Dunkles Feuer
das kunstvoll wieder mit dem Federkleid bestückt wurde. In der Mitte des Tisches thronte sogar ein Fantasievogel mit ausgebreitetem Pfauenschwanz. Es gab kalten und warmen Fisch in unterschiedlichen Soßen, Wild, Pasteten, Ragouts und Süßspeisen. Elisabeth kam es vor, als nehme der Zug der Diener, die immer neue Köstlichkeiten auftischten kein Ende. Und dabei floss natürlich auch reichlich Wein, Met und sogar Ale, falls es einen danach verlangte. Elisabeth bemühte sich zwar, vom Wein nur zu nippen, als sie von den diversen Speisen probierte, trotzdem fühlte sie, wie er ihr langsam zu Kopf stieg. Immer öfter blickte sie in Frederiks Richtung, auch wenn sie sich bemühte, nicht diesen Anschein zu erwecken. Im Gegensatz zu den meisten anderen anwesenden Damen.
Es war einfach unglaublich. Elisabeth fand es schlicht abscheulich und würdelos, wie sich diese Frauen praktisch einem Mann anboten, den sie nicht einmal kannten. Sie war sich fast sicher, dass er einige mehr oder weniger direkte Angebote erhalten hatte.
Ihre eigenen Gedanken schockierten Elisabeth. Sie hatte sich sicherlich früher nicht erlaubt, derart schamlose Gedanken zu hegen. Es musste der Wein sein. Das und Margarets Geplapper darüber, wie sehnlich sie sich schon auf ihre Hochzeitsnacht freute. Was für ein Glück, dass ihr Bruder seinen Platz am Tisch aufgegeben hatte, um sich zu einigen Männern zu gesellen, die sich lautstark über Politik unterhielten. Sie hoffte bloß, in dem Lärm, würde niemand Margarets Worte hören.
Sie blickte verstohlen zu Frederik rüber. Gütiger Himmel! Sie sah gerade, wie Lady Clifford ihm etwas ins Ohr flüsterte und zu kichern anfing, wie ein Schulmädchen. Diese Frau war verheiratet! Auch wenn Elisabeth zugeben musste, dass ihr Ehemann, der zum Glück nicht in der Nähe war, im Vergleich zu Frederik eher langweilig wirkte.
Nun, wie auch immer, Frederik schien es nicht viel auszumachen, im Zentrum solcher Aufmerksamkeit zu sein. Wenigstens würde er jetzt einige von den Komplimenten loswerden können, die er bei ihr immer für sich behalten musste. Er war definitiv in seinem Element. Also versuchte sie einfach, ihn aus ihren Gedanken zu vertreiben und sich mehr auf das Gespräch mit Margaret zu konzentrieren, das wieder darum kreiste, wer von ihren Verehrern wohl der Glückliche sein würde.
»Oh, Vater sollte sich endlich mal entscheiden. Ich werde schließlich auch nicht jünger. Die meisten meiner Freundinnen sind schon längst verheiratet und haben Kinder. Bis auf dich, natürlich.« Sie sah Elisabeth an und kicherte. »Aber das wird sich bestimmt auch bald ändern.«
»Wieso denn?« Elisabeth war wahrlich erstaunt.
»Ach, nun tu doch nicht so.« Margaret sah sie verschwörerisch an. »Mir kannst du nichts vormachen. Ich sehe doch, wie du ständig zu ihm rüberschaust.« Als sie Elisabeths fragenden Blick sah, fuhr sie fort. »Du willst mir doch nicht erzählen, dass dein Vater den reizenden Earl eingeladen hat, ohne die Absicht, dich so schnell wie möglich mit ihm zu verheiraten? Ach, ich beneide dich. Ich wünschte, er würde mir den Hof machen.«
Elisabeth lächelte kalt. »Nun, ich würde das, was der Earl dort im Kreise der Damen macht, wohl kaum als ‚mir den Hof machen' bezeichnen.«
»Vielleicht solltest du ihn etwas mehr ermuntern. So Leid es mir tut, aber wenn du ihn immer so kühl wie deine anderen Verehrer behandelst, könnte eine andere ihn dir noch wegschnappen. Er ist immerhin die beste Partie in der Umgebung.«
»Ja, aber stört denn niemanden sein Ruf?«
»Der macht ihn ja gerade so anziehend, findest du nicht auch. Ach, es ist so aufregend!«
»Was meinst du?«
Margaret senkte ihre Stimme und errötete sogar leicht. »Stell dir doch vor, was er alles schon erlebt hat. Was meinst du denn, warum ihn die Frauen sonst so umkreisen? Sogar Lady Clifford.«
»Das frage ich mich allerdings auch. Ich würde nicht als eine weitere Trophäe in seiner Sammlung enden wollen. Du etwa?«
»Nein, natürlich nicht.« Margaret machte eine schmollende Miene wegen der ständigen Vernunft ihrer Freundin. »Aber ihn zu heiraten, das wäre etwas völlig anderes.«
»Wenn du meinst. Von mir aus kannst du gerne dein Glück versuchen.« Das ganze Gerede über Frederik und die Ehe machte Elisabeth nervös. Sie wusste, dass ihr Vater sich wünschte, sie würde endlich heiraten. Und sicherlich wäre er Frederik gegenüber nicht abgeneigt. Aber er würde doch niemals hinter ihrem Rücken vorgehen. Nein, das war
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