Dunkles Feuer
völlig ausgeschlossen, dafür liebte und respektierte er sie viel zu sehr.
Elisabeth leerte ihr Weinglas und sofort füllte der Page es nach. Sie wusste, sie sollte den Wein mehr mit Wasser verdünnen, aber das Glas war voll, bevor sie protestieren konnte. Sie stellte fest, dass sie gar nicht mehr wusste, wie oft der Page im Laufe des Abends nachgefüllt hatte. Er war einfach übereifrig, und sie zu sehr abgelenkt. Wahrscheinlich würde sie es am nächsten Tag bereuen, aber sie war es leid, immer über alles nachdenken zu müssen. An diesem Abend wollte sie einfach ein berauschendes Fest genießen. Morgen würde sie wieder vernünftig sein.
Frederik lächelte die Dame ihm gegenüber charmant an. Ein leeres Lächeln, das nur seine Lippen berührte. Aber sie bemerkte es nicht, so wie es die meisten anwesenden Damen nicht bemerkten. Es überraschte ihn, festzustellen, wie hohl und sinnlos er ihre Gesellschaft fand. Er erinnerte sich, dass er es bei früheren Gelegenheiten durchaus genossen hatte.
Doch das war, bevor er Elisabeth kennen gelernt hatte. Er lächelte selbstironisch. Na wunderbar, sie hatte ihn für alle anderen Frauen verdorben, weil ihm auf einmal ein schönes Gesicht, ein vollen Busen und eine schlanke Taille nicht einmal mehr für eine kurze Zeit genügten. Nein, auf einmal wollte er auch noch Geist und Verstand! Als ob eine Frau mit etwas Verstand auch nur in seine Nähe käme! Er kannte überhaupt nur eine solche Frau und das wahrscheinlich nur, weil sie als seine Gastgeberin ihm nicht ständig aus dem Weg gehen konnte.
Wie es aussah, würde er sein Leben wohl als Mönch beenden müssen. Was für eine amüsante Vorstellung. Wie enttäuscht all diese Damen doch darüber wären! Doch was kümmerte es ihn.
Am liebsten hätte er die ganze kichernde Damenschar stehengelassen und wäre zu Elisabeth gegangen, doch er verstand, dass sie auch mal allein mit ihrer Freundin reden wollte. Sie hatte ja nicht allzu oft Gelegenheit dazu. Es musste trotz Allem schwer für sie sein, so fernab von jeglicher Gesellschaft zu leben. Frederik verstand, dass der Graf nach dem Tod seiner Frau sich vom Hofleben zurückziehen wollte. Doch warum teilte Elisabeth dieses freiwillige Exil?
Er schaute zu ihr herüber. Sie war in ein angeregtes Gespräch mit einem jungen Mann vertieft. Das musste der zweite Sohn des Gastgebers sein. Ein angenehmer Junge, soweit Frederik es beurteilen konnte. Sein flammender Blick hing an Elisabeths Lippen, als seine Ohren jedes ihrer Worte aufsogen. Es war offensichtlich, dass der Junge bis über beide Ohren verliebt in sie war. Frederik lächelte. Er war noch ein Junge, kaum achtzehn. Er war gewiss nicht alt genug, um ihr Interesse zu wecken, auch wenn sie selbst nur wenig älter war, als er.
Elisabeth lächelte den Jungen an. War es Mitleid oder Zuneigung? Aus der Entfernung vermochte Frederik es nicht zu sagen. Auf jeden Fall schien sie seine Gesellschaft deutlich zu genießen. Ihre Augen glänzten und ihre Wangen waren leicht gerötet. Sie blickte ihn schelmisch an, während sie einen Schluck aus ihrem Becher nahm. Bevor der Page nachschütten konnte, hielt sie lachend ihre Hand darüber.
Sie war so entspannt, so fröhlich. So hatte er sie noch nie zuvor erlebt. Er wusste nicht, ob der Wein dafür verantwortlich war, oder einfach das Gefühl, den Pflichten der Hausherrin zu entkommen. Sie wirkte viel jünger und mädchenhafter. Zum ersten Mal fragte sich Frederik, wie alt sie eigentlich wirklich war.
Doch das spielte keine Rolle, sie war einfach unwiderstehlich.
Er malte sich den Erfolg aus, den sie beim Hof haben könnte. Unzählige Herzen würden ihr zu Füßen liegen, wenn sie es nur gewollt hätte.
Vielleicht war das der Grund. Sie wollte es nicht. Es war nichts Künstliches an ihr. Sie war einfach nur eine junge Frau, die die Gesellschaft ihrer Freunde genoss.
Es war schon lange nach Mitternacht, als Elisabeth sich Frederik näherte. Mit Erschrecken stellte sie fest, dass sie nicht mehr ganz sicher auf den Beinen war. Aber sie hatte Thommys angebotenen Arm ausgeschlagen. Sie sollte den Jungen nicht ermutigen. Sonst würde er vielleicht doch noch den Mut finden, sie endlich zu fragen, und sie wollte den Spielgefährten aus Kindheitstagen nur ungern verletzen.
Sie sah Frederik immer noch von Damen umringt. Wenigstens haben sich nun auch einige Ehemänner dazugesellt. Die schmollenden Gemahlinnen konnte sie nun pflichtbewusst an der Seite ihrer Gatten stehen sehen. Sie wollte es nicht
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