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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kenlock
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der kaum noch benutzt wurde, nahm Sergeant Henderson den Kopfhörer ab. Seine Finger drückten den Rückspulknopf des Sony-Minirecorders. Wenige Sekunden später signalisierte das Gerät mit einem leisen Klicken seine erneute Bereitschaft, aber heute würde es nicht mehr benötigt werden. Henderson löste vorsichtig die Krokodilklemmen von der Telefonleitung und wickelte das Kabel auf.
    Als alles unter seinem blauen Overall, der ihn als Heizungskontrolleur der Stadtwerke auswies, verstaut war, fischte er ein flaches Handy aus der Brusttasche seines Hemdes. Er drückte den dreistelligen Programmcode, der automatisch eine bestimmte Nummer wählte. Es gab kein Freizeichen. Unter dieser Nummer würde es auch nie eines geben.
    Niemand meldete sich, aber Henderson wusste, dass ein Band mitlief und seine Botschaft direkt weitergeleitet wurde.
    „Objekt 1 entdeckt“, sagte er leise.

    Der Verkehr rauschte unablässig vorbei, aber John Chen entdeckte kein Taxi darunter. Er steckte das Handy wieder in die Innentasche seiner Jacke und wollte gerade zur nächsten Ecke gehen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. Sein Herz wurde zu Eis.
    „Hallo Jin Chen“, flüsterte eine Stimme in sein Ohr. „Ich habe dich vermisst. Du bist neuerdings nicht mehr in der Firma zu erreichen, und zu Hause bist du auch nicht. Versuchst du, mir aus dem Weg zu gehen?“
    John wollte sich umwenden, aber die Mündung einer Waffe bohrte sich schmerzhaft in seine Seite.
    „Bleib ganz ruhig.“ Dao Npei sprach vollkommen emotionslos. „Erkläre mir einfach, warum ich das Programm noch nicht habe.“
    Menschen gingen vorbei, aber niemand achtete auf die beiden Männer, die außerhalb des Lichts der Straßenlaternen nur verschmelzende Schatten waren. John wusste, dass er nicht auf Hilfe hoffen durfte. Eine Bewegung, ein Laut und dieser Irre würde ihn auf offener Straße abknallen. Was danach mit seiner Mutter und seiner Schwester geschehen würde, daran mochte er lieber nicht denken.
    Es war aus!
    Er hatte gehofft, Npei so lange entkommen zu können, bis Steve eine Lösung einfiel, aber damit war es jetzt vorbei. Dao Npei war kein Mensch, der sich vertrösten oder mit billigen Ausreden abspeisen ließ. Er musste ihm die Wahrheit sagen, zumindest teilweise, oder er würde sterben.
    „Jemand ist in die Firma eingebrochen. Sanders hatte das Programm gegen fremden Zugriff gesichert, und der Diebstahl ging schief. Die Festplatte wurde automatisch gelöscht. Es gab für mich keine Möglichkeit mehr heranzukommen.“
    „Wer wollte Prometheus stehlen?“, fragte Npei verblüfft. Dass noch jemand anderes von dem Programm wusste und versuchte, es in die Finger zu bekommen, kam überraschend.
    „Die Amerikaner. Der Geheimdienst.“
    „Und woher weißt du das?“
    „Steve hat es mir gesagt. Ihm ist aufgefallen, dass er überwacht wird. Außerdem hat jemand versucht, ihn zu ermorden.“
    Dao schwieg einen Moment, ordnete das Gehörte ein. Wenn Chen nicht log, und Npei glaubte, dass er die Wahrheit sprach, denn er hatte viel zu große Angst, dann konnte es Schwierigkeiten bei der Durchführung seines Auftrags geben. An seiner Fähigkeit, die Aktion erfolgreich beenden zu können, zweifelte er keinen einzigen Augenblick.
    „Was ist mit Prometheus ?“
    „Es wurde gelöscht. Ich ...“
    Die Waffe wurde kurz zurückgezogen und dann in Chens Niere gehämmert.
    „Erzähl mir bloß keinen Scheiß. Das Programm ist pures Gold, so etwas löscht man nicht einfach.“
    John versuchte, zu Atem zu kommen, aber der Schmerz war gewaltig, seine Knie sackten ein. Npei griff schnell zu und hielt ihn fest, bevor er zu Boden sinken konnte.
    „Lächle du Schwein“, zischte der Agent, als ein junges Pärchen eng umschlungen an ihnen vorüberging. „Und sag’ mir jetzt die verfluchte Wahrheit, oder ...“ Den Rest ließ er unausgesprochen.
    „Es gibt eine Kopie“, keuchte John Chen.
    Npei grinste vergnügt. „Wo ist sie?“
    „Sanders hat sie.“
    „Und wo ist Sanders?“
    Als Chen nicht sofort antwortete, rammte ihm Npei die Waffe zwischen die Rippen.
    „In einer Hütte in der Chesapeake Bay“, würgte John hervor.
    Dao Npei packte ihn grob am Arm und zog ihn zu seinem parkenden Wagen. Er öffnete die Fahrertür und stieß John hinein.
    „Bring’ mich hin!“, befahl er.

23. Kapitel

    Die Nacht war hereingebrochen. Ein sanfter Wind strich über die Bay, brachte die Wipfel der Bäume zum Schwanken. Das Rauschen der Blätter und der Duft nach Harz lagen in

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