Dunkles Feuer
Baumstämmen errichtet war. Zwei winzige Fenster, je eines auf beiden Seiten der Tür, wirkten wie matte Augen, die ihn neugierig betrachteten.
Nicht viel Platz, um sich da drin irgendwo zu verstecken, dachte Richard. Jetzt kann er mir nicht mehr entkommen.
Er schlich näher und lugte durch eines der Fenster.
Was für ein Glück! Steve lag angezogen auf dem Bett und schlief. Richard konnte erkennen, dass seine Augen geschlossen waren und sich der Brustkorb regelmäßig hob und senkte.
Er überlegte, ob er die Tür aufreißen und Steve erschießen sollte, aber dann kam ihm eine bessere Idee. Eine viel bessere Idee.
Wenn die Polizei Steves Leiche fand, und die Cops fanden Leichen immer, egal wie gut man sie versteckte, würden sie sich fragen, wer wohl einen Grund hatte, Steve Sanders voll Blei zu pumpen.
Richard wusste, dass die Ermittler recht bald auf ihn kommen würden, schließlich hatte er am meisten durch Steves Tod zu gewinnen.
Nein, er würde die Sache wie einen tragischen Unfall aussehen lassen. Steve war eingeschlafen, und das Feuer war aus dem kleinen Gussofen ausgebrochen. Trockenes Holz konnte sich ja so schnell entzünden. Leider keine Chance für Steve zu entkommen, die Sache war einfach zu schnell gegangen. Tragisch, aber Unfälle dieser Art geschahen immer wieder.
Zufrieden mit der Einfachheit seines Plans schlich Richard zurück zu seinem Wagen, um den Ersatzkanister mit Benzin zu holen.
John Chen zuckte zusammen, als plötzlich sein Handy läutete. Erschrocken zog er das Steuer nach rechts und wäre beinahe von der Fahrbahn abgekommen, aber gleich darauf brachte er den Wagen wieder unter Kontrolle. Neben ihm fluchte Dao Npei abwechselnd auf Mandarin und Kantonesisch.
Sie fuhren schon seit Stunden durch die Nacht. John setzte darauf, dass der Chinese sich hier nicht auskannte, versuchte Zeit zu gewinnen, indem er weite Umwege fuhr, aber inzwischen wurde Npei misstrauisch und fragte immer öfter, wie weit es noch sei.
Zu dieser Stunde waren nur wenige Fahrzeuge unterwegs. Nieselregen setzte ein, und wenn die gigantischen Trucks mit ihrer Fracht an ihnen vorbeidonnerten, spritzte das Wasser bis zur Windschutzscheibe hoch. Die Wischerblätter des Civic waren abgenutzt, und bald konnte er kaum noch die Straße erkennen.
Wieder und wieder klingelte sein Handy. Dao Npei sagte ihm nicht, wie er sich verhalten sollte. Die Waffe in seiner Seite bewegte sich keinen Millimeter. Der Agent blickte weiterhin zum Fenster hinaus, obwohl es nichts zu sehen gab.
„Was soll ich machen?“
„Lass es klingeln.“
„Es könnte Sanders sein.“
Npei zögerte kurz. „Also gut, aber ich warne dich. Sag kein falsches Wort.“
Der Lauf der Automatik bohrte sich tiefer zwischen Chens Rippen. John ging vom Gas, fuhr jetzt nur noch mit einer Geschwindigkeit von 25 Meilen pro Stunde und angelte das Telefon aus der Innenseite seiner Sportjacke. Es war nicht Steve.
„John?“, meldete sich Eve Turner.
Chen sah kurz zu Npei hinüber und schüttelte leicht den Kopf, damit dieser wusste, dass nicht Sanders am Apparat war. Der Geheimagent zog die Waffe zurück und beugte sich zu Chen hinüber, damit er das Gespräch mithören konnte.
„Ja, Eve?“
„Wo bist du jetzt?“
„Auf dem Weg zur Hütte.“
„John, hör’ mir jetzt bitte genau zu. Richard will Steve umbringen. Ich habe ein Gespräch zwischen ihm und Liz belauscht, sie planen, Steve zu töten. Ich wusste das bereits, als wir miteinander telefoniert haben, aber ich habe geglaubt, Richard von seinem Vorhaben abbringen zu können. Nun denke ich das nicht mehr, denn Richard hat nach unserem Telefonat blitzartig die Wohnung verlassen. Ich fürchte, er hat unser Gespräch belauscht und ist jetzt auf dem Weg zu Steve. Wenn du ihn nicht rechtzeitig warnst, könnte es zu spät sein. Steve hat von all dem keine Ahnung und wird nicht misstrauisch werden, wenn Richard plötzlich auftaucht. Du musst dich beeilen, oder es ist zu spät.“
John wusste, dass es schon jetzt zu spät war. Durch seinen Versuch, Zeit zu gewinnen, hatte er sich um die einzige Chance gebracht, das Unglück noch aufzuhalten, aber er musste es zumindest versuchen.
„In Ordnung, Eve“, versuchte er, sie zu beruhigen. „Ich bin nicht mehr weit von der Hütte. Es wird alles gut gehen.“
Eve Turner verabschiedete sich mit einem Seufzer der Erleichterung, die John nicht teilen konnte. Er hatte gelogen.
Die Wahrheit war, dass er noch mindestens eine Stunde bis zur Hütte brauchte. Er
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