Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kenlock
Vom Netzwerk:
Hände tasteten Meyers Körper ab. Der Gurt war noch nicht gelöst. Er zog daran, aber der Gurt gab nicht nach. Nicht einen Millimeter.
    Neben seinem Gesicht erschien aus dem Nichts eine blendend weiße Stichflamme und versengte seine Wange und seine Stirn, bevor sie wieder unter der Abschottung verschwand. Nun sah er überhaupt nichts mehr. Allein dem Gefühl seiner Hände vertrauend, suchte er nach der Gurtschließe. Schließlich berührten seine Hände glühendes Metall und zuckten zurück. Für einen Sekundenbruchteil konnte er fühlen, dass sich die Schließe verzogen hatte. Unmöglich, sie aufzubekommen.
    Steve zögerte nicht. Seine Hand fuhr an den Gürtel, zog das Army-Messer aus der Scheide. Verzweifelt versuchte, er den Gurt zu zerschneiden. Tom Meyers war inzwischen bewusstlos geworden. Sein schlaffes Gewicht behinderte Steve, der den schweren Körper immer wieder zur Seite schieben musste, um ein wenig Platz für die Klinge zu haben.
    Endlich war es geschafft. Er fasste Tom mit beiden Armen unter den Achseln hindurch, hob ihn mit einer gewaltigen Anstrengung aus dem Sitz und schleifte ihn auf dem Rücken kriechend auf das Stück Helligkeit zu, das er für den Ausstieg hielt.

    Der letzte irakische T-80 wurde von den amerikanischen Kampfpanzern in ein vernichtendes Kreuzfeuer genommen. Mehrere Treffer schlugen in den Spalt zwischen Turm und Karosserie ein und rissen die Metallhaut auf. Schließlich löste sich der Turm und rutschte über die Panzerung hinab in den glühenden Sand. Von der feindlichen Besatzung überlebte niemand.
    Mit dröhnenden Motoren hielten die Abrahams an. Soldaten sprangen heraus, rannten zu Steves brennendem Kampffahrzeug hinüber.

    Captain William Holden verfolgte, wie die amerikanischen Kampfpanzer den Feind in Stücke schossen. Nun blickte er fassungslos auf einen Abrahams, der wie ein sterbendes Tier im Sand lag. Der Motor war abgestorben, und die Raupenkette drehte sich nicht mehr. Trotzdem konnte er selbst aus dieser Entfernung erkennen, dass immer neue Flammen unter dem Metall hervor schossen.
    Holden gab den Mitgliedern seiner Truppe den Befehl, die Stellungen zu verlassen. Gemeinsam hasteten sie ihren Rettern entgegen.
    Als sie die Panzergruppe erreichten, sah Holden zu seiner Erleichterung, dass alle Männer der Besatzung den zerstörten Panzer verlassen hatten und nun von eigenen Sanitätern in sicherer Entfernung versorgt wurden. Neugierig trat er näher.
    Zwei Männer waren dem Chaos unverletzt entkommen, ihr Husten klang durch die Stille der Wüste, aber der Panzerkommandant und der Fahrer schienen schwer verletzt zu sein.
    Die Sanitäter wickelten dicke Bandagen um die Gesichter und Hände der Männer. Beide waren ohnmächtig, was bei diesen Verletzungen eine Gnade war. Holden konnte ein Stück Haut auf dem Handrücken des Kommandanten sehen. Es war ein furchtbarer Anblick. So, als habe jemand an einer Tomate die Schale abgebrüht, schälten sich schmale Steifen herunter, ringelten sich wie winzige Schlangen auf. Aus Holdens Magen stieg Säure bis in seine Kehle, und er musste heftig schlucken, um sich nicht zu übergeben. Neben ihm stand ein fremder Soldat.
    „Wir verdanken euch unser Leben“, sprach er ihn an.
    Der andere nickte. Seine Augen waren auf die verletzten Kameraden gerichtet.
    „Wie heißt der Mann?“, Holden deutete auf den Kommandanten.
    „Lieutenant Steve Sanders.“

    Holden saß hinter dem Schreibtisch, während der Rest seiner Spezialgruppe in hektischer Betriebsamkeit die Halle mit Leben erfüllte.
    Die Erinnerung war so stark, dass er glaubte, den Geruch der Wüste wahrzunehmen, das Einschlagen der Granaten zu hören. Es war lange her, und doch schien es ihm wie gestern. Sein Weg und der Weg von Steve Sanders hatten sich nur noch ein Mal in einem mobilen Lazarett weit hinter der Front gekreuzt, als er seinen Retter besuchte, um ihm zu danken.
    Die meisten von Sanders Verletzungen waren nur oberflächlicher Natur, aber die Narben der Verbrennungen an den Armen und Händen würde er sein Leben lang behalten.
    Holden wusste, dass kein Verfahren wegen Nichtbefolgung eines Befehls gegen Sanders eingeleitet werden würde, ein Umstand, der ihn beruhigte. So wie die Sache aussah, würde Steve Sanders eine Auszeichnung für Tapferkeit bekommen. Die Rettungsaktion war durch sämtliche Medien gegangen und erwies sich als werbewirksam.
    Holden lächelte, schon zwei Mal hatte Sanders Foto die Titelseite von Stars & Stripes geziert. Ein ordentlicher

Weitere Kostenlose Bücher