konnte deutlich das Muskelspiel unter seiner Kleidung sehen. Anscheinend machte ihn dieses Treffen ebenso nervös wie sie. Ein Wohlgefühl ließ ihren Körper erschauern. Ihr Herz klopfte bis zum Hals.
„Komm herein“, sagte sie.
Sie wendete den Rollstuhl und wollte sich anschieben, aber da spürte sie, wie er den Griff fasste und sie langsam vorwärts schob. Eve ließ sich zurücksinken. Für einen Moment schloss sie die Augen, stellte sich vor, dass es immer so sein könnte.
Im Wohnzimmer türmte sich ein Stapel aufgeschlagener Frauenzeitschriften, ein Anblick, der ihr unangenehm war. Sie mochte keine Unordnung, wenn Besuch da war.
Steve schob sie neben das Sofa, bevor er selbst darauf Platz nahm. Sein Blick wanderte durch das Zimmer. Eves eigenwilliger Geschmack offenbarte sich in der Anordnung und der Auswahl der Möbel.
Sämtliche Möbel, auch die Schränke waren aus hellem Naturholz. Daneben nahmen postmoderne Skulpturen ihren Platz ein, gaben dem Raum einen Kontrast. Auf dem Steinfußboden lagen handgewebte Teppiche mit farbenfrohen Motiven. Es war ein Raum, der einen herausforderte, über den Bewohner nachzudenken.
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte Eve.
„Nein.“
Ihr Blick ruhte auf ihm. Sie bemerkte sein erschöpftes Aussehen.
„Ist was mit dir?“
Steve sah auf. „Weißt du, wo Richard ist?“
Eve schüttelte den Kopf. Eine Geste, die eine Strähne ihres blonden Haares vor die Augen fallen ließ. „Richard ist heute Morgen schon früh aus dem Haus. Ich dachte, er wäre ins Büro gegangen.“
„Da war er nicht“, entgegnete Steve. „Er hat angerufen und ausrichten lassen, dass er heute nicht mehr kommt, aber ich muss ihn unbedingt sprechen. Es ist wichtig.“
Eve antwortete nicht darauf, was hätte sie auch sagen sollen. Richard erzählte ihr nur selten von den Ereignissen, die MedicSoft betrafen. Wahrscheinlich war es nur ein geschäftliches Problem, das Steve bedrückte.
„Eve, wir sind in großer Gefahr.“
„Gefahr?“, fragte sie ungläubig nach.
Steve war nicht der Mensch, der mit solchen Dingen übertrieb. Normalerweise konnte ihn nur wenig aus der Ruhe bringen. Ein Erbe seiner Kindheit auf dem Lande, dort, wo das Leben einem eigenen Rhythmus folgte und die Natur den Takt angab.
Und dann brach es aus ihm heraus. Er erzählte Eve die ganze Geschichte. Von dem erfolgreichen Vortrag in Dallas, der neuen Hoffnung auf eine bessere Zukunft für MedicSoft , der Absage der Universität und dem Entzug des lebenswichtigen Etats.
Das meiste kannte sie schon, aber als er auf Gershams Übernahmeangebot zu sprechen kam, wurden ihre Augen groß. Richard hatte diese Tatsache mit keinem Wort erwähnt.
Steve sprach weiter. Er hatte die vielen Millionen abgelehnt, nachdem er herausfand, dass die Armee hinter der ganzen Sache steckte und Prometheus für ihre eigenen Zwecke missbrauchen wollte. Er berichtete von der Auseinandersetzung mit Richard, seinen Drohungen. Als er von Tom Meyers Tod sprach, wurde seine Stimme brüchig und verklang schließlich in einem leisen Schluchzen.
Eve war aufgewühlt. Sie hatte Steve noch nie weinen sehen. Sein Körper schüttelte sich in Krämpfen, und die Tränen rannen zwischen seinen Fingern hervor.
Ihre Hand zögerte, verharrte für eine Sekunde schwebend in der Luft, dann strich sie ihm tröstend durch
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