Dunkles Feuer
der Luft. Steve begann endlich, sich zu entspannen.
Er stapfte vom Ufer den schmalen Weg zur Hütte hinauf. In seinen Händen trug er, an einer Schnur aufgefädelt, zwei Fische. Er hatte den Nachmittag und den Abend mit Angeln verbracht, und die Nähe zu seinem verstorbenen Vater, mit dem er oft hier gewesen war, in seinem Inneren gefühlt. Da er keine Zeit gehabt hatte, von zu Hause geeignete Kleidung mitzunehmen, trug er die Kleidung seines Vaters; eine abgetragene Wanderjacke, Baumwollhemd, Jeans und Stiefel.
Steve trat durch die einzige Tür der Hütte, ging zur hinteren Wand des Raums, der Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche zugleich war, bückte sich und öffnete eine Bodenluke, die fast unsichtbar zwischen den rohen Holzdielen eingelassen war.
Ohne eine Taschenlampe einzuschalten, stieg er die kurze Leiter hinunter in den natürlichen Vorratsraum, der tief in die Erde gegraben war und durch seine Kühle die Lebensmittel frisch hielt.
Hier unten gab es zwei Regale, die auf dem festgestampften Boden standen, in denen sich Konserven, Mehl, Wasserflaschen und Obst stapelten. Steve hatte auf der Fahrt zur Hütte kurz Halt gemacht und in einem Supermarkt Vorräte eingekauft.
Er hängte die beiden ausgenommenen Fisch an einen Haken in der Wand. Dabei stieß er das Jagdgewehr seines Vaters um. Es war schon seit Jahren nicht benutzt worden, und Steve hatte gleich, nachdem er sich eingerichtet hatte, das Gewehr gereinigt und geölt. Die Waffe versprach etwas Sicherheit. Zumindest konnte er sich wehren, falls man ihn aufspüren sollte. Er hob das Gewehr auf und lehnte es gegen die Wand, bevor er die Leiter wieder hochstieg und die Luke schloss.
In der Hütte war es inzwischen empfindlich kalt geworden. Da es hier draußen keinen Strom gab, musste Petroleum für Licht und ein eiserner Gussofen für Wärme sorgen.
Steve nahm ein paar Holzscheite, öffnete die Klappe, legte das Holz hinein, unter das er Zeitungspapier und Späne stopfte. Als er das Brennholz entzünden wollte, zitterten seine Hände. Nach all den Jahren, die vergangen waren, hatte er immer noch unbeschreibliche Angst vor offenem Feuer, und er zögerte, das Streichholz anzureißen.
Seit dem Vorfall im Irak, als er Tom Meyers aus dem brennenden Panzer gerettet hatte, bestimmte diese Angst einen Teil seines Lebens. Feuer in jeder Form weckte die Furcht vor dem Flammentod in ihm.
Nach dem Krieg hatte ihn die Army zur Genesung in ein Militärhospital nach Deutschland geschickt. In Ramstein, einem wunderschönen, altertümlichen Ort, waren seine äußerlichen Wunden verheilt, aber er mied Feuer, wo immer es ging. Liz hatte sich ein Haus mit offenem Kamin gewünscht, aber für ihn war allein die Vorstellung mit einem flackernden Feuer in einem Raum zu sein, ein erdrückender Alptraum. Nun, diesmal hatte er keine Wahl!
Reiß dich zusammen! rief er sich innerlich zur Ordnung. Es kann nichts passieren. Du zündest jetzt dieses Feuer an, oder du frierst die ganze Nacht.
Er verbrauchte mehrere Streichhölzer, bis endlich die ersten Flammen aus dem Papier züngelten. Für einen Moment starrte er fasziniert in das erwachende Feuer, versank sein Blick in den wechselnden Farben, die immer neue Formen schufen, dann warf er heftig die Klappe zu und ging zum Bett hinüber. Sein Herz raste. Er musste sich erst einmal beruhigen.
Er zog weder die Jacke noch die Stiefel aus und warf sich so, wie er war auf die Matratze. Mit geschlossenen Augen lauschte er seinem Atem. Kurz darauf war er eingeschlafen.
Die Nacht warf ihre lange Schatten über das Land und gab den Bäumen und Büschen gespenstische Formen. Richard trat vorsichtig auf die kleine Lichtung hinaus. Seine Augen suchten die Gegend ab, bis er Steves parkenden Jeep entdeckte. Endlich war es soweit!
Er zog seinen Revolver Colt Trooper aus dem Hosenbund und überprüfte die Sicherung. Die Waffe stammte aus seiner Studentenzeit, als er noch mit Kokain gedealt hatte, aber sie war nie benutzt worden. Nun würde er sie zum ersten Mal abfeuern.
Als sich seine Hand um den Griff schloss, vermittelte ihm die Waffe ein Gefühl von Unbesiegbarkeit, das sein Blut in Wallung brachte. Ja, endlich war es soweit!
Geduckt huschte er zwischen den Bäumen hindurch zur Hütte. Der Mond war aufgegangen und sein bleiches Licht reichte aus, damit er sich zurechtfand. Er selbst blieb im Schutz der Bäume.
Die Hütte war klein. Ein quadratischer Bau mit einer Seitenlänge von vier auf vier Meter, der aus rohen, ungeschälten
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